Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
lachen. »Das stimmt. Also, was sollen wir tun, um die Lücke zu füllen? Wir müssen den Leuten am Sonntagabend etwas bieten – so oder so.«
Es entstand ein Schweigen, während beide Frauen angestrengt nachdachten.
»Ich weiß!«, rief Laura. »Eine Diskussionsrunde! Wir wählen einige Autoren aus, die etwas aus ihrem Alltag als Schriftsteller erzählen sollen. Das wird großartig!« Hauptsache, sie musste Dermot nicht interviewen! Allein bei dem Gedanken fühlte sie sich ganz schwach.
»Fantastisch! Ich schicke E-Mails an alle Autoren und frage sie. Wie viele brauchen wir?«
»Frag sie alle, dann sehen wir ja, wie viele am Ende dazu bereit sind.« Laura gähnte herzhaft.
»Meine Güte«, sagte Fenella. »Du bist immer noch müde, obwohl du so früh im Bett warst. Mir war gar nicht klar, dass Irland in einer anderen Zeitzone liegt.«
Laura nickte weise. »Oh, das tut es, das tut es definitiv …«
Laura hatte über die Frage nachgedacht, ob man es jemandem ansehen konnte, dass er seine Jungfräulichkeit verloren hatte. Ein paar Tage später, als Monica sie mit dem Auto abholte, bekam sie ihre Antwort. Man konnte.
»Und, wie war es?«, sagte Monica in dem Moment, als sie das Ende der Zufahrt nach Somerby erreichten. Sie waren auf dem Weg zu Seamus’ Auftritt. Laura wollte sich die Band anschauen und herausfinden, ob sie halbwegs tauglich war für einen potenziell lärmenden Abend mit Freibier und Rupert (mit oder ohne irischen Akzent) oder als kultivierterer Hintergrund für Dermot, der aus seinen Werken las.
»Wie war was?«
»Oh, Herrgott noch mal! Jetzt stell dich doch nicht so an! Der Sex mit Dermot!«
»Psst! Sprich nicht so laut!«
»Das ist schon in Ordnung. Wir sitzen im Auto. Niemand kann uns hören. Jetzt erzähl schon!«
Nur eine Sekunde lang überlegte Laura, ob sie weiter so tun sollte, als wäre nichts passiert, aber Monica würde sie ja doch durchschauen. »Okay. Also. Es war wundervoll«, sagte sie leise und hoffte einerseits, dass Monica damit zufrieden sein würde. Andererseits hätte sie gern eine Gelegenheit gehabt, darüber zu sprechen.
»Ich glaube dir nicht.« Monica schlug mit der Hand auf das Lenkrad, um ihre Ungläubigkeit zu unterstreichen. »Das erste Mal mit einem Mann ist nie wundervoll, und schon gar, wenn es das erste Mal überhaupt ist. Du hast in deinem Leben zu viele Liebesromane gelesen. Sex gehört zu den Dingen, bei denen man erst lernen muss, wie es geht.«
»Das kann schon sein. Und ich weiß, dass ich im Gegensatz zu den meisten normalen Menschen in meinem Leben sehr viel mehr über Sex gelesen als selbst erfahren habe. Aber ich sage dir, es war wundervoll.«
Monica dachte für einen Moment nach. »Dann mal mir rosa Streifen!«
Laura lachte. »Ich glaube, das hat schon jemand getan.« Sie deutete auf einen breiten rosa Streifen in Monicas Haar. Offensichtlich gefiel ihr ihre rosa Perücke so gut, dass sie beschlossen hatte, auch ihrem Naturhaar ein bisschen mehr Farbe zu geben.
»Laura! Ich versuche, ein ernsthaftes Gespräch mit dir zu führen, dir zu helfen, mit den Auswirkungen dessen fertig zu werden, was dir passiert ist, und du machst nur dumme Witze.«
»Du warst es doch, die gesagt hat: ›Mal mir rosa Streifen.‹« Laura tat so, als wollte sie sich entschuldigen. »Aber ich glaube nicht, dass es Auswirkungen haben wird.« Sie seufzte. Abgesehen von dem Gefühl, benutzt worden zu sein, und der unangenehmen Erinnerung an Bridget natürlich – doch Laura wollte nicht an sie denken; diese Frau hatte schon etwas wirklich Schönes verdorben.
»Das kommt noch, ich schwöre es dir.«
»Ich hoffe nicht.«
Monica zögerte, bevor sie ungläubig fragte. »Lügst du ehrlich nicht, und war es wirklich fantastisch?«
»Ja! Ich sage ja nicht, dass das zweite und das dritte Mal nicht noch …«
»Drei Mal!«
Eigentlich hatten sie noch öfter miteinander geschlafen, aber sie wollte ihre Freundin nicht schockieren. »Über einen ziemlich langen Zeitraum. Eine ganze Nacht.«
»Aber er ist ziemlich alt!«
»Fünfunddreißig ist nicht alt!«
»Okay. Und was jetzt? Seid ihr zusammen?«
Schlechte Frage. Laura wollte unbedingt fröhlich klingen, sie durfte nicht zu viel verraten – Monicas Mitleid hätte sie nicht ertragen. »Ich musste am nächsten Tag wirklich früh zum Flughafen.« Ihn an jenem Morgen zu verlassen war das Traurigste, das sie in ihrem ganzen Leben hatte tun müssen. Aber das würde sie für sich behalten. Es war das Glück wert gewesen,
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