Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
ob sie schon etwas zu trinken bestellen wollte.
»Ich nehme ein Glas Weißwein und ein Mineralwasser, bitte.« So konnte sie sich ein bisschen Mut antrinken und den Wein später in eine Schorle verwandeln, wenn sie wollte.
Das Restaurant war voller Leute, die sehr wenig Interesse an ihrem Essen zu haben schienen. Sie redeten alle hochkonzentriert über Geschäftliches miteinander. Es gab keine Paare, die sich verliebt in die Augen sahen, Freundinnen, die Vertraulichkeiten austauschten, oder Mütter und Töchter, die ernste Gespräche führten. Laura genoss es immer, Leute zu beobachten, und es hätte ihr auch heute Spaß gemacht, wenn sie wegen ihrer Verabredung nicht so nervös gewesen wäre.
Was hatte Eleanora vor? Ging es wirklich um ein weiteres Jobangebot?
Während sie die Serviette und das perfekt ausgerichtete Besteck hin und her schob, überlegte Laura, was sie seit ihrer ersten Begegnung mit Eleanora alles gelernt hatte. Bis dahin hatte sie alles, was sie über das Leben wusste, Büchern entnommen, vornehmlich Romanen. Von dem echten Leben hatte sie keine Ahnung gehabt.
Sie verdrängte Dermot bewusst aus ihren Gedanken. Eines Tages würde sie mit einem Lächeln auf ihre Zeit mit ihm zurückblicken und sie als das sehen können, was sie war: eine wunderbare Einführung in den Sex und – für sie – in die Liebe. Jetzt war es eine schmerzende Wunde, vergiftet durch ein wachsendes Gefühl des Betrugs. Als ihre Verlegenheit und die Demütigung, die sie empfand, ein bisschen nachgelassen hatten, war es ihr plötzlich vorgekommen, als hätte Dermot trotz seiner vermeintlichen ›Sorge‹ um sie gar nicht wirklich Rücksicht auf ihre Gefühle genommen. Deswegen liebte sie ihn nicht weniger, und es linderte auch nicht ihren Schmerz, aber es half ihr in ihrer Entschlossenheit, alles zu tun, um über ihn hinwegzukommen. Ablenkungen wie dieses Essen heute halfen ihr dabei.
Endlich erschien Eleanora mit einem Mann von ungefähr Ende dreißig oder Anfang vierzig im Schlepptau. Laura entspannte sich. Die Nervosität vor dem eigentlichen Treffen war verflogen.
»Liebes, das ist Gerald O’Brien, noch ein Ire, aber ich hoffe, das nehmen Sie ihm nicht übel.«
Laura musste lächeln und reichte dem Mann ihre Hand.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte er förmlich. »In England scheinen die Leute sich sehr gern zu küssen, wenn sie einander vorgestellt werden, doch ich fürchte, ich bin da ein bisschen altmodisch.« Er lächelte entschuldigend, und Laura war gerührt.
Ein paar Sekunden lang suchte sie in Gerald O’Briens Stimme nach Spuren von Dermots Akzent, aber sie konnte keine finden. Natürlich gab es Hunderte verschiedene Akzente und Variationen des irischen Dialekts, doch ein Teil von ihr hatte gehofft, den Tonfall wieder zu hören, mit dem sie so schöne Erinnerungen verband.
»Das bin ich auch, glaube ich«, erklärte sie und schüttelte ihm die Hand. »Ein bisschen altmodisch, meine ich.«
Nachdem sie Laura geküsst hatte, ließ sich Eleanora so heftig auf ihren Stuhl fallen, dass ein kleines Puffen zu hören war. »Wie ich sehe, hast du schon mit dem Wein angefangen. Gutes Mädchen! Bestellen wir doch eine Flasche. Ich weiß, dass es bei den jungen Leuten aus der Mode gekommen ist, mittags etwas zu trinken, aber ich genieße immer noch gern ein Glas oder zwei zum Essen.«
Sie studierte die Weinliste konzentriert. Gerald O’Brien und Laura tauschten schüchterne Blicke aus. Er ist kein typischer Ire, dachte Laura. Gerald war zwar durchaus charmant, aber ihm fehlte die lockere Art, mit der Dermot die Leute um den kleinen Finger wickelte. Rasch unterdrückte sie den bereits vertrauten Schmerz, den sie bei dem Gedanken empfand.
Die Bestellung dauerte nicht lange. Laura hatte während des Wartens genug Zeit gehabt, sich mehrmals umzuentscheiden, und Gerald und Eleanora waren beide schnell entschlossen. Der Wein wurde gebracht und ausgeschenkt, und Eleanora stellte die Ellbogen auf den Tisch wie eine Frau, die eine Ankündigung zu machen hatte. Dann entdeckte sie jemanden am anderen Ende des Raumes. »Oh, mein Gott!«, sagte sie. »Tut mir wirklich leid – ich muss mal schnell zu dem Tisch dort drüben, auch wenn das schrecklich unhöflich ist –, aber es ist Susie Blanquette. Und bei ihr sitzt Hubert von Trapp! Wie kann sie es wagen? Sie hat mir versprochen, mit keinem Verleger zu sprechen, bevor sie ihr Buch fertig hat und etwas anbieten kann! Wir hätten das wunderbar präsentieren können, und jetzt
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