Bordsteinkönig: Meine wilde Jugend auf St. Pauli (German Edition)
Brennnesseln gehalten. Sie war rot und wund.
»Du hast einen Pilz«, meinte Marcus, der neben mir saß und auf meinen Schwanz starrte.
»Ui, aha, okay, puh. Das juckt so schrecklich.«
»Du musst zum Arzt und dir eine Salbe holen.«
Ich schämte mich so sehr, dass ich das Jucken eine Woche lang ertrug, bevor ich in eine Apotheke ging.
Während der ganzen Zeit wartete ich auf eine Nachricht von Melanie. Sie hatte versprochen, mir gleich zu schreiben, aber es kam kein Brief. Ich selbst war zu stolz, um den ersten Schritt zu machen und mich bei ihr zu melden – obwohl ich immerzu an sie dachte und es nicht erwarten konnte, sie endlich wiederzusehen.
Zurück in Hamburg, begrüßte sie mich kühl. Sie wirkte abweisend. Hatte ich was falsch gemacht? Wir umarmten uns, küssten uns, wir schliefen miteinander. Aber etwas war anders, es fühlte sich komisch an. Als ich sie fragte, sagte sie nur, alles sei in Ordnung, ich solle mir keine Gedanken machen.
Nach ein paar Tagen meldete sich mein Schwanz wieder, das gleiche Jucken. Inzwischen war mir klar, dass ich mir bei Melanie etwas eingefangen hatte. Als ich sie fragte, ob das sein könne, gab sie es zu. Allein während der letzten zwei Wochen hatte sie mit noch drei anderen Typen geschlafen. Es war wie ein übler Schlag in die Fresse. Ich war verliebt gewesen und hatte mir etwas vorgemacht. Ich war ein Idiot gewesen – und für Melanie war ich offensichtlich nichts weiter als noch ein Typ. Am liebsten hätte ich die Welt in Stücke geschlagen.
Ich begann alle Frauen für das zu hassen, was diese eine mir angetan hatte. Sie würden dafür büßen. Sie haben dafür gebüßt. Alle Frauen, mit denen ich seither zusammen war, habe ich betrogen. Es ist wie ein Zwang. Indem ich anderen weh tue, glaube ich, verhindern zu können, dass man mir noch einmal so weh tut.
24 Eine neue Welt
I m Budapester Hof ging es immer noch heiß her. Ich war mit Cengiz unterwegs und wollte in der Wohnung meiner Oma etwas abholen. Auf dem Weg stolperte ich fast über eine Frau, die sturzbetrunken mitten im Treppenhaus lag. Sie trug ein sehr enges Kleid, das einen aufregenden Körper erahnen ließ. Ich beugte mich zu ihr hinunter.
»Kann ich helfen?«
»Mach auf, hier, Süßer«, lallte sie, und mir strömte eine gewaltige Fahne entgegen. In der Hand hatte sie den Schlüssel für Zimmer 46. Sie lag aber vor Nummer 36.
»Ihr Zimmer ist nicht hier«, sagte ich. »Ich helfe Ihnen.«
Doch stattdessen zog sie mich nach unten und steckte mir sofort ihre Zunge in den Mund. Es gefiel mir. Ich hob sie hoch, wir wankten gemeinsam in Richtung ihres Zimmers. Ich konnte es kaum erwarten, mich über sie herzumachen. Sie wirkte so unglaublich erwachsen. Ich sperrte die Tür auf, warf sie aufs Bett. Ich schloss die Tür und vergrub sofort mein Gesicht zwischen ihren Schenkeln. Sie roch wie frisches Waschpulver, was mich noch geiler machte. Hektisch zog ich uns aus und drang sofort in sie ein. Sie stöhnte und schrie. Wir fickten wie die Hasen.
»Wie alt bist du?«, fragte ich sie.
»Achtunddreißig«, stöhnte sie.
»Bist du allein hier?«
»Nee, mein Mann steht an der Bar.«
Ich kam. Ich wollte mich losreißen, aber sie ließ nicht los.
»Du«, sagte ich. »Wenn dein Mann unten wartet und wir hier ficken – das ist vielleicht keine so gute Idee. Ich muss los.«
Sie hielt mich fest.
»Du fickst mich jetzt noch mal.«
Ich riss mich los und lief. Sie schrie mir irgendwas hinterher. Cengiz wartete unten im Hotel. Ich erzählte ihm, was gerade passiert war. Er glaubte mir kein Wort.
Am nächsten Tag besuchte ich meine Oma in der Hotelbar. »Bissu hier mitte Mädels zugange?!«, fragte meine Oma und schaute mich wissend an. Die Gäste sahen mich ebenfalls alle an. Die Aktion vom Vortag hatte sich herumgesprochen. Ich wäre am liebsten gleich wieder verschwunden.
»Hier mitte Gäste?!«, bohrte meine Oma nach.
»Nääää«, stotterte ich. »Wieso denn? Ich? So was mach ich nich.«
Ich war ein schlechter Lügner. Meine Oma schwieg, und ich verließ die Bar. St. Pauli hatte seine eigene Moral.
Fritz hatte immer noch keine Freundin. Trotz seines Selbstbewusstseins hatte er den Dreh mit den Frauen nicht raus. Er wollte ihnen einfach nicht nach dem Mund reden. Ganz im Gegenteil: Er beleidigte sie. Selbst wenn ihm eine gefiel. So kam es, dass er sich immer mehr dem Bier widmete, während ich mich auf die Frauen konzentrierte.
Es war die Zeit, als sich in der Schule die »Coolen«
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