Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
er seinen Tag nicht damit besudeln, sich von übereifrigen Initianden bedrängen zu lassen.
Devane jedoch sorgte wie angekündigt dafür, dass sie in seine Gruppe kamen.
In der Ferne lichtete sich langsam der Nebel über den dunkelgrünen Hügeln. Die Luft war frisch und klar, ganz anders als in London. Zweifelsohne ein schöner Tag. Und normalerweise hätte die Aussicht auf eine Jagd ihre Stimmung auch gehoben, doch die gegenwärtige Gesellschaft trübte das Vergnügen. Die Gäste und deren Gefolge von Dienstboten verstreuten sich über die Hügel, während Treiber, die schon seit Stunden unterwegs waren, durchs Unterholz stapften, um Fasane aufzuscheuchen.
Derweil Wellington mit Devane plauderte und hin und wieder an einem edlen, silbernen Flachmann nippte, bereitete Eliza seine Waffen vor. Ein düster dreinblickender Kammerdiener tat das Gleiche für diesen abscheulichen Aristokraten. Weder die Miene noch das Tun dieses Mannes offenbarten auch nur die leiseste Gefühlsregung, und er würdigte sie keines Wortes. Sehr gut ausgebildet, diese Dienstboten von Havelock. Die Arbeiterklasse auf diesem Anwesen lebte entweder in Angst um ihr Leben oder war den Zielen ihres Herrn außerordentlich zugetan. In diesem Moment hatte sie jedoch keine Möglichkeit, das herauszufinden.
Schüsse knallten, und Vögel flatterten im hohen Bogen in den leuchtend blauen Himmel auf. Ein kurzer Blick verriet Eliza, dass Wellington wahnsinnig nervös war. Sie stieß ihn an und reichte ihm ein Gewehr, eines, das nicht geladen war. Alle Farbe wollte ihm schon aus dem Gesicht weichen, da schüttelte Eliza kaum merklich den Kopf, und seine Augen leuchteten auf.
Als eine weitere Schar Fasane direkt vor ihrer kleinen Gruppe aufflog, trat Wellington einen Schritt vor und hob sein Gewehr. Er sah aus, als wollte er anlegen und tatsächlich auf das Federvieh schießen, da atmete er scharf ein und deutete nach rechts. »Dr. Havelock?«, rief er.
Devane gehörte unverkennbar zu der nervösen, unbedachten Sorte Mann, denn er fuhr herum, als würde er angegriffen. In Sekundenschnelle entsicherte Eliza das Gewehr in ihren Händen, legte den Lauf auf Wellingtons Schulter und feuerte zweimal, jeweils direkt an seinem Ohr. Zwei Vögel fielen vom Himmel, und bevor Wellington wusste, wie ihm geschah, drückte Eliza ihm die rauchende Waffe in die eine Hand und riss ihm die leere aus der anderen.
»Zum Teufel noch eins!« Devane drehte sich wieder um, sein Gesicht puterrot. »Was haben Sie sich dabei gedacht, alter Knabe?«
» ENTSCHULDIGEN SIE !«, brüllte Wellington.
»Sie haben einfach Dr. Havelocks Namen gerufen, obwohl er gar nicht da war!«
» NEIN , ICH WAR NOCH NIE IN BANGKOK ! WIE ICH HÖRTE , IST ES WUNDERBAR !«
Devane zog die Augenbrauen zusammen, und Eliza sah, dass er den Kolben seines Gewehrs fester umfasste. »Einen Opportunisten kann ich durchaus noch respektieren. Aber einen Halunken … ?«
Eliza spürte ein Brennen im Nacken. Hoffentlich hatte er ihr Zucken nicht bemerkt. Ausgerechnet dieser Kerl nannte ihren Partner einen Halunken?
Wellington rieb sich einen Moment lang das Ohr, ahmte ein Gähnen nach und schüttelte den Kopf, wobei er den Atem so energisch ausstieß, dass seine Lippen hörbar flatterten. »Tut mir wirklich leid, Lord Devane, aber ich vergaß, wie lärmempfindlich meine Ohren sind. In den Fabriken trage ich immer Baumwollstöpsel, um mein Gehör zu scho…«
»Zum Teufel mit Ihrem Gehör, St. John, erklären Sie sich!«
Wellington zeigte sich der Herausforderung gewachsen, indem er einmal mehr seine beunruhigende Fähigkeit demonstrierte, sich in diese abscheuliche Sippschaft einzufügen. Er lachte ungehobelt. »Ach, ich verstehe, Sie verübeln mir dieses kleine Ablenkungsmanöver? Nun, Lord Devane, dann frage ich Sie: Wer gibt sich auf dem Schlachtfeld schon wahrlich ehrenhaft? Und hier geht es schließlich um eine Initiation. Wir werden in allem, was wir tun, geprüft, nicht wahr?«
»Das mag wohl stimmen, St. John, aber … «
»Und einer Ihrer Kandidaten ist Major? Ich bin überzeugt, dass es ihm kaum Mühe bereiten dürfte, zwei Wachteln auf einmal zu erlegen. Was also habe ich derartigem Geschick entgegenzusetzen? Meinen Einfallsreichtum.«
Devane funkelte ihn an, aber in seiner Stimme schwang, wenn auch widerwillig, eine gewisse Bewunderung mit. »Raffinierter Schachzug, alter Knabe.«
Wellington zwinkerte ihm zu. »Ich habe auch meine lichten Momente.«
Von da an nutzte er jede Gelegenheit – mit
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