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Bollinger und die Barbaren

Titel: Bollinger und die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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zu zehn Prozent Handwerk – egal, was man Ihnen erzählt. Agneta verkommt doch bei diesen
     Barbaren. Bei uns kann sie was lernen – und vielleicht schafft sie’s. Die Kleine küsst mir die Hände, dass ich sie in meiner
     Compagnie aufgenommen habe.«
    Die Vorstellung, dass Agneta, meine Agneta, diesem schmierigen Schwierz die geschmacklos beringten Hände küssen könnte, ekelte
     mich an.
    »Ich habe gestern mit dem ›Stern‹ gesprochen«, fuhr Schwierz fort. »Die sind hellhörig geworden, als ich ihnen Agnetas Geschichte
     erzählt habe. Von der Gosse auf die Musicalbühne. Sie wissen doch, wie die da draußen gehaust hat – als Sexsklavin dieser
     debilen Hagenaus. Wenn der ›Stern‹ diese Spur aufnimmt, |196| haben wir die PR des Jahrhunderts, sage ich Ihnen. Oder gönnen Sie dem Mädel das nicht?«
    »Erstens ist hier Rauchverbot, Herr Schwierz. Und zweitens ist die Polizei nicht dazu da, Geschäftsleuten wie Ihnen Flankenschutz
     für ihre Geschäfte zu geben. Haben wir uns verstanden?«
    Cyril Schwierz schaute mich groß an. Dann war er weg. Grußlos.
    Ich wusste, dass das Ärger geben würde, aber es war mir gleichgültig. Ich hatte Agneta verloren. Zudem hatte dieser furchtbare
     Cyril Schwierz recht: Sie war ihm dankbar, dass er ihr eine Chance gegeben hatte. Sie würde alles für ihn tun.
     
    Z wei Stunden später kam endlich das Fax von Europol. Die Kollegen hatten sich Zeit gelassen. Ich wusste nicht, ob sie meine
     Bitte um Amtshilfe so lange hatten liegen lassen oder ob sie einfach gewissenhaft arbeiteten. Jedenfalls war schon so viel
     Zeit seit meiner Anfrage vergangen, dass ich gefürchtet hatte, sie sei in den labyrinthischen Gängen der Straßburger Polizeibehörde
     verloren gegangen.
    AN: Gendarmerie Schauren, Head of the police, Felix Bollinger
    BETREFF: Anfrage nach Person
     
    Anfragegebiet: Staaten der Europäischen Gemeinschaft bzw. der Europäischen Union
    Anfragebereich: Amtliche Melderegister
    Name: Hagenau
    Vorname: Jean
    Geburtsdatum: Unbekannt
    Geburtsort: Grand-Schauren, France
    Ergebnisse: Jean Hagenau, Geburtsdatum: 12.11.1924, Geburtsort: Grand-Schauren, France, Beruf: Gelegenheitsarbeiter
    Gemeldet:
    vom 1.8.1955 bis 7.12.1965 in Marseille, France
    |197| vom 1.4.1966 bis 1.1.1985 in Barcelona, Spain
    vom 1.7.1988 in Lüttich/Liège, Belgium, dort bisher nicht abgemeldet
     
    Anmerkung 1: Die Polizeidirektion B/Lüttich/Liège bittet um Nachricht über den Verbleib der Person Jean Hagenau/ 12.11.24/Grand-Schauren,
     France. Person ist behördlich nicht auffindbar. Vorliegend: Tatverdacht in drei (3) Eigentumsdelikten, begangen im Zuständigkeitsbereich
     der Polizeidirektion B Lüttich/Liège, Belgium.
     
    Anmerkung 2: Abteilung 4 des Zentralkrankenhauses Lüttich/Liège bittet um behördliche Benachrichtigung der Person Jean Hagenau/12.11.24/Grand-Schauren,
     France. Die o. g. Person wird dringend gebeten, sich bei Dr. Aaron Dubois, dem Leitenden Arzt der Abteilung 4 des Zentralkrankenhauses
     Lüttich/Liège, zu melden. Tel.: 04/377.62.05
     
    Mit kollegialen Grüßen
    Die Unterschrift war unleserlich. Ich rief Dr. Dubois vom Zentralkrankenhaus Lüttich an. Er war gerade in einer Besprechung,
     seine Sekretärin versprach, er würde zurückrufen. Er rief nicht zurück. Nach einem halben Tag rief ich wieder an. Ich sprach
     Französisch.
    »Hier ist Felix Bollinger. Polizeichef in Schauren.«
    »Was gibt’s?«
    »Ich hatte schon mal angerufen. Ich muss mit Dr. Dubois sprechen.«
    »Was glauben Sie, was hier los ist?«
    »Sie hatten versprochen, dass er mich zurückruft.«
    »Hat er nicht?«
    »Sonst würde ich mich jetzt nicht melden.«
    »Dann ist es ganz einfach.«
    »Ja ...«
    |198| »Er hat eben keine Zeit.«
    »Hören Sie, Sie haben mich offensichtlich nicht verstanden. Ich bin von der Polizei, wir stecken mitten in den Ermittlungen
     zu einem Mordfall.«
    »Und wir hatten hier einen Unfall mit einem Reisebus. Schalten Sie doch mal die Fernsehnachrichten ein! Vielleicht sehen Sie
     mich. Ich bin die am Bildrand mit dem Telefonhörer in der Hand.«
    Wir schwiegen.
    »Schreiben Sie doch einen Brief«, riet mir die Sekretärin seufzend.
    Ich überlegte, dann sagte ich entschlossen: »Nein. Ich werde mich beschweren.«
    »Tun Sie das. Au revoir .«
    »Moment! Sie haben doch die Polizei in Lüttich gebeten, einen Mann für Sie zu finden.«
    »Was haben wir?«
    »Jean Hagenau. Sie wollten, dass er benachrichtigt wird.«
    Ich hörte, wie sie nachdachte. »Ist dieser

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