Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
natürlich abgeschlossen. Das war sie an jenem Morgen, an dem sie sich zu ihrer Pension geschlichen hatte, nicht gewesen. Aber als sie jetzt gegen die Tür klopfte, an ihr rüttelte und ihr schließlich einen mürrischen Tritt versetzte, wurde deutlich, dass sie fest verriegelt war.
Und was nun? Vielleicht half ja rufen. Vielleicht würde Dermot sie reinlassen, wenn er hörte, dass sie es war, die Einlass begehrte, und kein Journalist.
»Hallo? Dermot? Ich bin’s, Laura!« Zurückhaltend wie sie normalerweise war, fiel es ihr nicht leicht, einen solchen Lärm zu veranstalten. Aber sie tat ihr Bestes.
Dermot reagierte nicht. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen.
Laura ging um das Haus herum und entdeckte schließlich ein leicht geöffnetes Fenster. Obwohl die Vorhänge zugezogen waren, war Laura ziemlich sicher, dass es ins Wohnzimmer führte. Wenn sie es schaffte hineinzugreifen, dann gelang es ihr vielleicht, den Griff mit einem Ast oder etwas Ähnlichem zu drehen und das alte Fenster zu öffnen. Die Ironie der Situation wurde ihr bewusst: Beim letzten Mal hatte sie sich heimlich aus Dermots Haus geschlichen. Und jetzt versuchte sie alles, um hineinzugelangen!
Laura zerrte eine Mülltonne zum Fenster hinüber. Sie war etwas wackelig, aber es gelang Laura, sie durch ein paar Steine zu fixieren, die sie aus der Einfriedung eines Blumenbeetes entfernte. Dermot war offensichtlich kein leidenschaftlicher Gärtner. Bestimmt würde er ihr nicht böse sein.
Da stand auch ein hölzerner Gartenstuhl, und sie zog ihn ebenfalls zur Tonne hinüber, um dieser noch mehr Halt zu geben. Als sie sicher war, dass sie stehen bleiben würde, kletterte Laura zuerst auf den Stuhl und stieg dann vorsichtig auf die Tonne.
Von dort aus konnte sie den Fenstergriff sehen, ihn aber nicht erreichen, selbst wenn sie sich ganz weit vorbeugte. Doch mit einem Stock würde es vielleicht gehen.
Sie musste lange hantieren, aber schließlich gelang es ihr, den Griff zu drehen. Nach weiteren Mühen bekam sie den Rahmen weit genug auf, um den Stock in den Spalt zu schieben. Das Fenster schwang auf.
Laura war beinahe enttäuscht, dass niemand sie bei dem »Einbruch« gesehen hatte, so stolz war sie auf sich. Rasch kämpfte sie sich durch den Vorhang, schwang ein Bein auf die Fensterbank und landete schließlich im Wohnzimmer.
Dort angekommen, lauschte sie, für den Fall, dass Dermot ihr Eindringen bemerkt hatte. Da nichts zu hören war, überfiel Laura plötzlich Panik. Vielleicht war er ja tot! Was, wenn sie gleich seine Leiche finden würde?
Ihre Gedanken waren für einige Augenblicke so verwirrt, dass sie nicht wusste, welche Vorstellung schlimmer war: dass Dermot tot sein oder dass sie seine Leiche finden könnte. Ihr brach der Schweiß aus, während sie sich verzweifelt zu beruhigen versuchte. Marion hatte nichts davon erwähnt, dass die Leute sich Sorgen machten, er könnte tot sein, also schien sein Tod nicht wahrscheinlich zu sein. Sie hatten ihn nur nicht mehr gesehen, seit er von der Presse belagert worden war. Tapfer beschloss Laura, nach ihm zu suchen.
Neugierig sah sie sich um.
Der Anblick der Küche war regelrecht schockierend. Wohin man auch schaute – überall stapelte sich der Unrat. Reihen von leeren Konservendosen, deren rasiermesserscharfe Deckel auf einem Haufen lagen wie weggeworfene Austernschalen, fielen ihr ins Auge. Unzählige benutzte Becher, Tassen, Teller und Schüsseln füllten die Spüle. Auf dem Boden standen schmutzige Bratpfannen. Seit mindestens einer Woche hatte hier niemand mehr aufgeräumt!
Und es war nicht nur das Geschirr. Vor der Waschmaschine stapelte sich ein riesiger Berg Schmutzwäsche, und Laura nahm an, dass es oben noch mehr davon gab.
Als sie sich weiter umsah, wurde ihr klar, dass der Dreck zum Glück recht oberflächlich war. Aufgeräumt und sauber musste die Küche recht hübsch aussehen.
»So ein Schweinestall«, sagte sie laut und fragte sich, ob dies die ersten Worte waren, die dieses Haus seit langer Zeit hörte.
Da es unten keine weiteren Räume gab, in denen Dermot sich hätte aufhalten können, ging sie mutig nach oben.
Sein Schnarchen wies ihr den Weg zum Schlafzimmer. Nun, immerhin ist er nicht tot, dachte sie erleichtert. Obwohl ihr gesunder Menschenverstand diese Möglichkeit längst ausgeschlossen hatte, war ihr Unterbewusstsein weiterhin damit beschäftigt gewesen.
An der Tür zum Schlafzimmer angekommen, konnte sie ihn auch riechen. Dermot lag mit offenem Mund
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