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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Testament gemacht oder einen Nachlassverwalter bestimmt hat, aber früher oder später wird sicher jemand kommen, der alles unter seine Fittiche nimmt.«
    »Bleib nicht zu lang«, sagte Roz und sah ihrer Tochter nach. »Ich wollte dir von jemandem erzählen, den ich vor einiger Zeit kennen gelernt habe, aber ich muss gleich weg.«
    Kate drehte sich im Türrahmen um.
    »Was für ein Jemand?«
    »Es ist ein Mann. Ein sehr netter Mann.«
    Kate fragte sich, warum sie plötzlich eine Art Vorahnung hatte. Lag es daran, dass ihre Mutter in Bezug auf Männer einen so grottenschlechten Geschmack hatte?
    »Er hat mich sogar zu dir begleitet, weil er dich kennen lernen wollte. Leider hatte er nicht viel Zeit und ist wieder gegangen, ehe du kamst.«
    »Scheint ja ein sehr geheimnisvoller Mensch zu sein.«
    »Überhaupt nicht. Gehst du jetzt nach nebenan und bringst die Sachen weg, oder willst du weiter hier stehen bleiben und mich argwöhnisch ansehen?«
    »Bin sofort zurück«, sagte Kate.
    Während sie Jeremys Haustür aufschloss, fielen ihr der Schnellhefter und der Schlüssel ein, die auf ihrem Wohnzimmertisch lagen. Und wenn sich Roz’ mysteriöser Freund nun an beiden Dingen vergriffen hätte, während er sich in ihrem Haus aufhielt? Immerhin war es durchaus möglich, dass Roz ihn allein gelassen hatte, als sie den Korkenzieher holte und die Weinflasche öffnete.
    Jeremys Haus hatte sich nicht verändert, seit sie vor einigen Stunden das letzte Mal hier gewesen war. Sie legte das Päckchen auf den Küchentisch, allerdings nicht, ohne zuvor das Klebeband wieder sorgfältig zu befestigen. Anschließend füllte sie eine Gießkanne mit Wasser und verabreichte den am nächsten stehenden Pflanzen eine hastige Dusche, ehe sie eilig nach Nummer 10 zurückkehrte.
    Sie nahm sich vor, ihre Mutter zum Abendessen einzuladen und ihr während der Mahlzeit ein paar direkte Fragen zu stellen, doch es war zu spät. Roz war bereits gegangen.
    Das Sandwich, das Kate mit Goldy Silverman gegessen hatte, schien schon sehr lange her zu sein. Sie holte das Schneidebrett hervor und begann, Zwiebeln und Paprika zu zerteilen. Ein ordentlicher Gemüsetopf wäre jetzt genau das Richtige.
    Gerade kaute Kate glücklich und zufrieden an einem leckeren, knackigen Gemüsestreifen, als das Telefon klingelte. Bestimmt war es Roz, die sich entschuldigen wollte, dachte sie.
    »Kate? Hier ist Estelle.«
    »Alles in Ordnung?« So spät am Abend rief Estelle sonst nie an.
    »Wahrscheinlich halten Sie mich für verrückt, aber ich wollte nur noch einmal sicherstellen, dass Sie unseren Ausflug morgen nicht vergessen haben.«
    »Natürlich nicht!« Ausflug? Ach ja, zu Grigg’s Druckerei. »Ich freue mich schon.«
    »Schön. Dann treffen wir uns also morgen am Bahnhof.«
    Kate kehrte zu ihrem Gemüse zurück. Estelle hatte offenbar eine hellseherische Ader. Die Ereignisse um Jeremys Tod hatten Kates Aufmerksamkeit ganz und gar in Anspruch genommen. Hätte Estelle nicht angerufen, um Kate an ihre Verabredung zu erinnern, hätte sie wahrscheinlich sehr lange am Bahnhof in Oxford warten müssen.
    Roz hatte die angebrochene Flasche Sauvignon fürsorglich in den Kühlschrank gestellt. Kate schenkte sich ein weiteres Glas ein und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Sie würde sich noch eine halbe Stunde mit Jeremys Jester-Datei beschäftigen, ehe sie es sich vor einem nicht zu anspruchsvollen Fernsehprogramm gemütlich machte.
    Sie waren entweder sehr clever , las sie an der Stelle weiter, wo sie aufgehört hatte.

    Sie waren entweder sehr clever, oder ich fiel zu leicht auf ihre Schmeicheleien herein. Aber sie schienen so interessiert an meinen Antworten auf ihre Fragen zu sein, dass ich es kaum abwarten konnte, ihnen alles zu erzählen, was ich wusste, und ihnen auch die Namen meiner einflussreichen Freunde verriet. Vor allen Dingen merkten sie auf, als ich ihnen sagte, dass ich Disque Bleu kenne. Ihre Angewohnheit, alles geheim zu halten, hat etwas Ansteckendes, aber sie schärften mir auch immer wieder ein, dass ich nie, weder schriftlich noch am Telefon, richtige Namen preisgeben dürfte. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, wer um alles in der Welt ausgerechnet mein Telefon abhören sollte, aber sie nehmen alles sehr ernst und erwarten von mir, dass ich mich entsprechend verhalte. Sie nennen mich Sancho, obwohl mir der Name überhaupt nicht gefällt. Sieht mich Jester etwa in der Rolle eines einfachen Bauern, eines Gefolgsmannes und Dieners? Wenn ich ehrlich bin, ist es

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