Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Aber falls es eine Verbindung gibt, müssen wir Julie da raushalten. Sollten wir es hier mit einem Drogenfall zu tun haben, holen wir die Kollegen von der Drogenfahndung dazu.«
»Und wenn Geld das Motiv ist?«, fragte Jeff, blickte sich um und stieß einen leisen Pfiff aus. »Erickson war reich.«
»Wir reden noch einmal mit der Witwe, ob irgendetwas fehlt, und überprüfen seine Finanzen. Ich spreche mit Pierce, dass er uns den anderen Fall überträgt, und du prüfst, ob Geld als Motiv infrage kommt. Bei der Drogenfahndung frage ich auch nach. Und es wäre hilfreich, zur Gerichtsmedizin zu fahren und auf eine schnelle Autopsie zu drängen. Ich sehe mal, dass ich einen zügigen und gründlichen Drogentest durchbekomme.«
Sollte sich eine Verbindung nachweisen lassen, konnte der Gerichtsmediziner die zusätzlichen Tests mit Priorität behandeln. Und waren in beiden Fällen Drogen im Spiel, könnten sie die DEA oder das FBI hinzuziehen und ihnen einen Teil der Laborkosten aufdrücken. Zudem war das FBI -Labor in Los Angeles besser ausgestattet als ihres.
Jeff sah in seine Notizen. »Die Ehefrau sagt, dass Erickson um kurz vor acht das Haus verließ, weil er eine neue Band sehen wollte. Er wünschte ihr viel Spaß mit ihrem Exmann und verabschiedete sich bis zum nächsten Tag. Daraus schloss sie, dass er entweder erwartete, dass sie mit ihrem Ex ins Bett ging, oder dass er außer Haus übernachten würde.«
»Hat sie das so gesagt?«
»Nicht wörtlich«, antwortete Jeff. »Ich lese zwischen den Zeilen.«
»Und dir gefällt das nicht.«
»Es ist nicht mein Job, über die Lebensweise anderer zu urteilen.«
»Aber?«
»Ich kapiere es nicht.« Jeff blickte sich über die Schulter um, ob die Witwe auch nicht mithörte, und flüsterte fast: »Sie hat nicht ein einziges Mal gesagt, dass sie ihn liebte. Sie mochte ihn, sie hat ihn respektiert, er brachte sie zum Lachen. Aber alle anderen haben George Erickson geliebt. Keiner würde ihn umbringen wollen. Warum hat sie ihn geheiratet?«
Auf dieses Terrain begab Grant sich lieber nicht. Jeff war noch neu in der Pacific Division, demnach wusste er wohl nicht, welcher Ruf Grant vorauseilte – egal, wie verdient oder unverdient er sein mochte.
Wieso interessierte ihn, was der große schwarze Exsportstar von ihm dachte? Sie mussten schließlich keine dicken Freunde werden. Jeff war ein anständiger Cop mit wachem Instinkt. Grant arbeitete gern mit ihm, weil er auf Verdächtige den Eindruck eines dumpfen Muskelpakets machte, und bei den meisten löste das prompt die Zunge, was praktisch war. Aber Jeff war alles andere als tumb, und Grant wollte nicht, dass Kollegen in seinem Privatleben herumstöberten. Vielleicht weil er selbst lieber nicht so genau hinsah.
»Ich war einmal verheiratet«, offenbarte Grant in dem Be mühen, die Unterhaltung ein bisschen aufzulockern. Leider blieb das Gefühl, ihm würde das Gewicht der Welt auf den Schultern lasten, und er hatte keinen Schimmer, warum. »Hat nicht funktioniert, und seither bin ich mit diesem Thema durch.«
»Ah, ein Zyniker?«, scherzte Jeff.
»Du hast doch schon einige Jahre hinter dir, in denen du zu häuslichen Streitigkeiten gerufen wurdest. Glaubst du noch an die ideale Ehe?«
»Eher nicht«, antwortete Jeff, »aber meine Eltern sind seit zweiundvierzig Jahren verheiratet, und immer noch sehe ich, wie sie sich streicheln, wenn sie denken, keiner guckt hin.«
»Das ist mehr, als ich wissen wollte, Johnston.« Sie gingen vors Haus, wo der Gerichtsmediziner gerade George Ericksons Leiche in dem schwarzen Leichensack zum Wagen rollte.
Was ist letzte Nacht passiert, George? , fragte Grant im Geiste. Ging’s für deine Pumpe zu hoch her?
»Hey, Nelson!« Timmons kam zu ihnen. »Ich hatte gerade einen Anruf vom Glendale Police Department. Die wollen Sie sprechen.«
»Weshalb?« Bei seinen derzeitigen Fällen gab es keine Berührungspunkte mit Glendale.
»Eine Leiche, die sie bei jemandem in der Tiefkühltruhe gefunden haben. Der zuständige Detective meint, die wollen Sie sich eventuell ansehen. Es ist das Haus von Kent Galion, und die Tote ist Stephanie Frazier, eine Kellnerin aus dem Velocity.«
Hätte jemand der jungen Fern Archer gesagt, dass sie eines Tages nicht nur in der Gerichtsmedizin arbeiten würde, sondern ihr der Job auch noch gefallen würde, hätte sie denjenigen schallend ausgelacht. Sie wollte Fotografin werden, jawohl, und für Tote hatte sie rein gar nichts übrig!
Was wieder einmal bewies,
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