Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Skye in seinen Armen halten. Wäre er direkt nach San Francisco geflogen und von dort die fünf Stunden nach Santa Louisa gefahren, hätte er das jetzt gekonnt. Stattdessen erwartete ihn der grimmige Rico.
»Danke, dass du kommst!«, begrüßte Rico ihn, nahm An thony den Mantel ab und ging voraus zum Kamin in der Bibliothek.
»Hatte ich eine Wahl?« Anthony stellte sich vor das knisternde Feuer, das leider nichts gegen die Eiseskälte in seinen Adern ausrichten konnte.
»Der Kardinal sagt, du hättest Antworten in Dr. Liebers Papieren gefunden.«
Anthony drehte sich zu dem Jäger um. »Erscheint es dir nicht verdächtig, dass Dr. Lieber tot ist?«
Rico setzte sich hin und bedeutete Anthony, ebenfalls Platz zu nehmen. Doch dieser zog es vor stehen zu bleiben. »Er war alt und gebrechlich«, antwortete Rico. »Möglicherweise war die Reise zu strapaziös für ihn.« Dann sah er Anthony streng an. »Ja, ich finde es hochgradig verdächtig. Aber es konnte nichts nachgewiesen werden, und wir müssen unter Verschluss halten, was wir wissen.«
Die Vorstellung, dass jemand in die Festung St. Michael ein gedrungen war – oder, schlimmer noch, jemand im Orden hätte verantwortlich sein können –, verstörte Anthony zu tiefst.
»Was hast du gefunden?«, fragte Rico.
Anthony blickte wieder zum Feuer. »Pater Philip glaubte, dass Moira die Einzige ist, die die Conscenza zerstören kann.«
»Ja. Das Buch des unbekannten Märtyrers sagt eindeutig, dass nur ein reuiger Magier von richtiger Herkunft das böse Buch auf immer vernichten kann, mittels ›Blut und Feuer‹.«
Rico fuhr fort: »Ich habe Moiras Blut getestet. Für Dämonen ist es Gift. Wir wissen, dass das ein Zeichen ist.«
Nun drehte Anthony sich langsam um und setzte sich Rico gegenüber. »Wie kannst du da sicher sein? Könnte es nicht zufällig so wirken?«
»Es ist kein Zufall. Moiras Blut war es, das den Dämon Neid in Santa Louisa geschwächt hatte. Und du hast gehört, was in Los Angeles vorgefallen ist.«
»Teils. Bevor ich das Kloster verlassen habe, sprach ich mit Rafe.«
»Kommt ein Dämon mit Moiras Blut in Kontakt, wird er geschwächt. Das gibt uns Zeit, ihn einzufangen oder zu töten. Als ich es an einem Dämon testete …«
»Was?!«
»An einem Besessenen. Wir hatten uns vergewissert, dass der Mann von einem Dämon besessen war. Ich injizierte ihm Moiras Blut, und der Dämon war sofort ausgetrieben.«
»Unmöglich!«
Rico zog eine Braue hoch, als wollte er fragen, ob Anthony an seinen Worten zweifelte.
»So etwas habe ich noch nie gehört.«
»Die Menschheit gründet auf Blut, auf Opfern. Jesus wurde gefoltert und gekreuzigt, sein Blut und sein Leben geopfert, um die Welt zu retten.«
»Moira ist kein Christus!«
»Nein, aber die Geschichte lässt sich nicht leugnen. Und Moira entstammt der richtigen Linie. Sie ist Fionas Tochter, Spross einer Hexenfamilie, die bis zu den Frühtagen der Menschheit zurückreicht, als die ersten Menschen eine unheilvolle Allianz mit den gefallenen Engeln eingingen. Und Moira ist reuig. Sie hat seit sieben Jahren keine Magie benutzt.«
»Wie kannst du dir dessen sicher sein?«
Rico schaute ihn an. »Das bin ich.«
Die Wahrheit zu akzeptieren fiel Anthony schwer. »Du meinst, wir müssen sie töten?«
»Nein. Sie muss sich selbst opfern, zur Märtyrerin werden.«
Anthony schloss die Augen. »Ja, so steht es auch in Dr. Liebers Notizen.«
Er reichte Rico eine Kopie der entsprechenden Seite; den Text kannte Anthony bereits auswendig.
Das Buch des Wissens , den meisten als die Conoscenza bekannt, wurde von den ersten Hexern mit Dämonenblut geschrieben. Es lässt sich nur mit dem Blut eines reuigen Hexers zerstören. Dessen Märtyrertod ist die einzige Garantie, dass das Buch vernichtet wird. Ist es nicht möglich, muss das Blut noch fließen, gefolgt von Feuer. Das Blut wäscht den Schmutz von den Seiten, das Feuer zerstört das aus menschlicher Haut hergestellte Papier. Erst danach wird die Menschheit vor den Flüchen in dem Buch sicher sein.
»Dann stimmst du mir zu«, stellte Rico fest.
»Ich weiß nicht. Aber …« Er gab Rico ein anderes Blatt. »Wie es scheint, ist die Conscenza der einzige Weg, die sieben Todsünden in die Hölle zurückzuschicken.«
Rico las. »Wir müssen nicht jeden Dämon einfangen. Wenn wir das Buch zerstören, werden sie in die Unterwelt zurückgezogen.«
»Es dürfte einfacher sein, das Buch zu finden, als die Sieben zu fangen.«
»Ich habe bereits viele
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