Braeutigame
sollte.
„Ich weiß nicht“, sagte sie schließlich. „Es ging uns gut dort.“
„Ha! Als nächst es erzählen Sie mir noch, dass S ie gar nicht weg wollten. Dass Sie wahrscheinlich zurückwollen! Mensch, Leute, ihr müsst euch mal klarmachen, was wir hier für euch tun. Dankbarkeit kann man nicht erzwingen – aber wisst ihr, euren Trotz, den könnt ihr euch so nst wohin stecken. Neulich hatte ich einen aus der Walachei oder aus dem Buchenland – oder was weiß ich , wo der her war .. . Voll - ge - schwärmt hat der mich.“ Er verstellte seine Stimme. „Wie schön sie es gehabt hätten mitten unter den Dreckslawen, nur getanzt und gefeiert und jeden Tag Wein getrunken. Nein, nein. Dankbarkeit – gut, dann eben nicht. Aber den Trotz, diesen Stolz, den ihr alle in eurem Wesen habt ... D as ist schon unanständig.“
„Von wo kommen Sie?“, fragte Freier.
Gericke öffnete die Lippen, als wollte er antworten, besann sich dann aber eines Besseren.
„Stettin“, sagte er nach einer Minute, als alle schon wieder ihren Gedanken nachhingen und nicht mehr mit einer Erwiderung gerechnet hatten. „Kennen Sie?“
„Wir waren noc h nicht dort“, sagte Freier. „E s liegt an der See, nicht?“
„So ungefähr.“ Gericke lachte frech. „Müssen Sie mal auf der Landk arte nachschauen. Können Sie lesen und schreiben?“
Lobgott puffte mit den Lippen und zog pikiert die Nase hoch .
„Sehen Sie d a hinten“, sagte Gericke. „Sehen Sie die Allee , die von der Straße wegführt? Die Linden? “
Sie folgten seinem Blick.
„Fabelhaftes Haus . Altes preußisches Rittergut , e chter J unkeradel. Jetzt natürlich runtergekommen. Hat niemand mehr in Schuss gehalten. War dem Pollacken kein Anliegen. “
„Ich sehe es nicht“, rief Arthur. „Wo?“
„Hinter den letzten Bäumen. Man sieht nur etwas weiße Farbe. War mal gelb angestrichen, aber der Putz ist längst ab. Völlig marode . Sogar das Dach hat der Pole abgetragen.“
„Warum das?“, fragte Alma. „Sind die Leute weggegangen?“
„ Weggegangen . Sie haben aber Lücken in deutscher Volksg eschichte – rausgeworfen hat Pole n sie. Und keine zwei Jahre hat e s gedauert, dann ging hier alles drunter und drüber. Nach dem Krieg. Jetzt wird Gott sei Dank alles wieder aufgebaut.“ Er klopfte von hinten an das Fahrerhaus. „Halt mal an, Schmitz! Heh! Anhalten sollst du , taube Nuss !“
Der Wagen fuhr rumpelnd an den Straßenrand und kam zum Stehen . Gericke sprang ab und erklärte dem Fahrer auf der Karte, welche Abzweigung er nehmen sollte.
„Gleich sind wir da. Drei Kilometer noch.“ Er sah erwartungsvoll in die Runde. „Aufgeregt?“
Keiner sagte etwas.
„Also, dafür, dass heute Ihr Glückstag ist, scheinen Sie mir ziemlich mürrisch zu sein.“ Er zog seine Zigaretten aus einer Uniformtasche und bot Freier und Lobgott eine an.
„Danke“, sagte Freier . Er suchte nach Streichhölzern, aber Gericke kam ihm zuvor und hielt ihm ein brennendes Sturmfeuerzeug hin.
Sie mussten sich festhalten. Der Lkw fuhr langsam über einen holprigen Feldweg.
„Vorne müsste es sein“, sagte Gericke . Er stand auf, hielt sich mit einer Hand am Dach des Fahrerhauses fest und suchte mit der Z igarette im Mund den Weg ab.
Daniel Freier stellte sich neben ihn. „Ach du… “, begann er und starrte gerad eaus auf ein Haus, das halb verdeckt hinter alten Obstbäumen lag. Alma folgte, Arthurs Hand drückend, im Sitzen seinem Blick und sah zwischen den Ästen u nd jungen Blättern ein Dach aus Stroh, d as im Laufe der Zeit modrig schwarz geworden war.
„Hätten wir e s geschafft“, rief Gericke . Der Wagen bog vom Weg ab, scheuchte einige Hühner und Enten auf und kam zwischen zwei Gebäuden, dem Hofhaus und einem Sta ll, zum Stehen. „Dann mal alle runter. Wir bleiben noch eine halbe Stunde hier, dass die Fahrer Luft schnappen können und ich Ihnen die Papiere geb e . Dann sind wir weg , Schmitz und ich und der andere Lkw . Wenn sonst et was ist, müssen Sie sich schriftlich an die VoMi wenden. Nehmen Sie gleich I hr Zeug mit, dass wir wieder wegkönnen, ohne auf Sie warten zu müssen.“
Alma half Arthur von der Ladefläche, während Lobgott und Freier begannen, ihr Gepäck abzuladen und vor das Haus zu stellen. Der zweite Laster mit Prudöhl, Heinrich und den übrigen Geschwistern bog um die Ecke.
„Das Dach ist faulig “, sagte Alma, mehr zu sich selbst als zu ihrem Vater.
Gericke hörte es .
„Mund halten“, rief er. „Ihr ewiges
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