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Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Titel: Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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als Mann keineswegs tun sollte, sind:
Mit der Freundin Badezimmermöbel
     aussuchen. Was bringt es, Dinge zu kaufen, die wir schon kurz darauf
     unweigerlich vollpinkeln, wenn wir zuviel getrunken haben?
Auf Familienfeiern untätig
     warten, bis der seit Monaten lauernde Schwiegerkasper Dinge sagt wie: »Na?
     Wann heiratet IHR denn?« Den Tropf besser im Vorfeld solange mit
     Importbier voll schütten, bis man das Gefühl hat, er übergibt sich gleich.
     Dann über Fußballspiele der Sechziger reden; gegebenenfalls zwischen den
     Bieren Genever verabreichen und den Mann von Frikadellen fernhalten.
Niemals, wirklich NIEMALS mit der
     Freundin an einen Ort reisen, an dem man selbst oft, sie aber noch nie
     war. Das ist nämlich einer der Gründe, warum ich mich selbst mit aktuellen
     Freundinnen binnen zweier Tagen auseinander lebe.  
    Von Punkt drei handelt diese Geschichte. Mitte der
Neunziger, etwa zu der Zeit, als die Filme von Jean Claude van Damme noch im
Kino liefen, statt direkt auf Video veröffentlicht zu werden.
     
    Meine damalige Freundin, nennen wir sie Tina, um ihre
Identität zu schützen (und weil mir ihr wahrer Name ohnehin nicht mehr
einfällt, was ihrer Identität eine regelrechte Firewall beschert),
staunte nicht schlecht, als ich ihr eröffnete, ich flöge zur Beschaffung von
Spielkarten nach New York.
    »Warum das?«
    Ich erklärte ihr, dass Illusionisten – Leute, mit denen ich
damals mein täglich Brot verdiente – amerikanische Spielkarten zum Fummeln
bevorzugten, welche hier etwa acht DM, in New York jedoch nur neunzig Cent das
Deck kosteten.
    Würde ich genug Karten einkaufen, hätte ich spielend Flug
und Hotel raus, könnte durchs winterliche Manhattan schlendern und relaxen. Für
Lau.
    »Ich komme mit«, flötete sie augenblicklich, was ihr ein
spontanes »Neeeee« von mir einbrachte.
    Ich konnte nicht waggonweise Spielkarten kaufen, um das
rechenbar zu machen; romantisch war das nicht gerade, entsprach aber den
Tatsachen. Zu dieser Zeit konnte ich mir nicht erlauben, Cary Grant zu sein –
offen gestanden war ich schon froh, nicht zu den Liebenden von Pont Neuf zu
gehören.
    »Ich kann für mich selbst zahlen«, zischte sie mit in die
Hüften gestemmten Fäusten.
    »Fein. Aber das wird kein Zuckerschlecken. Ich habe noch
kein Hotel gebucht, wir fliegen mit Pakistan International, und es ist momentan
kalt in New York. Echt kalt. Extrem kalt.«
    »Dann zieh ich mir ’ne dicke Jacke an.«
     
    Düsseldorf, sechs Uhr dreißig, neunundzwanzigster November. Drei-Wetter-Taft
hielt schon deswegen nicht, weil ich mir stattdessen eine Baseballkappe
übergestülpt hatte. Ich umklammerte meinen formlosen Leinensack, der außer
einem Satz Unterwäsche und einem monströsen Pulli nicht viel enthielt; meine
Freundin zog einen drolligen Koffer hinter sich her – eins von den Modellen,
die erst ab etwa sechshundert DM Anschaffungskosten aufhören, dämlich auf
Flughafenfliesen zu eiern.
    Außerdem war sie wie Old Shatterhands Pferd mit Taschen
behängt, die vermutlich Brot für die Welt, ihre Aussteuer und sämtliche Pina-Bausch-Videos
enthielten.
    Sie war nämlich »am Theater«. Ein kreativer Geist wie er im
Buche steht und gegenüber Menschen derart engagiert eingestellt, dass
Dortmunder Bettler in der Regel ein Programmheft der VHS in ihren Hut geworfen
bekamen.
    Ich hingegen pumpte damals meine gesamte Lebensenergie in
das Aufreißen von Gitanes-Packungen und das Lesen von Bukowskis Werken.
Irgendwie kamen wir trotzdem zusammen. Vermutlich mochte sie unkomplizierte
Typen, und wenn ich irgendetwas war, dann unmotiviert – ein Zustand, der sehr
leicht mit Unkompliziertheit zu verwechseln ist.
    »Mir ist kalt«, kam es aus der pelzverbrämten Kapuze.
    »Frag mich mal.«
    »Lass uns ’n Kaffee trinken.«
    »Frollein«, ereiferte ich mich, »die nehmen hier am
Flughafen für eine Tasse Kaffee soviel wie auf Ibiza für einen Eimer Sangria.«
    »Mir egal«, sagte sie – ein Satz, der uns durch ganz
Manhattan begleiten würde, was mir damals noch nicht klar war –, »ich will
jetzt ’n Kaffee!«
    »Ja. Fein.«
    Ich bin damit einverstanden, für einen profanen Tee, der aus
einem Glas Wasser nebst schlaff darin dümpelnden Zellstoffbeutel besteht,
Zweifünfzig zu berappen, sofern ich das Getränk in einem Lokal serviert
bekomme, ein Keks daneben liegt und sie Leonard Cohen oder Chris Rea spielen,
während meine Füße auftauen.
    Aber sechs Mark für hundert Milliliter Automatenkaffee, den
mir eine

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