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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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steht eine Areewan aus Thailand. Sie war damals zehn.»
    «Zufall.»
    «Wie ließe sich das überprüfen?»
    «Fliegen Sie hin.» Barbara Franke stöhnte auf. «Na gut, ich kümmer mich drum. Mist .»
    «Aber tun Sie’s unauffällig.»
    «Ja, ja. Bis später.»
    «Warten Sie. Wie viel bringt ein illegal an Adoptiveltern vermitteltes Waisenkind ein?»
    Barbara Franke schwieg einen Moment lang. Dann nannte sie Zahlen. Dann legte sie ohne ein weiteres Wort auf. Bedächtig drückte Louise die Aus-Taste ihres Handys.
    Ein Kind kostete zwischen fünftausend und zwanzigtausend US-Dollar, je nach Herkunft, Alter, Geschlecht und Nachfrage. Doch auch in diesem Wirt-schaftszweig, hatte Barbara Franke gesagt, gebe es bisweilen Sonderangebote. In Indien seien einer Mi-tarbeiterin einer wohltätigen Organisation Kinder für damals rund vierhundertfünfzig D-Mark zur Adoption angeboten worden. Die Gesetze des Marktes. Gab es die Ware im Überfluss, sank der Preis. Wie so oft waren die Armut der Dritten und die Sehnsüchte der Ersten Welt einen fatalen Pakt eingegangen.

    Wenig später hielt der Sharan vor ihr am Straßenrand. Mit unveränderter Geschwindigkeit fuhr sie weiter. Etwa siebzig Meter trennten sie von dem Van.
    Auf der Beifahrerseite stiegen drei Gestalten aus und wandten sich nach rechts. Eine war blond. Annegret Schelling?
    Vierzig Meter.
    Zwischen ihr und dem Sharan zweigte eine kleine Straße ab. Sollte sie sie nehmen? Unschlüssig hob sie den Fuß vom Gas. Da setzte sich der Van wieder in Bewegung. Aber er fuhr nicht weiter, sondern auf die andere Straßenseite, als wollte er wenden. Dann hielt er. Er stand quer, versperrte die Straße.
    Sie hatten sie entdeckt.
    Fluchend trat sie auf die Bremse. Mit einem hässli-chen Kreischen der Reifen schlitterte der Mégane an der Abzweigung vorbei über den Asphalt. Fünfzehn Meter vor dem Sharan kam er zum Stehen. Instinktiv trat sie auf die Kupplung, sodass der Motor nicht ausging. Dann zog sie die Pistole.
    Der Fahrer des Vans war nur als Silhouette zu erkennen – die Scheinwerfer des Mégane beleuchteten den Acker links von ihm. An seiner Kopfhaltung erkannte sie, dass er in ihre Richtung blickte. Sie sah rasch nach rechts. Die drei Gestalten befanden sich mittlerweile etwa zwanzig Meter von der Straße entfernt. Sie bewegten sich langsam. Wohin sie gingen, ließ sich nicht sagen. Ein Haus oder Gehöft war nicht zu sehen. Nur eine eingezäunte Weide und weit hinten vereinzelte Bäume.

    Sie wandte sich wieder dem Fahrer zu. Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah. Was hatte er vor? Sie beschloss, eine halbe Minute zu warten. Dann würde sie aussteigen und ihn aus dem Van holen –
    auch wenn sie in Frankreich war.
    Falls der Verkehr es zuließ.
    Aber es schien auf dieser Straße keinen Verkehr zu geben. Vor ihr war nur der Sharan zu sehen. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel – und fuhr zusammen.
    Wenige Meter hinter ihr stand ein unbeleuchteter roter Wagen. Vier Ringe im Kühlergrill. Ein Audi. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, weshalb er leer war.
    Sie trat aufs Gaspedal, und der Mégane schoss über eine niedrige Böschung. Sie hörte die Heckscheibe splittern, ihr Kopf wurde zur Seite gedrückt. An ihrer rechten Schläfe breitete sich ein brennender Schmerz aus. Sie duckte sich. Im Außenspiegel blitzte Mündungsfeuer auf, sie spürte harte Einschläge im Metall.
    Dann zerplatzte das Fenster auf ihrer Seite, Glassplit-ter verfingen sich in ihren Haaren.
    Sie warf einen Blick über das Lenkrad. Vor ihr tanzte der Acker. In den Furchen stand Wasser. Der Mégane kam nur langsam voran. Immer wieder drehten die Räder durch, brach das Heck aus. Weitere Kugeln bohrten sich ins Metall, ohne dass sie einen Schuss gehört hätte. Schalldämpfer, dachte sie. Sie benutzen Schalldämpfer.
    Asile d’enfants beschäftigte Profikiller.
    Von fern drangen wütende Schreie an ihr Ohr.

    Verwundert registrierte sie, dass sie aus ihrem Bauch und ihrer Kehle kamen. Sie schloss den Mund, die Schreie brachen ab. Eine merkwürdig unwirkliche Stille breitete sich in ihrem Kopf aus. Das Motorengeräusch, die Schläge gegen den Unterboden, das Ächzen der Karosserie wurden immer leiser. Vor ihrem inneren Auge tauchten Gesichter auf. Niksch und Ta-ro und Hollerer starrten sie an, dann wieder Niksch, dann fror das Bild auf einem Kindergesicht ein.
    Pham.
    Ein grelles Surren erklang. Erschrocken duckte sie sich. Im selben Moment schlug ein Projektil im Armaturenbrett ein und

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