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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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ihren Angreifer selbst hereingelassen und deshalb vermutlich auch gekannt haben.»
    Er ließ seine Worte einen Moment lang auf den Mann wirken. Dann fuhr er mit schneidender Stimme fort. «Der Täter hat sie auch nicht mit einer Jacke von der Garderobe zugedeckt, sondern ist in ihr Schlafzimmer gelaufen und hat all ihre Unterwäsche, die BH s und Spitzenhöschen herausgerissen und die vermeintlich tote Frau damit bedeckt. Die Fallanalytiker haben die Szene nachgestellt. So etwas macht kein normaler Einbrecher. So etwas macht man, weil man in einem besonderen Verhältnis zum Opfer steht. Weil man es hasst oder weil man es demütigen will.»
    Erschrocken sah Geldmann von Steenhoff zu Petersen.
    Petersen fing den Ball auf und machte weiter: «Jemand muss eine ungeheure Wut auf Martina Benke entwickelt haben. Jemand, der sie gut kannte. Und der ihr ganz nahe war.»
    Langsam sank Geldmann in sich zusammen.
    Wütend fuhr Steenhoff fort. «Sie haben uns von vorne bis hinten belogen – bis auf einen Punkt.»
    Geldmann schaute mit leerem Blick an den beiden Beamten vorbei zur Tür.
    «Sie sind beim Spannen erwischt worden. Und nicht zum ersten Mal. Aber nicht von Martina Benke, sondern von Ihrer Frau.»
    «Sie hat Sie beschimpft und Ihnen die Hölle heißgemacht», warf Petersen ein.
    «Und dann ist sie abends noch mal rüber und hat bei Martina Benke geklingelt. Ihre Nachbarin hat arglos die Tür geöffnet und Ihre Frau hereingebeten. Die Schläge mit dem Hammer trafen sie völlig unvorbereitet.»
    Geldmann liefen die Tränen über das Gesicht. Aber er schwieg. «Als Sie am nächsten Morgen durch den Briefschlitz in der Haustür schauten und Martina Benke am Boden liegend entdeckten, wussten Sie sofort, was passiert war. Ihre Frau war rasend vor Eifersucht auf die hübsche Nachbarin gewesen. An dem Sonnabendabend aber konnte sie es nicht mehr ertragen, dass ihr eigener Mann Tag für Tag einer anderen hinterherspioniert. Sie wollte Martina Benke bestrafen, sie auslöschen …»
    «Hören Sie auf, bitte. Bitte!» Der letzte Widerstand bei Geldmann war gebrochen.
    «Helene wollte Frau Benke nicht umbringen. Sie kann so etwas gar nicht. Sie war wütend und außer sich, dass ich nicht von ihr ablassen konnte. Und dann ist sie an dem Abend, ohne mir etwas zu sagen, rüber – und es ist passiert. Einfach passiert. Ich wusste sofort am nächsten Morgen, dass es Helene war. Aber ich habe meine Frau nicht darauf angesprochen. Ich wollte ihr … uns die Peinlichkeiten ersparen. Wenn jemand Schuld hat, dann bin ich es. Ganz allein ich.»
    Schluchzend brach der Mann zusammen.
    Steenhoff atmete schwer. Petersen sah ihn triumphierend an. Aber er fühlte keine Erleichterung, keine Euphorie, wie sonst, wenn ein Täter nach wochenlangen Ermittlungen und stundenlangen Vernehmungen endlich gestanden hatte. Steenhoff fühlte sich nur leer.
     
    Kurz vor Mitternacht standen sie erneut vor Geldmanns Haustür. Diesmal zögerte er nicht, die Klingel zu drücken. Aber im Haus blieb es still. Unruhig drückte er erneut auf den Knopf. Sie hätten Helene Geldmann nicht allein zurücklassen dürfen. Vielleicht hatte sie sich etwas angetan! Wieder drückte er auf die Klingel. Er ging einen Schritt zurück und wollte sich gerade mit Wucht gegen die Tür werfen, als Helene Geldmann öffnete.
    Die alte Frau war trotz der späten Uhrzeit angezogen und geschminkt. Hinter ihr im Flur stand eine kleine Reisetasche. Helene Geldmann sah Steenhoff herausfordernd an.
    Ihre Stimme klang kalt: «Seit Elses Einzug hatten wir nichts als Ärger in diesem Haus. Und dann diese Mieterin. Sie hat extra so ein junges Ding hier reingesetzt, nur um Horst den Kopf zu verdrehen.»
    Helene Geldmann holte tief Luft für eine neue Attacke. «Deine Ziehmutter, Frank, war eine bösartige Frau. Eine Hexe! Ich …»
    «So, jetzt reicht es. Den Rest können Sie uns auf dem Präsidium erzählen», fuhr Petersen dazwischen und schob die Frau bestimmt an Steenhoff vorbei in Richtung Streifenwagen. Sie bat die Beamten, die alte Frau ins Präsidium zu fahren, und drehte sich zu Steenhoff um. Doch der war verschwunden.
     
    Verwundert ging sie um das Gebäude herum. Im hinteren Garten hörte sie das leise Quietschen einer Hollywoodschaukel. In der Dunkelheit sah sie, dass die Schutzhülle für den Winter auf den braunen Beeten lag. Steenhoff saß in der Schaukel. Ungefragt setzte sie sich zu ihm. Eine Weile sagte niemand etwas. Das Geräusch der sanft hin- und herschwingenden Schaukel

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