Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
gehalten hatte.
»Oh, ich habe schließlich eine ganz versteckte Ecke im Wald gefunden«, sagte er. »Ich habe mein Buch gelesen.« Als er ihre Reaktion sah, fügte er hinzu: »Nein, nicht von mir verfasst. Wenn ich dir sagen würde, dass es Lyrik ist, würdest du mich für schrecklich überheblich halten?«
»Ja«, sie nickte lächelnd und log erneut. »Aber das passt zu einem Schriftsteller, deshalb vergebe ich dir.«
Zurück im Bus, setzte sie sich nach hinten und träumte bald vor sich hin. Dermot allein zu erwischen war einfach zu stressig. Wenn er sie mochte – und es wurde immer wahrscheinlicher, dass das nicht der Fall war –, dann konnte er versuchen, sie abzupassen.
Es war der letzte Tag des Kurses, und alle waren nervös, weil Eleanoras Besuch bevorstand. Obwohl die Teilnehmer sie nicht kannten, schienen sie instinktiv zu wissen, dass ihre Texte in Fetzen gerissen werden würden, obwohl Dermot sie bereits auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt hatte. Dermot fragte sich wahrscheinlich, ob seine Agentin ihn wegen eines neuen Buches ins Gebet nehmen würde, denn obwohl er Laura davon nichts sagte, musste es einen Grund für seine Unruhe geben.
Eleanoras Ankunft war sehr stilvoll. Sie fuhr mit einem alten Ferrari, der eine teure blaue Wolke hinter sich herzog, bis direkt vor das Gebäude.
Dermot war dort, um sie zu begrüßen. Er trug seinen Anzug, der jetzt so zerknittert aussah, als wäre er mehrfach unter eine Dampfwalze gekommen. Laura hätte ihm kurz zuvor sehr gern noch das Haar gekämmt, aber sie hielt sich zurück. Schließlich würde Eleanora, die ihn ziemlich gut kannte, nicht erwarten, dass er ordentlich aussah. Die anderen hatten sich alle an seine lässige Schriftsteller-Erscheinung gewöhnt.
Er küsste Eleanora herzlich auf die Wange und sagte: »Ich bin nicht sicher, ob du das Auto hier stehen lassen kannst, Nellie, mein Herz.«
Eleanora nahm eine drohende Haltung an und erwiderte: »Nenn mich nicht Nellie, und ich bin sicher, dass dieser nette junge Mann den Wagen für mich parkt.«
Der »nette junge Mann«, den sie meinte, war Gareth. Er fing den Schlüssel begeistert auf, den Eleanora ihm zuwarf. Dankbar, nicht selbst gebeten worden zu sein, das Auto zu parken, folgte Laura Dermot und Eleanora rasch in das Gebäude und durch den Flur in den Kursraum.
Eleanora war grausam! Dermot war oft ziemlich hart gewesen, aber Eleanora war unerbittlich. Sie redete nicht nur Tacheles, sondern haute richtig auf den Putz und schien es sogar zu genießen, jeden negativen Aspekt des Schriftstellerdaseins zu betonen, der ihr einfiel – und noch mehr. Sie erklärte den Kursteilnehmern, dass ihre Chancen, veröffentlicht zu werden, ungefähr so hoch seien wie die, im Lotto zu gewinnen. Und an einen ersten Erfolg anzuknüpfen sei noch sehr viel schwerer. Wenn sich das erste Buch nicht gut verkaufte, dann würde das zweite niemals das Tageslicht sehen. Und sie schloss mit der Bemerkung: »Wenn Ihre Bücher nicht gut vermarktet werden, sollten Sie sie lieber gleich im Garten verbrennen. Auf diese Weise erregen sie auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit.«
Niemand brach tatsächlich in Tränen aus, doch das war sicher nur eine Frage der Zeit, wie Laura vermutete.
Dann goss Eleanora den letzten Kanister Öl ins Feuer der Verzagtheit, das sie entfacht hatte. »Und wenn Sie nicht gut aussehen und nicht mit einem Fußballstar oder dem Geschäftsführer eines Verlagshauses verheiratet sind, dann können Sie es auch vergessen. Wenn Sie nicht zu vermarkten sind, wird man Ihre Bücher nicht veröffentlichen.«
Eleanora schien etwas überrascht darüber zu sein, dass ihre Zuhörer nicht laut applaudierten. Dermot war sprachlos, eine seltene Sache bei ihm, und die Studenten wimmerten leise.
Laura stand auf. Sie konnte sie nicht alle so entmutigt nach Hause schicken. »Ja, vielen Dank, Eleanora, das war sehr faszinierend. Und ist es nicht schön, wenn einem mal jemand ausmalt, was im schlimmsten Fall passieren kann? Dermot und ich wissen, dass sich in diesem Raum sehr viele Talente befinden. Wir haben gesehen, wie hart Sie arbeiten und zu welcher Hingabe Sie fähig sind, und ich weiß – ich bin sicher …«, sie war überhaupt nicht sicher, aber sie sagte es trotzdem, auch wenn sie nun ein bisschen wie eine begeisterte Rektorin klang, »… dass Eleanora uns zustimmen würde, wenn ich sage, dass Talent und Beharrlichkeit wichtiger sind als all die Dinge, die sie erwähnt hat. Sahne steigt immer nach ganz
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