Boeses Spiel in Oxford
Teller ablegte, stellte sie die nächste Frage. »Es gibt da noch etwas, was Emma gern wüsste: Warum hast du dir einen lila Vibrator gekauft?«
Sam, der sich für eine Weile außer Gefahr geglaubt hatte, bekam wieder seinen gehetzten Blick. »Vibrator?«, fragte er.
»Lila Plastik, batteriebetrieben, zusätzliche Mignonzellen«, erklärte Kate, indem sie einfach ihre Fantasie bemühte.
»Was ist ein …«
»Nein, Sam. Nicht einmal du kannst mir weismachen, du wüsstest nicht, wovon ich rede.«
Der Kellner stand wieder vor ihnen, räumte die leeren Teller ab, reichte ihnen die Karte ein zweites Mal und wollte wissen, ob sie einen Nachtisch wünschten. Kate war in Versuchung, ein Heidelbeersorbet zu bestellen, einzig um Sam zu necken, entschied sich aber dann doch für einen schlichten Kaffee. Sam bestellte wieder das Gleiche, als wäre er nicht in der Lage, eine eigenständige Entscheidung zu treffen.
»Wenn du magst, kannst du den restlichen Wein ruhig austrinken«, sagte Kate liebenswürdig. »Ich darf nichts mehr trinken.«
Sam ging auf ihren Vorschlag ein.
»Es ist schon richtig, dass wir etwas knapp bei Kasse sind«, sagte er, nachdem der Kellner ihren Kaffee serviert hatte.
»Und?«
»Ich habe eine Möglichkeit gefunden, mein Einkommen ein wenig aufzustocken. Es ist ganz einfach, erfordert nicht viel Zeit und ist absolut legal.«
»Aber du willst mir nicht mehr darüber erzählen?«
Sam hatte sein Weinglas geleert und trank jetzt den Kaffee, während Kate noch darauf wartete, dass ihrer abkühlte.
»Die Tatsache, dass es legal ist, heißt noch lange nicht, dass ich es allen auf die Nase binden möchte. Und jetzt muss ich wirklich zurück ins Büro. Ober!«
»Das ist meine Sache«, erinnerte Kate ihn. »Ich habe dich eingeladen, weißt du noch?«
»Sollen wir nicht teilen?«
»Nein«, sagte Kate, die wusste, dass die Rechnung trotz der Flasche Wein bescheiden ausfallen würde.
»Kate, du musst Emma unbedingt davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist. Bitte.«
»Ich werde mein Möglichstes versuchen.«
»Sie weiß, dass ich nie eine andere Frau auch nur angesehen habe.«
»Emma mag dir vielleicht glauben, doch mich überzeugst du damit nicht. Eine solche Aussage nehme ich keinem Mann der Welt ab«, wandte Kate ein. »Allerdings glaube ich dir unbesehen, dass du nie und nimmer etwas anderes tun würdest, als hinzuschauen.«
»Ich muss jetzt wirklich los«, sagte Sam, der Kates Feststellung längst nicht so dankbar entgegennahm, wie Kate erwartet hätte.
»Geh ruhig zurück ins Büro. Ich rufe Emma an, sobald ich zu Hause bin.« Noch nicht einmal Sam sagte sie, dass sie bis auf Weiteres bei Camilla wohnte.
Für den Rückweg nach Fridesley wählte sie die belebteste Straße und schlüpfte hier und da in Geschäfte, um mögliche Verfolger abzuhängen. Zwar fühlte sie sich ein wenig lächerlich dabei, doch die Tatsache, dass ein hochrangiger Beamter eigens aus London anreiste, weil ihre Geschichte ihn interessierte, ließ sie selbst die Sache ebenfalls ernster nehmen. Constable Mundy hatte ihr den Eindruck vermittelt, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte.
Es war zwanzig nach zwei, als sie bei Camilla ankam. Da ihr bis Jon Kenricks Eintreffen noch zehn Minuten blieben, rief sie Emma an, wie sie es Sam versprochen hatte.
»Nun«, fragte Emma, »was hat er gesagt?«
»Er hat zusätzliche Arbeit angenommen, um sein Einkommen aufzubessern. Die Arbeit ist nicht illegal. Er hat weder eine Affäre, noch sieht er andere Frauen auch nur an. Ich glaube, du solltest ihm vertrauen, Emma. Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
»Und du hast ihm jedes Wort geglaubt?«
»Ja.« Sam hatte schon immer diesen Einfluss auf sie gehabt. Sie konnte ihn sich einfach nicht unaufrichtig vorstellen. »Und du weißt, dass ich mich nicht so leicht blenden lasse.«
»Und was ist mit dem …?«, druckste Emma herum.
»Er hat sich leider nicht genauer darüber ausgelassen, was das Ding in seiner Sporttasche zu suchen hatte«, räumte Kate ein, »aber er schien genauso entsetzt wie du zu sein. Vielleicht hat sich ein Freund die Tasche ausgeborgt, um ins Fitnessstudio zu gehen, und das Teil versehentlich darin vergessen.«
»Ich finde diese Erklärung nicht gerade überzeugend.«
Nein, dachte Kate, aber etwas Besseres ist mir auf die Schnelle einfach nicht eingefallen.
»Es heißt doch immer: im Zweifel für den Angeklagten. Lass das auch für Sam gelten«, argumentierte sie. »Leider muss ich jetzt Schluss
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