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Böse Schafe: Roman (German Edition)

Böse Schafe: Roman (German Edition)

Titel: Böse Schafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Lange-Müller
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Alufolie gewickelt, sorgsam versteckt hielt, gerade dort, wo ich die Blumenstandeinnahmen parkte und sonstige Gelder, die ich nicht im Portemonnaie, aber jederzeit greifbar haben wollte, hinter der Dusche, zwischen Kabinen- und Küchenwand.
    Du hattest dein Geheimnis, ich hatte meins. Mach dich darüber lustig, nenn mich eine konfliktscheue Egoistin, doch die Kohle, und nur die, brachte mir, was ich brauchte, sie lenkte mich ab, tröstete und beruhigte mich. An sich hatte ich nichts davon ausgeben, sondern das ganze Geld beiseite legen wollen, für später, für den Fall, daß du spezielle, in Deutschland noch nicht erhältliche Medikamente, eine Kur oder Pflege benötigen würdest, und ebenso für mich, denn bis ich endlich den Mut aufbrachte, zum Test zu gehen, der laut Joe eh erst sechs Monate nach dem letzten »Risikokontakt sinnvoll« war, rechnete ich damit, eines Tages auch krank zu werden; soweit hätte ich es nicht kommen lassen, lieber vorher Gift genommen, aber selbst das gab es ja nicht legal, hätte also über dunkle Kanäle teuer beschafft werden müssen.
    Der Zufall, diesmal als Glück verkleidet, richtete es ein wenig anders: Ich konnte mir erlauben, auf die Stütze zu verzichten, den Job als Lichtsetzer bei Springer oder sonstwo auszuschlagen; nur den Blumenhandel betrieb ich weiter, später sogar mal eine Zeitlang in eigener Regie. Und ja, ich fand Gefallen daran, einkaufen zu gehen, Klamotten und edle Delikatessen wie Kaviar, Trüffelöl, Foie gras, die ich in Mengen und alleine verputzte und die dafür sorgten, daß mir all die neuen Pullis, Jeans, Kleider und Dessous bald nicht mehr paßten; du wurdest dünner, und ich wurde immer dicker. Das wiederum be rechtigte mich, erneut zuzuschlagen. Wie im Rausch blätterte ich Kataloge durch, bestellte Kissen, Bettwäsche, Porzellan, kleinere und größere Aufmerksamkeiten für dich: Lederjacken, Bademäntel, Schlafanzüge, Pantoffeln. Ich plünderte Warenhäuser und Boutiquen, manchmal im genaueren Sinne des Wortes; ich begann damit, irgendwelche Dinge einzustecken, weil das Ablenkung pur war, ein schwacher, doch für den Moment sehr wirksamer und auch noch ziemlich erregender Trost. Ich redete mir ein, dir gefallen, uns ein gemütliches Nest schaffen zu wollen, und wußte, daß dies nicht stimmte.
    Ich gab, was dir nicht entgangen sein konnte, den Lottogewinn mit vollen Händen aus, und du nahmst meine Geschenke freudig an, machtest ja selbst gerne welche. Aber auch während jener relativ kurzen Phase, in der wir mich für reich hielten (und ich in Wirklichkeit noch viel reicher war), hast du nie nach Geld gefragt, dir nur einmal einen Hunderter geliehen, den du mir schon zwei Tage später zurückgabst, junkietypisch gefaltet, zweimal längs, einmal quer. Das hätte jeden anderen auf den Gedanken gebracht, daß du womöglich wieder dealtest, mich nicht; denn all die jetzt so prahlerisch klingenden Kenntnisse, etwa über den speziellen Umgang mit Geldscheinen, über Nachtschweiß, eingeschränkten Appetit und vermindertes sexuelles Verlangen erwarb ich erst im Laufe der Zeit.
    Der Sonntag, an dem du meine Küche gestrichen hattest, ging mit einem Streit zu Ende, unserem ersten größeren Streit, den ich vom Zaune brach. Ich stellte dich vor die Alternative, sagte, daß ich mich über die weißen Wände freue, daß du mich aber trotzdem hättest fragen sollen und daß ich meinen Schlüssel wiederhaben wolle,bis auch ich einen von dir hätte; sowie ich den in Händen hielte, bekämst du meinen zurück.
    Spätestens an jenem Abend hätte uns beiden klar sein müssen, wie sehr ich dir schon mißtraute, und auch du hättest Grund gehabt, an meiner Aufrichtigkeit zu zweifeln. – Weil ich natürlich darauf spekulierte, daß du mir niemals ungehinderten Zugang zu deiner Bude gewähren würdest, und genau diese, von dir eingeführte und eisern verteidigte Konspiration ermöglichte mir jetzt meine.
    Am Montag vormittag erwachte ich allein. Auf dem Kühlschrank lag mein zweiter Schlüssel, daneben dein Zettel: »Erpressung ist scheiße. Gruß Harry.«
    Wir sahen uns nur noch zwei-, dreimal die Woche; du warst unterwegs, ich war unterwegs. Ich legte mir weitere Laster zu, gut essen gehen, verreisen; Paris, Rom, London. Ich bot dir an, mich zu begleiten, doch du wolltest nicht und schobst vor, dich, solange ich nicht da wäre, um Friede kümmern zu müssen. Und bei dir, in der Emser Straße, hauchte sie dann auch ihr kurzes Rattenleben aus, unsere süße Friede. Du

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