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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und schritt mir trotzig voraus. Sie steuerte den schönsten Platz in der Gaststätte an, während ich die Wirtin und den Wirt beobachtete. Sie schauten sich erschrocken an, als wir, das ungleiche Paar, Platz nahmen.
    Einige Tische waren von Skatspielern belegt, und mir tat das joviale Nicken eines dicken Gastes gut, der seine Karten in der Hand hielt.
    Wir saßen an einem Tisch vor dem Fenster. Die Vorhänge waren noch nicht zugezogen, und ich konnte auf meinen geparkten Golf blicken.
    Die beleibte Wirtin watschelte an unseren Tisch. »Na, Elke, hast du die Rolle eines Fremdenführers übernommen?«, fragte sie, und ich beobachtete, wie mich die kleinen Augen in dem fetten Gesicht ohne Grund neugierig anstierten.
    Ich stieß Elke mit dem Fuß unter dem Tisch an und sagte: »Sie irren sich. Sicherlich bietet Ihre reizvolle Gegend Fremden viel Sehenswertes, aber Elke und ich sind alte Bekannte. Pastor van Aaken hat Ihnen doch sicherlich schon von mir erzählt.«
    Ich sah, wie die Wirtin mit ihrer vorgetäuschten Freundlichkeit rang.
    »Ach so. Nein. Der Pastor hat nichts gesagt«, sagte sie und schwieg.
    Ich sagte: »Zwei Pils.«
    Sie verließ uns mit kleinen Schritten. Ich schaute ihr nach, grinste und sagte zu Elke in Abwandlung eines Liedes, um meine Wut loszuwerden: »Der Gott, der solche Ärsche wachsen ließ, der brauchte keine Knechte.«
    »Pfui«, sagte Elke. »Das ist gemein.«
    Ich nahm Elkes Hand in die meine und fühlte, dass es ihr peinlich war, aber sie nahm sie nicht weg. Mir war bewusst, dass die Anwesenden im Lokal uns beobachteten und bemüht waren, unser Gespräch zu belauschen. Zur Bestätigung sah ich, wie der Wirt den Blick nicht von uns nahm. Mir wurde bewusst, dass Elkes Friedhofsmiene dazu beitrug, das Misstrauen gegen uns zu verstärken.
    Die Wirtin setzte die Biergläser auf den Tisch. Ohne einen Ton zu sagen verschwand sie. Ich blickte ihr nach, als junge Männer mit brennenden Pechfackeln im Marschschritt das Lokal betraten.
    »Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei ...« Mehrstimmig drang es wie ein bedrohlicher Gesang zu uns. Ihr hartes Schuhwerk donnerte im dröhnenden Rhythmus durch die Gaststätte. Im Lokal klatschten die Skatspieler Beifall und reihten sich in den Tonfall von »eins, zwei – eins, zwei – eins, zwei ...« ein. Die Truppe marschierte im Gleichschritt am Tresen vorbei. Der Wirt winkte ihnen zu, und ich sah, wie die Männer im Winkelzimmer verschwanden.
    Der Brandgeruch der Fackeln lag in der Gaststätte. Die korpulente Wirtin verließ unseren Tisch, und ich beobachtete, wie sie ihre gewaltigen Hinterhälften im Takt des »eins, zwei – eins, zwei«, bewegte. Ich blickte dem Trupp nach.
    Elkes Hand zuckte. Erst jetzt sah ich den alten Mann, der mühsam versuchte, steif seine Füße im Schrittmaß zu halten und den jungen Leuten folgte.
    »Ennos Großvater«, flüsterte Elke, und ich erinnerte mich an die Beerdigung. Elke nickte mir zu. Wir hoben die Biergläser und tranken sie hastig leer. Ich ließ die Wirtin kommen, zahlte und verließ mit Elke unter den neugierigen Blicken der Skatspieler das Gasthaus.
    Die Strahlen meiner Scheinwerfer huschten über den Plattenweg und rissen einen Lichtkegel aus der Dunkelheit. Ich fuhr langsam und blickte hin und wieder auf den blassgrünen Böschungsrand.
    »Gehörten die Männer zum Schützenverein?«, fragte ich Elke.
    »Das weiß ich nicht. Ich kannte nur wenige von ihnen, denn nicht alle kamen, wie mir schien, aus Upplewarf.«
    Ich wollte Elke nicht wie ein Kriminalbeamter verhören und schwieg. Erst als ich über die Brücke fuhr und die beleuchteten Fenster im Bauernhaus sah, fragte ich erneut: »Waren Freunde Ennos unter ihnen?«
    »Ja, es waren die, die ich kannte«, sagte Elke.
    Die Erlebnisse vor der Kirche und im Dorfkrug hatten unsere euphorische Stimmung zerschlagen. Elke grübelte. Ich parkte vor dem Haus, stieg aus und ließ die Wagentür offen. Auch Elke vermied Lärm und drückte ihre Tür leicht in das Schloss. Während sie in ihrer kleinen Tasche nach dem Hausschlüssel suchte, nahm ich sie in die Arme und küsste sie. Meine Hand fuhr liebevoll und spielerisch durch ihr schönes Haar.
    »Tschüss«, flüsterte ich ihr in das Ohr.
    Sie weinte leicht, und wir sahen den Lichtschein, der durch die sich öffnende Tür nach draußen fiel.
    »Sie schnüffeln wieder hinter mir her«, flüsterte Elke und ging auf die Haustür zu, während ich mich hinters Steuer setzte und den Weg über die Brücke zum Dorf nahm.
    Mein

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