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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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Martimano und Juan den Abstand stetig verkleinerten und dabei so locker und schwungvoll aussahen wie ihre Capes, die um sie herumwirbelten.
    »Gott«, keuchte Ann. Sie lief so weit vorgebeugt, dass sie sich fast mit den Händen den Berg hochziehen konnte. »Wie machen die das bloß?«
    Ein Stück weiter bergab holten Manuel Luna und die restlichen Mitglieder von Team Tarahumara ebenfalls stetig auf. Sie waren auf den ersten Kilometern durch das verblüffend schnelle Tempo auseinandergerissen worden, aber jetzt – wie ein extraterrestrisches Stück Protoplasma, das sich neu formiert und jedesmal, wenn es in die Luft gesprengt wird, noch stärker wird – schlossen sie sich hinter Manuel Luna wieder zu einer Gruppe zusammen.
    »Gott!«, rief Ann ein zweites Mal.
    Schließlich erreichte sie die Passhöhe. Die Aussicht war spektakulär. Ann überblickte hinter sich knapp 75 Kilometer wogende grüne Wildnis, die zwischen ihr und Leadville lagen. Aber sie hielt nicht einmal an, um einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen.
    Sie hatte ein Ass im Ärmel, das sie jetzt ausspielen musste. In der dünnen Luft war sie wie benebelt, und ihre Kniesehnen schmerzten, aber Ann lief über die Passhöhe und machte sich mit Trippelschritten an den Abstieg.
    Das war eine Trason-Spezialität: die Geländebeschaffenheit nutzen, um sich in der Bewegung zu erholen. Der Abstieg auf der rückwärtigen Seite des Passes begann mit einem kurzen Steilstück und ging dann rasch in lange, sanft geneigte Kehren über, sodass sich Ann entspannen und die Beinmuskulatur lockern konnte, während die Schwerkraft die Arbeit übernahm. Nach einem kurzen Wegstück spürte Ann, wie sich die Knoten in ihren Waden auflösten und die Kraft in ihre Oberschenkel zurückkehrte. Als sie unten ankam, war der Kopf oben, und die Pumaaugen funkelten wieder.
    Jetzt war es Zeit, die Turbinen anzuwerfen. Ann wechselte vom matschigen Pfad auf eine feste Straße, sie lief schnell und locker aus der Hüfte und beschleunigte ihre Schritte auf den letzten fünf Kilometern bis zum Wendepunkt.
    Juan und Martimano waren inzwischen etwas abgelenkt worden. Nachdem sie die Baumgrenze hinter sich gelassen hatten, waren sie zu ihrer Verblüffung auf eine riesige Gruppe wilder Gesellen gestoßen – und zu dieser Gruppe gehörten auch einige Tiere. »SUPPE IST FERTIG, LEUTE«, rief eine heisere Stimme von irgendwo aus der Mitte dieser Gruppe den Tarahumara zu, die kein Wort davon verstanden. Sie hatten gerade ihre erste Begegnung mit einem anderen in der Wildnis lebenden Stamm: mit der Hopeless Crew.
    Ken Chlouber hatte vor zwölf Jahren eine ausreichende Zahl von Freunden und Bekannten mobilisiert, um ein gutes halbes Dutzend Versorgungsstationen bemannen zu können, aber er hatte es abgelehnt, irgendjemanden ganz oben auf dem Hope-Pass zu postieren. Selbst dieser zähe Bergmann, der sich an der hohen Zahl von Krankenhauseinweisungen bei seinem Rennen erfreute, hielt das für unmenschlich. Ein freiwilliger Helfer auf dem Hope-Pass müsste alle Versorgungsgüter dort hinaufschaffen, die gebraucht wurden, um eine nicht enden wollende Parade von schwer gezeichneten Läufern mit Essen, Trinken und Verbandsmaterial zu versorgen und dazu noch zwei Nächte auf einem verschneiten Berg ausharren und Windböen ertragen, die Sturmstärke erreichten. Ausgeschlossen: Wenn Ken einige Helfer dort hinaufschickte, würde es ihn teuer zu stehen kommen, wenn sie nicht zurückkehrten.
    Glücklicherweise erklärte eine Gruppe von Lamafarmern aus Leadville mit einem Schulterzucken: Hey, was soll’s, wir machen das. Das klang nach einer Party. Sie beluden ihre Lamas mit Essens- und Getränkevorräten, die für das Wochenende reichten, und schlugen ihre Zelte in einer Höhe von über 3800 Metern auf. Seit damals hatte sich die Hopeless Crew zu einer über 80 Personen starken Gruppe von Lamabesitzern und deren Freunden entwickelt. Zwei Tage lang trotzen sie dem heftigen Wind, leisten mit halb erfrorenen Fingern Erste Hilfe und geben heiße Suppe aus. Sie bringen verletzte Läufer mit den Lamas in die Zivilisation zurück, und zwischendurch feiern sie wie ein Stamm liebenswürdiger Yetis. »Der Hope-Pass ist schon an einem schönen Tag schlimm genug«, sagt Ken. »Ohne diese Lamas hätten wir schon einige Tote zu beklagen gehabt.«
    Juan und Martimano ließen sich schüchtern abklatschen, als sie durch die derbe Hopeless Crew joggten. In Sichtweite des Lagers dieser seltsamen Leute hielten sie an, um etwas zu

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