Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
Karte, die Fenella gefaxt hat.« Er hielt inne. »Du hast einen Schlafsack, einen Eispickel und eine Kiste mit Notrationen, für den Fall, dass du irgendwo liegen bleibst und übernachten musst?«
Sorge verlangsamte Lauras Reaktion derart, dass sie eine Nanosekunde brauchte, um zu begreifen, dass er sie aufzog. Sie stieß ihn gegen den Arm und stieg ein. Dann schob sie sich die Locken hinters Ohr und drehte den Zündschlüssel um. Grant klopfte aufs Dach, und sie fuhr los.
Sie stellte fest, dass sie es mochte, in seinem kleinen Fiat Punto zu fahren. Er war leicht und spritzig, und bald vergaß sie ihre Bedenken, ob sie mit dem Wagen zurechtkommen würde. Jetzt musste sie sich nur noch Sorgen machen, ob sie den Weg finden würde. Fenellas Karte sah ziemlich einfach aus, aber je näher sie ihrem Ziel kam, desto nervöser wurde Laura wieder und verwechselte Rechts und Links. Doch schließlich, nach einem kurzen außerplanmäßigen Umweg durch das Dorf, lag es vor ihr, auf einem Hügel, wie in den Beschreibungen erwähnt.
Somerby war ein wirklich wunderschönes Haus. Umgeben von Wiesen, auf denen malerisch ein paar Pferde grasten, deren Winterfell sie gut gegen die Winterkälte schützte, wirkte es wie ein friedliches, gutmütiges Wesen, das gemütlich über der Landschaft thronte.
Obwohl es noch früher Nachmittag war, dachte der Januartag bereits darüber nach, zu Ende zu gehen. Die kahlen Bäume zeichneten sich klar gegen den blassen Himmel ab, und die entfernt scheinende Sonne tauchte die Szene in ein sanftes Licht, wie bei einem Ölgemälde.
Laura, die stehen geblieben war, um sich noch einmal zu vergewissern, ob sie hier auch richtig war, genoss für einen Moment das Bild. Einige Tage im Januar, fand sie, bewegten sich zwischen der Melancholie des Winters und dem Optimismus des Frühlings. Das entsprach ihrem eigenen Gefühl: Sie war traurig darüber, ihren geliebten Job zu verlieren, aber in ihr regte sich auch die Hoffnung, etwas zu finden, das vielleicht ziemlich aufregend werden würde. Sie musste nur tapfer genug sein, es zu wagen, und während sie den Anblick des Anwesens genoss, fragte sie sich, ob sie den Mut dafür wirklich aufbringen würde.
Als sie schließlich die Auffahrt hinauffuhr, bemerkte sie mehrere Autos, die vor der georgianischen Fassade geparkt waren, und blickte auf die Uhr, besorgt, sich verspätet zu haben. Tatsächlich war sie genau pünktlich, ihre Uhr bestätigte das, aber sie kam gern pünktlich – zu früh, wie Grant es nannte. Nun bog sie mit dem Wagen in die Einfahrt.
Sie suchte sich einen Parkplatz, und weil sie es nicht länger hinauszögern konnte, stieg sie aus. Bis zu diesem Punkt war ein Meeting für sie ein lockeres Treffen im Personalraum der Buchhandlung gewesen, bei der Henry, Grant, die Teilzeitkräfte und sie irgendwelche Fragen diskutierten. Es gab keine Tagesordnung, alle redeten durcheinander, und niemand schrieb irgendetwas auf. Das klappte stets sehr gut. Laura wusste, dass dieses Treffen heute anders verlaufen würde. Es würde vermutlich sehr nervenaufreibend werden – falls sie noch Nerven übrig hatte, die aufgerieben werden konnten. Laura fühlte sich schon von der Fahrt total am Ende!
Sie betätigte die Türglocke, und eine große junge Frau mit blondem Haar öffnete. Sie trug einen Reiterpullover, eine Samthose, die in fantastischen blassgrünen Wildlederstiefeln steckte, und auf ihrem Gesicht stand ein besorgter Ausdruck. Als sie Laura sah, lächelte sie und sah etwas weniger besorgt aus. »Sie sind bestimmt Laura Horsley?«
»Ja. Bin ich die Letzte? Ich habe mich am Ende ein bisschen verfahren.«
»Nein, zwei andere fehlen auch noch. Kommen Sie rein.« Sie schloss die große Eichentür und schob Laura in eine riesige Halle mit einer geschwungenen Treppe. Laura versuchte, nicht eingeschüchtert zu sein. Das war alles so weitläufig!
»Eleanora hat mir schon so viel von Ihnen erzählt«, fuhr die Frau fort. »Ist sie nicht furchteinflößend?«
»Na ja …«
»Natürlich hat sie ein Herz aus Gold, aber auf manche Art ist sie so zäh wie altes Schuhleder. Sie hält sehr viel von Ihnen, und sie kann Menschen sehr gut einschätzen.«
»Oh nein, jetzt muss ich den hohen Erwartungen gerecht werden!«
Die Frau kicherte. »Ich bin sicher, das wird kein Problem darstellen. Möchten Sie zuerst noch zur Toilette, oder soll ich Sie gleich nach oben bringen, wo das Meeting stattfindet? Ich bin übrigens Fenella. Es war meine verrückte Idee, hier ein
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