Brandzeichen
und zuckte die Achseln. »Ich muss zurück an die Arbeit. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
Sie wollte ihn gerade bitten, das nicht zu tun, als sie dann doch darauf verzichtete. Nachdem er gegangen war, ging sie ins Kriminallabor. Nur David war da.
»Wie ging es gestern Nacht weiter? Habt ihr etwas schlafen können?«, fragte sie. Die Antwort darauf gaben die schweren Säcke unter seinen Augen.
»Nein«, sagte er. »Neva hat Jin heute Morgen heimgebracht. Sie meinte, sie werde dafür sorgen, dass er sich ein wenig ausruht.«
»Wie hat er die Nacht überstanden?«
»Gut. Er scheint okay zu sein. Er ist nur total sauer wegen dieser Zigarettenstummel, die man ihm gestohlen hat. Er ist überzeugt, dass sie den Fall gelöst hätten«, sagte David.
»Anscheinend glaubte der Täter das auch.«
David nickte und gähnte.
»Warum gehst du nicht heim und schläfst etwas?«, sagte Diane.
»Du hast doch auch nicht geschlafen. Ich habe den Schädel gesehen, den du gestern Nacht in deinem Labor rekonstruiert hast.«
»Tatsächlich habe ich ein paar Stunden geschlafen, und zwar in meinem Museumsbüro. Es war schön bequem. Ich lade dich jetzt zum Frühstück ins Restaurant ein und schicke dich dann nach Hause.«
»Das klingt großartig. Das ist eine gute Idee. Ich habe dir übrigens noch ein paar Knochen in dein Labor gelegt. Wir haben gestern Nacht vor allem die Knochen herausgesucht, da wir glaubten, dass diese im Moment wohl die besten Resultate erbringen. Frühmorgens hat uns dann Garnett mitgeteilt, dass von jetzt an das GBI das Beweismaterial untersuchen wird. Da hatten wir also die richtige Entscheidung getroffen. Ich bin froh, dass sie sich von nun an damit herumschlagen müssen. Ich war wirklich nicht wild darauf, mich durch diesen ganzen Schutt hindurchzuwühlen.«
»Ja, es ist gut, dass sie das jetzt übernehmen«, stimmte Diane zu. »Ich widme mich heute diesem Schädel. Ich habe das Gefühl, dass Jin sein DNS -Labor bekommen wird.«
»Da ist etwas, was er wissen möchte, aber Angst hat, dich zu fragen«, sagte David.
»Was denn?«, erkundigte sich Diane.
»Bekommt er das Labor auch, wenn die Polizei den Fall löst?«
»Sie lösen ihn dann wahrscheinlich auf der Grundlage der von uns gelieferten Indizien. Also ja«, sagte Diane.
»Du hast dich schon entschieden, das Labor einzurichten, nicht wahr?«, fragte David.
»Wenn du das Jin erzählst, darfst du für den Rest deines Lebens nur noch Speckkäfer züchten.«
»Von mir wird er nichts erfahren«, sagte David.
Im Restaurant bestellte Diane für David und sich ein Riesenfrühstück. Es wurde langsam Zeit, dass sie sich nicht mehr nur zwischen Essen und Schlafen entscheiden konnte. Sie hatte zum Beispiel seit über anderthalb Wochen nicht mehr gejoggt. Vielleicht bot sich dafür an diesem Abend Gelegenheit.
Nach dem Frühstück schickte sie David nach Hause und ging in ihr Museumsbüro, um Juliets Großmutter anzurufen.
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37
D iane wählte die Nummer, die ihr Laura gegeben hatte. Es klingelte siebenmal, bevor eine ältere Frau antwortete.
»Wer ist da? Ich kenne niemanden in einem Museum.«
Mrs. Torkel besaß offensichtlich eine Anruferkennung. Diane wollte gerade zu sprechen beginnen, als Ruby Torkel sich erneut meldete.
»Außer Juliet natürlich. Bist du das, Juliet? Wieso rufst du mich von deiner Arbeitsstelle aus an? Weiß dein Chef, dass du mich während der Arbeit anrufst?«
Diane lächelte. »Mrs. Torkel. Ich bin Diane Fallon, die Direktorin des RiverTrail-Naturkundemuseums.«
»Ach so. Warum rufen Sie mich an?«
Gute Frage
, dachte Diane.
Wie packe ich das hier an?
»Ich bin auch die Leiterin des Kriminallabors hier in Rosewood …«
»Kriminallabor? Juliet steckt doch nicht in Schwierigkeiten, oder? Sie ist kein schlimmes Mädchen«, sagte Mrs. Torkel, deren Stimme Besorgnis ausdrückte.
»Nein, Mrs. Torkel. Juliet steckt nicht in Schwierigkeiten«, versicherte Diane. »Ich helfe ihr nur herauszufinden, was ihr im Jahr 1987 passiert ist.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte langes Schweigen.
»Sie wurde entführt, das ist passiert.«
»Sie war ja noch ein Kind, das Ganze hat bei ihr ein großes Trauma hinterlassen. Das wenige, woran sie sich erinnert, macht ihr heute noch große Angst.«
»Es ist am besten, wenn sie sich überhaupt nicht mehr daran erinnert«, sagte Mrs. Torkel.
»Ihre Ängste sind sehr real. Sie möchte wissen, was damals geschehen ist, damit sie diese Ängste ein für alle Mal loswird. Ihre
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