Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
wäre das ein Witz gewesen.
»Das wusste ich nicht«, erwiderte Laura und errötete, weil die Frau sie so abschätzig betrachtete, als wäre sie ein Pferd, das sie eventuell kaufen wollte.
»Oh ja. Er sagt, es regeneriert seine ›vitalen Säfte‹.« Die leicht verfärbten Zähne der anderen Frau standen ein bisschen schief, und ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Noch niemals zuvor hatte Laura sich von einem anderen Menschen so verabscheut gefühlt. Das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit – da war etwas an dieser Frau, bei dem sich alles in Laura sträubte.
»Darüber weiß ich nichts«, erklärte sie und schickte sich an weiterzugehen, um ihre Einkäufe zu erledigen.
Die Frau versperrte ihr den Weg. »Oh ja. Aber wenn Sie ihm sagen, dass ich zurück bin, dann werden Ihre Dienste nicht länger benötigt.«
»Dann sind Sie seine Putzfrau?« Lauras inneres Luder regte sich und fuhr die Krallen aus.
Das brachte die Frau nur kurz aus der Ruhe. »Nein, ich bin nicht seine Putzfrau. Sagen Sie ihm einfach, dass ich zurück bin, ja?« Sie schickte ein weiteres falsches Lächeln in Lauras Richtung.
»Dazu müsste ich wissen, wer Sie sind.« Sie würde sich nicht länger von dieser Fremden provozieren lassen!
Die Frau lachte erneut. »Oh nein, er wird wissen, wer ich bin, wenn Sie mich ihm beschreiben. Dermot und ich sind sehr alte … Freunde.«
Auf dem Weg zurück zu Dermots Haus versuchte Laura krampfhaft, das unangenehme Gefühl abzuschütteln, das die Frau in ihr geweckt hatte. Sie hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sie für ein Flittchen hielt, und Laura wusste nicht, ob sie das Gefühl jemals wieder würde abschütteln können. Vermutlich wusste nun der ganze Laden, dass sie mit Dermot geschlafen hatte, und dachte ebenfalls schlecht von ihr. Dieses Gefühl war Laura unerträglich. Und die Frau und Dermot sollten alte Freunde sein? Wie hatte sie das gemeint? Es hatte fast wie eine Warnung geklungen. Außerdem all diese Andeutungen über sein übliches Frühstück! Laura fühlte sich herabgesetzt, verletzt und benutzt; ein überwältigendes Verlangen, so schnell wie möglich von diesem Ort zu fliehen, überkam sie. Aber nach ihrem Anruf beim lokalen Taxiservice und der Versicherung des Mannes, dass er sie sofort zum Flughafen fahren könne, wenn sie ihn anrief, fühlte sie sich auch nicht besser. Offensichtlich glaubte er ebenfalls, dass Dermot sie so schnell wie möglich loswerden wollte. Ihre Hochstimmung hatte sich in Luft aufgelöst. Zweifel an Dermots Motiven marschierten in Zweierreihen auf und steigerten ihr unangenehmes Gefühl. Hatte er mit ihr geschlafen, weil sie gerade da und bereit dazu gewesen war? Er und seine »alte Freundin« würden sich wahrscheinlich später darüber köstlich amüsieren.
Jetzt musste sie jedoch irgendwie die nächste Stunde überstehen, ohne dass Dermot mitbekam, wie sie sich wirklich fühlte. Sie würde ruhig und gefasst sein. Und höflich. Ganz sicher würde sie ihn nicht spüren lassen, wie gedemütigt sie sich fühlte.
Als sie das Haus betrat, setzte sie ein Lächeln auf und rief nach oben: »Ich bin zurück! Möchtest du dieses Kedgeree braten, oder soll ich mir die Angaben auf der Packung durchlesen und schon mal anfangen?«
Dermot erschien ein paar Minuten später, nachdem sie beschlossen hatte, es einfach zuzubereiten. Laura fühlte sich schrecklich. Sie war ein One-Night-Stand, und sie konnte von Glück reden, wenn Dermot ihr nicht noch das Taxigeld aufnötigte, wenn sie ging.
Sie rührte die Reismischung in die zerlassene Butter. »Da war eine Frau im Laden, die meinte, ich solle dir sagen, sie sei zurück«, erklärte sie so beiläufig wie möglich. Sie vermied, ihn dabei anzusehen.
»Oh? Und wer war es?«
»Sie wollte mir ihren Namen nicht verraten. Sie meinte nur, du wüsstest schon, wer sie ist, und dass ihr alte Freunde seid.«
Dermot lachte. »Das muss Bridget sein! Sie ist eine Nummer, was? Ich habe sie vermisst. Sie war monatelang fort. Ich nehme an, dass sie hier bald vorbeikommt und mich sehen will.«
Laura konnte es nicht ertragen. Er bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. Und er versuchte nicht einmal, es zu leugnen. »Sie ist jedenfalls zurück. Möchtest du Tee oder Kaffee zu deinem Kedgeree?« Laura war sich bewusst, dass sie ziemlich kurz angebunden klang, aber sie musste kämpfen, um nicht die Fassung zu verlieren. Doch vor ihm wollte sie das auf jeden Fall vermeiden. Außerdem war ein Teil von ihr wütend –
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