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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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sagte Bermann.
    Da löste sich eines der Insekten von der Hauswand, hob die Pistole und feuerte auf das Türschloss. Andere Insekten drangen ins Gebäude ein. Panische Frau-enschreie erklangen.
    Weitere Schüsse fielen nicht.
    « Alles unter Kontrolle », sagte die fremde Männerstimme kurz darauf.
    Chervel warf die Zigarette fort und sah Bermann an. «Das hier sind die Stehplätze», sagte er.
    Wenige Minuten später führten die Polizisten im Tal eine Frau und zwei Männer aus dem Haus. Die Frau und einer der Männer hatten Mäntel an, der zweite Mann nur Jeans und Pullover. Die Frau weinte laut und schien unter Schock zu stehen. Zwei Polizis-tinnen stützten sie.
    Louise nahm Chervel das Fernglas aus der Hand und richtete es auf den Mann in der Jeans. Auch wenn sie den Fahrer des roten Audi nicht deutlich gesehen hatte, war sie sicher, dass er es war. «Und der Verletzte?»
    Chervel wiederholte die Frage ins Funkgerät.
    «Wissen wir noch nicht» , erwiderte die Stimme des unsichtbaren Beamten.
    Die drei Verhafteten wurden in verschiedene Autos gesetzt. Weitere Polizisten betraten das Haus. Das Sonnenlicht war ein Stück in das Tal hineingekrochen.
    Ein schmaler Streifen Helligkeit lag auf der Hügel-flanke, wo die Scharfschützen noch in Position saßen.
    «Können wir kurz mit Steiner reden?», fragte Bermann.
    «Nicht ohne Rechtshilfeersuchen», sagte Chervel.

    «Ach komm, jetzt, wo wir schon mal da sind.»
    «Ihr seid nicht da, Bermann. Irgendwann muss auch wieder Schluss sein mit den Ausnahmen und Gefälligkeiten.»
    Louise hielt Chervel das Fernglas hin. Er nahm es.
    «Und die Kinder, Hugo? Wenn wir nicht bald raus-kriegen, wo die Asile-Leute sind, werden wir die Kinder nicht mehr finden.»
    Chervel musterte sie. Die Husky-Augen bewegten sich nicht. Sie wusste, woran er dachte. Daran, dass die Asile-Leute vor einer Woche verschwunden waren. Dass die Kinder vermutlich längst nicht mehr bei ihnen waren. Aber er sagte: «Ihr bekommt Kopien der Vernehmungsprotokolle.»
    «Hugo?», sagte die Männerstimme aus dem Funkgerät.
    «Ja?»
    «Steiner sagt, er ist tot.»
    «Scheiße», murmelte Chervel.
    Lederle, der reglos neben ihr gestanden hatte, legte eine Hand um ihren Unterarm. Für einen Moment wusste sie nicht, ob er sie trösten oder fest halten wollte, damit sie nicht davonlief. «Schon gut», sagte sie.
    Der zweite Mensch, der durch sie ums Leben gekommen war. Aber es gab Unterschiede. Gravierende Unterschiede.
    Sie kehrten zum Wagen zurück. Bermann setzte sich auf den Beifahrersitz, Lederle und sie stiegen hinten ein. Chervel steckte den Schlüssel ins Zünd-schloss, startete den Motor aber nicht. Er wandte sich zu ihr um und sagte: «Ich muss dich ins Büro mitnehmen.»
    Bevor sie etwas erwidern konnte, sagte Bermann:
    «Wen musst du ins Büro mitnehmen? Außer dir ist hier niemand.»
    Chervel schnaubte und ließ den Motor an.
    «Kein Problem», sagte Louise.
    Chervel zuckte die Achseln.
    Als sie die Straße zu Steiners Hof erreichten, wartete dort bereits der Citroën. Auch Chervel stieg aus. Er trat neben Louise und fragte: «Hast du einen Anwalt?»
    «Ja.»
    «Kennt er sich mit so was aus?»
    «Er kennt sich mit Scheidungen aus.»
    Chervel lächelte und küsste sie auf beide Wangen.
    «Ich kenne jemanden in Kehl. Ich sage ihm, er soll dich anrufen.»
    Der Tag, an dem sich alle um sie kümmerten.
    «Danke.»
    Sie stiegen ein. Bermann öffnete das Fenster auf seiner Seite und sagte: «War schön, nicht hier gewesen zu sein.»
    Chervel breitete die Arme aus. «Wie lustig ihr Deutschen sein könnt. Früh am Morgen seid ihr ganz erträglich.»
    Auf der Fahrt nach Freiburg kehrte die Erregung zurück. Sie hatten Steiner, seine Frau, den Fahrer des Audi. Sie hatten das philippinische Mädchen. Irgend-jemand würde ihnen sagen, wo Annegret Schelling, Natchaya und die Kinder waren. Wo Pham war.
    Plötzlich wurde Louise bewusst, dass für sie vor allem dies zählte: Pham noch einmal zu sehen, zu wissen, dass er in gute Hände kam. Da sie nur ihn kannte, war er zum Gesicht aller achtundfünfzig Kinder auf den Listen von Asile d’enfants geworden.
    Aber sie spürte, dass das nicht alles war. Er war aus einem weiteren Grund wichtig. Einem merkwürdigen Grund, der mit Familie, Reihenhaus und Garten zu tun hatte. Mit Richard Landen.
    «Mach dir keine Sorgen», sagte Lederle.
    «Ich mach mir keine Sorgen.» Sie blinzelte in die Sonne. Ihre Schulter schmerzte, sie war müde, sie brauchte etwas zu trinken, sie hatte

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