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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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hier nicht bleiben“, sagte Minna. „Mir ist das unheimlich.“
    „Ha, du machst mir Spaß, Mädchen. Nach möchten geht das nicht. Wirst schon sehen, das wird dir hi er gefallen und deinen Kinderlein auch.“ Er marschierte in langen Schritten durch die Stube, als wollte er sie ausmessen. „Aha, und was haben wir hier? Links und rechts gibt es noch weitere Zimmer. Nord- und Südflügel, s ieh einer an. Da kann man nicht meckern, oder, Durchlaucht ?“ Er grinste Minna an und trat mit der Spitze seines Stiefels gegen die Tür auf der linken Seite. Im Nebenzimmer gackerten Hühner.
    Georg ging zur anderen Tür, beugte sich vor und drückte sie mit der Hand auf. „Hier geht es. Hier haben sie Betten.“
    Alma und Minna duckten sich und gingen zu Georg in die Kammer. Eine gerahmte Landkarte hing über einem der beiden Betten. Die großen Städte waren rot koloriert, Berlin am linken Rand, Minsk am rechten. Dazwischen lag Polen mit vielen roten Flecken.
    „Wo finde ich das Land?“, fragte Daniel Freier Gericke in der Stube. „Unser Ackerland?“
    „Das ist auf der Karte eingezeichnet. Sie müssen einmal nach Liebfelde aufs Amtskommissariat gehen und unterschreiben. Da zeigt man Ihnen auch, wo sie Saat bekommen. Dafür kriegen Sie ein Darlehen – das sagen Ihnen die Verwaltungsbeamten, d ie machen das nicht zum ersten Mal. Kostet nicht mal Zinsen. “
    „Gut. Eines der Pferde im Stall ist tot. Erschossen. “
    „Und?“
    „Hier steht, dass ich…“
    „Maul halten. Wenn e s krepiert ist, müssen Sie sich ein neues machen. Oder wissen Sie nicht mehr, wie das geht?“
    „Mir…“
    „Maul halten, habe ich gesagt. Irgendwo müssen Sie Ihre Brut ja her haben, oder sind die alle gekauft? Wo ist eigentlich Ihre Frau? Wollte ich Sie schon die ganze Zeit fragen.“
    Freier schwieg.
    „Ach, hol sie alle der Teufel.“
    Vom Hof hörten sie Bellen. Georg und Minna liefen gleichzeitig nach dra ußen. Sie sahen einen Schäferhund, der die Fahrer anbellte. Sie saßen mit hochgelegten Füßen nebeneinander in der Kabine eines der beiden Lkws und beachteten den Hund nicht. Als er Georg und Minna sah, lief er drohend auf sie zu, senkte unsicher den Kopf und schnupperte an ihren Beinen und an der Hand, die Georg ihm hinstreckte.
    „Und du? Wer bist du?“ Der Hund sah Georg an. Dann verbiss er sich in sein e mit Erde verklebten Pfoten, als hätte er dort Flöhe.
    „Das Ungeziefer mach ich euch noch weg, damit ihr eure Ruhe haben“, sagte Gericke . „Man will ja kein Unmensch sein.“ Er knöpfte den Pistolenhalter an seinem Gürtel auf.
    „Nein, nicht!“, rief Minna. „Wir hatten zuhause auch immer einen Hund, die Rosie. Man braucht doch einen Hund, Herr Gericke .“
    Er sah sie skeptisch an. „B itte sehr, Fräulein, meinetwegen. Wenn sie den mit Kraut und Rüben satt kriegen.“
    „Ein Rüde“, sagte Georg.
    „Ah , sehr schlau, der junge Mann. Hat gleich erkannt, was Sache ist. Dann sollten Sie ihn besser Otto nennen. Otto wie Bismarck, das wäre doch ein guter, deutscher Name.“
    „Otto? Warum?“
    „Nur ein Vorschlag meinerseits. Wenn Ihnen nichts Besseres einfallen sollte… Meinetwegen nennen Sie ihn Iwan.“
     
    Als die Lkws abgefahren waren, teilten sie sich auf. Die Mädchen kochten mit dem, was sie im Haus fanden, die erste Mahlzeit : Graupensuppe und Pellkartoffeln, dazu mehlige, gelbe Äpfel , aus denen sie die faulen Stellen schnitten. Daniel Freier und Georg versorgten die Tiere, so gut es ging . Heinrich, Prudöhl u nd Lobgott erhielten den Auftrag, Betten und Lager herzurichten – in den Kammern im Haus, im Stall, wo immer es sich in den ersten Nächten schlafen lassen würde. Jakob und Arthur schickte Freier auf Erkundung. Sie sollten nach Holz und Brennmaterial suchen, und wenn sie irgendwo Essbares oder Futter entdeckten, sollten sie sofort zu ihm kommen. „Den Hu nd nehmt mit“, sagte Freier, „ diesen durchgedrehten Otto. Dann kann er sich gleic h an euch gewöhnen. Wollen wir hoffen, dass der richtig im Kopf ist, s onst muss er weg. Einen verrückten Hund können wir nicht gebrauchen. Den will ich nicht um mich haben. Führt zu nichts Gutem.“
    Hinter dem Haus lag eine Wiese, auf der Löwenzahn köpfe leuchtete n , dahinter ein Waldstück mit Kiefern, Birken und einzelnen Buchen. Im Schatten der ersten Bäume schlug Otto an und kratzte den weichen Boden auf.
    „Ksch !“, rief Jakob, der mit Arthur im Gras kniete, abgebrochene Äste in handliche Stücke brach und bündelte.
    Otto

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