Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)

Wir haben uns gegenseitig respektiert, was eine Menge mehr ist, als ich von manchen anderen Ehepaaren behaupten kann!«
    »Falls die Todesumstände Ihres Ehemanns verdächtig sind, müsste ich Ihr Alibi überprüfen«, sagte Grant gelassen.
    In diesem Moment musste Pamela Erickson aufgegangen sein, dass ihr Mann vielleicht keines natürlichen Todes gestorben war. Ihre Unterlippe begann zu zittern, als sie von Grant zu Jeff und wieder zu Grant sah. »Jemand hat ihn absichtlich verletzt? A-aber, George?«
    »War er beliebt?«
    »Jeder hat George gemocht! Er ist der netteste Mann auf dem Planeten. Er bringt mich zum Lachen, deshalb habe ich ihn geheiratet. Wir haben viel Spaß, mögen uns. Der Sex ist gut. Wir sind glücklich ! Und bei der Arbeit lieben die Leute ihn. Er ist Anwalt, kein schnöseliger, verstockter, sondern ein guter Anwalt.«
    »Strafverteidigung?«
    Sie blinzelte verwundert. »Nein, Urheberrecht. Er arbeitet für Musiker und Indie-Labels, schützt die Künstler vor Piraterie. Er liebt Musik. Deshalb geht er ja …«
    Sie verstummte, und Jeff hakte nach: »Wohin geht er, Mrs. Erickson?«
    »Ins Velocity. Das ist ein Club in Westwood, in dem donnerstagabends die neuen Bands auftreten. Meistens begleite ich ihn, das ist unser gemeinsamer Abend, aber mein Exmann war überraschend in der Stadt, und George meinte, ich sollte mich ruhig mit Adam treffen.«
    Tränen kullerten über ihre Wangen, die echt wirkten. Doch Grant war ein Zyniker, folglich schied Pamela für ihn nicht als Verdächtige aus, solange er ihr Alibi nicht bestätigt hatte. »George hat noch nie jemanden mit nach Hause gebracht. Das hier ist unser Zuhause. Adam und ich waren in seinem Hotel. Wäre ich stattdessen bei George gewesen, würde er noch leben.« Sie schluchzte. »Er wird mir so fehlen!«
    Unvermittelt ging Grant aus dem Zimmer. Jeff bedankte sich bei der Witwe, ließ sich die Kontaktdaten geben und folgte ihm.
    Velocity.
    Mist!
    »Was ist los, Grant?«, fragte Jeff. Seine Haltung war lässig, sein Blick hingegen hundert Prozent Cop. Verhielt Grant sich verdächtig? Und inwiefern eigentlich? Er war Single und gestern Abend nicht im Dienst gewesen. Nur weil er zufällig denselben Club besucht hatte, muss er doch nicht mit derselben Absicht hingegangen sein – nicht einmal, wenn er hinterher nicht allein gewesen wäre.
    »Wenn ich das wüsste!«, antwortete Grant. »Es könnte das sein, wonach es aussieht.« Aber etwas schien … nicht, wie es aussah.
    »Du denkst an etwas Bestimmtes.«
    »Hast du von diesem Studenten gehört, der Mittwochnacht halbnackt im Hinterhof des Velocity starb?«
    »Cole Pierces Fall?«
    »Ja. Ich frage Pierce, ob es Übereinstimmungen gibt. Zwei Tote in zwei Nächten? Beide Gäste im selben Club?«
    »Aber der andere war ein Student; dieser hier ist ein angesehener Anwalt.«
    Grant starrte blind gegen die Wand. Erst vor einer Woche war der Besitzer des Velocity, Kent Galion, mit einer unidentifizier baren Droge vollgepumpt gewesen und gestorben, nachdem er eine Kellnerin angefallen hatte.
    »Denkst du, es gibt eine Verbindung?«, fragte Jeff. Es mutete blödsinnig an, dennoch fand Grant, dass es ein zu seltsamer Zufall war. »Vielleicht kannten sie sich.«
    Jedenfalls sollte man dem nachgehen. Soweit Grant von der Nachtschicht gehört hatte, war an dem Tod des Collegestuden ten nichts außergewöhnlich. Man ging von einer Überdosis aus. Nur nahm Grant auf den ersten Blick die gleiche Todes ursache bei Erickson an. Überdosis oder Herzinfarkt. Wurden im Velocity schlechte Drogen vertickt? Julie würde einen Anfall kriegen, wenn sie das hörte. Umso besser, dass Grant es ihr sowieso nicht erzählen durfte. Zuerst musste er mit der Drogenfahndung reden, ob die etwas über das Velocity hatten – und der Gerichtsmedizin Dampf machen, dass sie ihm die Tox-Screen-Ergebnisse des Studenten gaben. Pierce hätte nichts dagegen, wenn Grant das übernahm, denn er war chronisch überlastet und froh, wenn er Arbeit abgeben konnte.
    »Ich war gestern Abend im Velocity«, erzählte Grant. »Ich habe nichts gesehen und das Opfer nicht wiedererkannt. Ich war erst spät da, weil ich Julie nach Hause bringen wollte. Seit Galion letzte Woche ausgerastet ist, mache ich mir Sorgen um ihre Sicherheit.«
    »Ich dachte, ihr beide habt euch getrennt.«
    Er zuckte mit den Schultern, mied es aber, seinen Partner anzusehen. »Wir sind noch befreundet. Sie könnte wissen, mit wem Erickson gegangen ist, denn sie bekommt eine Menge mit.