Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
ihren Blick nicht mehr fixieren. »Danke, dass du deinen Körper mit mir geteilt hast. Ich habe Grant alles erklärt. Du und Moira solltet keine Probleme bekommen.« Noch einmal hustete sie. »Komm näher!«
Ihre Stimme war so leise, dass er sie kaum verstand. Er neigte sich weit hinab, lehnte beinahe sein Ohr an ihren Mund und hörte ihr Flüstern. »Ich war nicht die Einzige da drinnen.«
Moira schlich außen um die Kirche herum, als sie den Krankenwagen kommen sah. Bald würden Cops folgen, und sie war nicht sicher, ob man sie womöglich mitnahm. Eine Nacht im Gefängnis verbringen wollte sie absolut nicht. Lieber wollte sie schnellstens nach Hause.
Nur hatte sie kein Zuhause. Dieser Gedanke mutete wie ein hohles Stechen in ihrer Brust an. Als sie zu Rafe sagte, sie wollte nach Hause, hatte sie damit schlicht gemeint, dass sie irgendwohin wollte, Hauptsache mit ihm. Weg. Denn es gab ja keinen Ort, den sie ihr Eigen nennen konnte. Eigentlich besaß sie überhaupt nicht viel außer den Sachen, die sie in ihrem Rucksack mit sich herumtrug.
Rafe hatte alles verändert. Er war ihr Zuhause. In ihm hatte sie den einen Menschen auf Erden gefunden, der nicht über sie urteilte, sie anzweifelte oder benutzte. Den einen Menschen, der sie bedingungslos lieben konnte.
Ihr Herz benahm sich komisch. Die Liebe war nicht nett zu ihr gewesen, und Moira hatte ein bisschen Angst, sich wieder auf sie einzulassen. Sie war nicht sicher, ob sie es überleben würde, noch einen Teil von sich zu verlieren.
Nie hatte sie über eine Liebe nachgedacht, geschweige denn nach einer gesucht wie der, die sie bei Peter gefunden hatte. Er hatte sie gerettet, sie geliebt, sich um sie gekümmert. Damals war sie jung gewesen, naiv und in so vielerlei Hinsicht dumm. Dennoch hatte sie ihn aufrichtig geliebt, und als Peter durch ihre Hand gewaltsam gestorben war, wollte sie nicht mehr leben. Hatte sie überhaupt in den Jahren danach gelebt, oder war es nicht eher nur einem Weitermachen gleichgekommen?
Rafe war nicht Peter. Was sie für Rafe empfand, war nicht die reine, unschuldige Liebe, die sie für Peter gefühlt hatte. Diese ging tiefer, war weit beängstigender in ihrer Intensität. Sie konnte sich ihre Gefühle nicht eingestehen, weil sie fürchtete, dass sie von ihren Feinden gegen sie verwendet würden. Sollte Fiona davon erfahren … sie würde Rafe gegen Moira einsetzen. Noch eine Waffe im Arsenal ihrer Mutter: der Mann, den Moira liebte.
Ein wehmütiger Seufzer stieg in ihrer Brust auf, den sie sofort zurückdrängte. Was sie fühlte, war ihr Geheimnis und würde es vorerst bleiben. Sie musste es in sich vergraben, um Rafe und sich selbst zu schützen.
Moira sah Jackson und Nina ins Haus gehen. Sie lief zu ihnen und holte sie ein, bevor Jackson die Tür von innen schloss.
»Kommen Sie rein!«
»Die Sanitäter sind hier. Bald kommt die Polizei, also sollten wir absprechen, was wir aussagen.«
»Falls es Schwierigkeiten gibt, kümmere ich mich darum«, erklärte Nina. »Ich arbeite bei der Bezirksverwaltung, das dürfte praktisch sein.«
»Skye hat Grant erzählt, dass sie gegen eine Sekte ermittelt«, erinnerte Moira sie.
Nina nickte. »Grant sagte etwas von Drogen. Ich sorge dafür, dass er uns nicht widerspricht. Und Wendy und Pam führten sich ja wirklich auf, als wären sie high.«
»Eine Kleinigkeit wäre da noch. Ich habe Wendy mit Grants Waffe ins Bein geschossen.«
»Oh!«
»Außerdem halte ich mich illegal in den Staaten auf. Und, ähm«, Moira wurde verlegen, »ich könnte wegen Autodiebstahls in der Datenbank stehen. Aber ich habe die Wagen immer unbeschädigt wieder abgestellt und Benzingeld dringelassen.«
»Ich sehe mal, dass wir Ihren Namen ganz aus der Sache raushalten, okay?«
Nachdem Nina gegangen war, nahm Jackson Moira den Verbandskasten ab und holte alles heraus, was er brauchte.
»Jetzt versorgen wir Sie erst mal, wenn Sie schon partout nicht ins Krankenhaus wollen.«
Moira ließ ihn ihre Wunde desinfizieren und mit medizinischem Kleber versiegeln, ehe er sie frisch verband. Sie wusste nicht, wie sie ansprechen sollte, was sie sagen wollte. »Jackson, haben Sie etwas aus Wendys Haus mitgenommen?«
Er packte das Verbandszeug wieder ein. »Warum?«
»Wendy dachte, ich hätte noch mehr als nur den Kelch gestohlen. Ich wusste nicht, was sie meinte, aber Sie waren min destens zehn Minuten dort allein. Was haben Sie mitge nommen?«
Er atmete langsam hörbar aus. »Namen, Kontakte. Ich konnte die
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