Böse Schafe: Roman (German Edition)
obszön versteift und dennoch nach unten weisend auf den beiden weißen Fleischfladen sitzen, wie Seepocken, denke ich, und dann: wie Warzen. Meine Mutter klemmt sich ihren blondierten Krauskopf zwischen die ausgestreckten Arme, federt in den Knien, springt. Ein Knall ertönt, Wasser springt zurück in die Richtung, aus der meine – für Sekunden nicht sichtbare – Mutter gekommen ist. Weit links von dem Wirbel, den sie verursacht hat, erscheint sie wieder und brummt, dumpf wie mein alter Teddy, wenn ich ihn nach hinten kippe. Dann fängt meine Mutter schallend an zu lachen, hebt auch schon einen ihrer Arme aus dem Naß; die daran befindliche Hand winkt mir. »Nun los, Sojuschka, sei kein Frosch! Steig hoch in die letzte Astgabel. Zeig, was du kannst, Sojusch! Den Köpper will ich sehen, nicht wieder die Arschbombe.« Und ich nehme allen Mut und die Arme über dem Kopf zusammen, so, wie ich es bei meiner Mutter unzählige Male gesehen habe, und stürze mich in die Tiefe. Und tatsächlich tauche ich einigermaßen gerade ein in das Wasser, das grün ist und voller Luftblasen, auf denen ich wieder an die Oberfläche steige, froh darüber, daß ich meine Mutter nun vielleicht auch mal froh gemacht habe. Und wirklich, sie grinst von einem Ohr zum anderen, kommt mir entgegengeschwommen, sagt »häng dich an meinen Rücken, tapfere Tochter«, denn sie weiß, daß ich nichts lieber tue. Und ich umschlinge ihre Mitte, und mein glatter, flacher Mädchenbauch streift kurz ihre kalten Pobacken. Meine Mutter spielt das lustige Nilpferd; sie prustet und schnauft und zieht mich durchs Wasser, und ich fange mir eines ihrer strampelnden Beine und merke gar nicht, wie sich mein Vater hinterrücks an uns heranpirscht. Erst als er plötzlich zugreift und meine kleinen Brüste quetscht wie Zitronenhälften, weiß ich, das kann nur er sein. Ich schreie vor Schreck und Schmerz, lasse meine Mutter los, schlage um mich in Todesangst. Die Hände meines Vaters geben mich frei – und mir bleibt die Luft weg. Ich sehe schwarz, in meinen Ohren braust und dröhnt es, meine Arme und Beine sind außer Kontrolle, lassen sich alsbald gar nicht mehr bewegen; ich sinke und sinke, bis auf den Grund meiner ersten Ohnmacht.
Vielleicht hätte ich dir diese Geschichte an jenem Tag erzählt, wenn du nicht so fest geschlafen hättest und nicht auch mir die Augen zugefallen wären, vor Verzweiflung darüber, daß meine dumme Mutter nie irgend etwas gemerkt hat und ich ihr all die Jahre nichts sagen konnte, und ebenso vor Glück, dem Glück, jetzt nirgendwo anders zu sein als bei dir.
Ich erwachte davon, daß mir deine Hand unter den Hosenbund fuhr und über den Bauch strich, nicht forsch und fordernd, nicht wie die eines Herrenschneiders, der prüft, ob das neue Stöffchen fein genug ist, auch nicht so, als massiere sie einen von Verdauungsstörungen geplagten Säugling, aber schon so ähnlich. Und schließlich taten wir es, weder beiläufig noch enthusiastisch, sondern wie etwas, das nun einfach dazugehörte, weil wir zueinander gehören wollten. Dieses erste Mal, und dann immer wieder in solchen intimen Momenten, hast du mich – durchaus im eher medizinischen Sinne des Wortes – behandelt; du hast mich behandelt, als müßtest du mich beruhigen und besänftigen, obwohl ich nie nervös oder gar wild war. Ich wußte ja, daß ich schnell kommen und mich auf deinen Schwanz verlassen konnte, der das Klischee nicht Lügen strafte, sondern tatsächlich so war wie deine Hände: kräftig, warm und nicht übermäßig empfindsam.
Ganz ergeben lagst du unter mir, hast weder gestöhnt noch deine Augen geöffnet für einen Blick in meine, aber dich, als du merktest, daß ich fertig war, aus mir zurückgezogen, mich bei den Hüften gepackt und »von der Palme geholt«, wie du es nanntest. Ich fragte mich, ob du in den zehn Jahren Knast vergessen hattest, daß Frauen die Pille nehmen, und dich, ob es dir denn schon gut genug ginge.
»Kannst gerne weitermachen«, sagtest du. Doch als dir klar wurde, wie ich dich verstanden hatte, hieltest du mich mit einer Hand am Schopf fest und von deinem Schwanz fern und zogst dir mit der anderen eine meiner Hände, dummerweise die rechte, dorthin, wo du meinen Mund nicht haben wolltest. Ich akzeptierte, kam aberauch ins Grübeln – und wieder fragte ich mich, nicht dich, ob du womöglich Angst hättest, ich könnte dich beißen oder mich einfach bloß dämlich anstellen; dabei waren meine oralen Fertigkeiten das einzige, worauf
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