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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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zerschmetterte die Tachonadel. Sie presste den rechten Fuß nach unten. Aber das Gaspedal war bereits bis zum Anschlag durchgedrückt.
    Pham, 3 1/2, Vietnam.
    Pham, der es nicht erwarten konnte, seine neuen Eltern kennen zu lernen. Der zur Ware geworden war und fünf- oder zehn- oder vielleicht fünfzehntausend Dollar gekostet hatte. Pham, der spurlos verschwunden war.
    Sie manövrierte den Mégane in eine leichte Rechts-kurve und wandte den Kopf der Straße zu. Der Sharan stand wieder in Fahrtrichtung, die Passagiere kehrten aus der Dunkelheit zurück. Zwei der drei Männer, die auf sie geschossen hatten, liefen ihr auf dem Acker nach. Der Dritte rannte zum Audi zurück.
    Weitere Kugeln trafen die Beifahrerseite, doch sie hatten keine Durchlagskraft mehr und schwirrten als Querschläger davon. Die Distanz war zu groß geworden.
    Fünfzig Meter weiter kam sie auf festeren Untergrund – eine Wiese. Sie ging vom Gas, ließ den Mégane ausrollen. Ohne die beiden Männer aus den Augen zu lassen, öffnete sie das letzte Fläschchen Jägermeister, kippte den Inhalt auf ein Taschentuch und presste es sich gegen die blutende Schläfe. Der Schmerz kehrte mit Wucht zurück.
    Glas knirschte, als sie nach hinten sank. Ein Streif-schuss. Schmerzhaft, aber zu überleben. Schlimmer war, dass das Handy von einem Querschläger zerstört worden war.
    Sie warf einen Blick auf den Sharan. Er versperrte die Sicht auf die drei Passagiere. Sie war jetzt beinahe sicher, dass Annegret Schelling unter ihnen war. Doch wer waren die anderen? Und wo hatte Asile die Kinder hingebracht? Auf die Höfe, die Lederle genannt hatte? Noch immer so viele Fragen und so wenige Antworten.
    Wer befand sich im Van? Wo war Pham? Warum wurden Menschen ermordet und andere entführt, wenn es «nur» um illegale Adoptionsvermittlung ging? Die im Jahr höchstens zwei- bis dreihunderttau-send Dollar Umsatz einbrachte, und das bei mehreren involvierten Personen, die alle von dem profitieren wollten, was sie taten?
    Doch ging es nur um Adoptionsvermittlung? Was für Eltern bekamen Kinder wie die zehnjährige Areewan aus Thailand?
    Der dritte Mann hatte den Audi erreicht. Mit aus-geschaltetem Licht fuhr er über die niedrige Böschung auf den Acker hinunter. Die beiden anderen Männer hatten sich ihr bis auf einhundert Meter genähert. Sie waren langsamer geworden und schossen nicht mehr.
    Nur das Motorengeräusch des Mégane und ihr Atem waren zu hören. Ansonsten herrschte Stille.
    Da waren sie wieder: Niksch und Taro und ver-schwommen ein asiatisches Mädchen mit langem schwarzem Haar. Und Pham.
    Die Stille wurde immer bedrückender. Die Stille des Abgrunds. Der Leere, in der Taro und Pham verschwunden waren. Eine Stille, in der nur Fragen existierten, keine Antworten. Ihr Blick fiel auf das Radio.
    Sie schaltete es an und wechselte auf Kassette.
    Beethoven, «Für Elise».
    Inzwischen befand sich der Audi ein Stück auf dem Acker. Aber er näherte sich nur langsam. Der Fahrer hatte dieselben Probleme wie sie. Die beiden anderen Männer nahmen sie in die Zange. Einer kam von schräg vorn, einer von schräg hinten auf sie zu.
    Sie legte den ersten Gang ein und gab Gas. Die Männer auf dem Acker schossen sofort. Doch nur der vordere war nah und gefährlich. Sie hob die Waffe und feuerte. Das Beifahrerfenster zersprang. Urplötzlich verschwand der Mann aus ihrem Blickfeld.
    Auf dem trockenen Untergrund beschleunigte der Mégane rasch. Sie richtete den Blick nach vorn, auf den Sharan. Im Licht ihrer Scheinwerfer sah sie, dass der Fahrer ihr entgegenstarrte. Auf der anderen Seite entstand Bewegung. Die Türen wurden geöffnet, die drei Passagiere stiegen ein.
    Sie schaltete das Fernlicht an. Der Fahrer schien etwas zu rufen. Hastig wandte er sich nach hinten, dann wieder nach vorn. Sein rechter Arm bewegte sich, ruckartig fuhr der Sharan an. Etwa zwanzig Meter trennten sie noch von der Straße. Sie nahm den Fuß vom Gas, bremste aber nicht.
    Das zweite Thema von «Für Elise» setzte ein. Sie fragte sich, ob Pham die Musik gefallen würde. Bermann spielte seinen Ungeborenen Mozart vor. Was spielten asiatische Eltern ihren Ungeborenen vor?
    Was spielten Tommo und Landen ihrem Ungeborenen vor? Mozart? Beethoven? Bach? Eher Bach. Und sie? Würde sie ihrem Ungeborenen abwechselnd Beethoven und Barclay James Harvest vorspielen?
    Die Wiederholung des ersten Themas begann, als sie die Böschung erreichte. Sie blickte auf den heran-nahenden Sharan. Gutes Timing, dachte

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