Böses Herz: Thriller (German Edition)
dann knapp.
»Darum hätte Fred sie getötet. Bestimmt hat es der Bookkeeper so befohlen.«
»Sie haben schon gestern von diesem Bookkeeper gesprochen. Wer ist das überhaupt?«
»Ich wünschte, ich wüsste es. Aber im Moment haben wir keine Zeit für lange Erklärungen. Sie müssen mir einfach glauben, dass Doral Sie umbringen wird, nachdem Fred es nicht mehr tun kann.«
»Das kann doch nicht wahr sein.«
»Ist es aber.«
Er sagte das ganz sachlich, ohne Umschweife. Drei Worte: Ist es aber.
Trotzdem zögerte sie.
»Hören Sie«, sagte er, »wollen Sie lieber hierbleiben und sich den Kopf zerbrechen, wem Ihre Loyalität gilt? Meinetwegen. Aber ich muss los. Ich habe einen Job zu erledigen. Sie wären mir zwar eine große Hilfe, aber ich bin nicht auf Sie angewiesen. Ich versuche nur, Ihre Haut zu retten. Wenn Sie hierbleiben, sind Sie Dorals Gnade ausgeliefert. Viel Glück dabei.«
»Er würde mir bestimmt nichts tun.«
»Von wegen. Wenn er glaubt, dass Sie etwas wissen, dann würde er Ihnen oder Ihrem Kind weiß Gott was antun. Täuschen Sie sich nicht. Und danach würde er Sie töten, ganz gleich, ob Sie ihm etwas Nützliches verraten konnten oder nicht. Sie können also hierbleiben und sterben oder Sie können mit mir kommen. Ich zähle bis fünf, dann müssen Sie sich entschieden haben. Eins.«
»Vielleicht lügen Sie nicht, aber Sie irren sich trotzdem.«
»Ich irre mich nicht. Zwei.«
»Ich kann unmöglich mit Ihnen flüchten.«
»Wenn Hawkins hier eintrifft, bin ich nicht mehr hier, und Sie können ihm erklären – oder es wenigstens versuchen –, wieso sein geliebter Zwillingsbruder ein Loch im Kopf hat. Ich glaube nicht, dass er ein offenes Ohr für Ihre Erklärungen haben wird. Drei.«
»Doral würde mir kein Haar krümmen. Und Emily? Eddies Kind? Auf keinen Fall. Ich kenne ihn.«
»So wie Sie seinen Polizistenbruder kannten.«
»Sie liegen auch bei Fred falsch.«
»Vier.«
»Sie wollen mir weismachen, dass ausgerechnet Sie für Recht und Gesetz stehen, und ich soll Ihnen das unbesehen glauben?« Sie ereiferte sich so, dass ihre Stimme brach. »Ich kenne diese Männer. Ich vertraue ihnen. Und Sie kenne ich nicht!«
Er sah sie sekundenlang fest an, dann legte er die Hand an ihre Kehle, um ihren Kopf ruhig zu halten. Er beugte sich vor und flüsterte ihr aus nächster Nähe ins Gesicht: »Sie kennen mich. Und Sie wissen genau, dass ich das bin, was ich sage.«
Ihr Puls hämmerte gegen seine kräftigen Finger, aber im Grunde presste er sie allein mit seinem durchdringenden Blick an die Wand.
»Denn wenn nicht, dann hätte ich Sie gestern Abend gefickt.« Er hielt sie ein paar Sekunden länger fest, dann löste er unvermittelt seinen Griff und trat einen Schritt zurück. »Fünf. Kommen Sie jetzt mit oder nicht?«
Doral Hawkins warf einen Stuhl gegen die Wand, und als er nicht in tausend Teile zersplitterte wie im Film, drosch er ihn immer wieder wütend gegen die Mauer, bis das Holz endlich brach. Als Nächstes schleuderte er ein dickes Telefonbuch durch das Wohnzimmerfenster. Zuletzt packte er, inmitten der Scherben stehend, eine Handvoll seines dünnen Haares und zerrte daran, als wollte er es von seinem Schädel reißen.
Er war außer sich. Zum Teil vor peinigender Angst, zum Teil vor animalischer Wut.
Sein Zwillingsbruder lag tot mit einer Schusswunde in der Stirn auf Honors Wohnzimmerboden. Doral hatte schon schlimmere Schusswunden gesehen. Und er hatte anderen schon schlimmere Wunden zugefügt. Zum Beispiel damals, als ein Kerl langsam und unter lautem Brüllen verblutet war, nachdem Doral ihn mit einem Jagdmesser ausgeweidet hatte.
Aber die tödliche Wunde seines Bruders war die abscheulichste, die Doral je gesehen hatte, weil er dabei praktisch in seine eigene Totenmaske blickte. Das Blut hatte noch nicht einmal gerinnen können.
Honor hatte ihn bestimmt nicht erschossen. Also musste es dieser Hurensohn Coburn gewesen sein.
Leise und hastig, damit Honor ihn nicht belauschen konnte, hatte Fred ihm bei ihrem letzten Telefonat erklärt, dass ihre Beute Lee Coburn die ganze Zeit mit ihr im Bett gekuschelt hatte, während sie durch die verpesteten Sümpfe gewatet waren, um ihn aufzuspüren.
»Ist er noch dort?«, hatte Doral aufgeregt gefragt.
»So viel Glück haben wir nicht. Er ist getürmt.«
»Wie viel Vorsprung hat er?«
»Minuten, Stunden, was weiß ich. Honor sagt, er sei weg gewesen, als sie aufgewacht sei. Und dass er ihren Wagen mitgenommen hat.«
»Mit ihr ist
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