Brann 02 - Blaue Magie
Verlegen lachte sie auf, als ihre Brustwarzen steif wurden und wie ein Stich sich wohlige Wollust in ihren Lenden regte; sie fuhr sich mit einem Waschlappen über die Brüste, sah den wohlriechenden Seifenschaum an ihnen hinabrinnen, warf den Lappen beiseite und sprang ins Becken, tauchte, prustete beim Auftauchen, bespritzte sich ausgiebig mit Wasser, um sämtliche Reste des Schaums abzuspülen. Später begann sie, während sie sich abtrocknete, ihre Pläne für den nächsten Tag zu schmieden. Es war an der Zeit, daß sie sich nach einem Schiff umschaute, das gen Süden segelte. Sie hielt es für klüger, nicht von hier aus nach Cheonea zu reisen, sondern lieber unterwegs das Schiff zu wechseln ... Über das Ausmaß oder die Grenzen von Zauberei wußte sie wenig, aber was die Frage betraf, wie Settsimaksimin sie gefunden hatte, hegte sie einen Verdacht. Sie war ziemlich sicher, daß er ihr Feind war, sie hatte sich im Verlauf des Lebens schon etliche Feinde gemacht, doch waren die meisten mittlerweile tot, und außerdem war da der Knabe mit dem Päckchen und der Bitte um Beistand gewesen ... Sie vermochte nicht zu beurteilen, ob der Zauberer Mittel und Wege kannte, um sie wiederzufinden, jedoch zählte es, wurde man von Menschen oder weniger gefährlichen Raubtieren verfolgt, ohnehin zu den Grundregeln des Verhaltens, daß man seine Spuren verwischte. Hmm. Sie hatte stets eine Schwäche für Schiffsherren gehabt ... Sie schmunzelte, rieb sich den Kopf trocken ... Vielleicht lernte sie noch einmal jemanden wie Sammang oder Chandro kennen.
Der Abend war warm und angenehm, im Garten zwischen Bad und Gasthof wehten Duftstoffe durch die Luft, an niedrig gespannten Drähten baumelten Papierlaternen; sie schaukelten im schwachen Wind, brachten überall Schatten zum Tanzen. Auf der anderen Seite der Ranken, die die Besucher des Badehauses abschirmten, ertönten unaufdringliche Lautenmusik und die Stimmen der Gäste, die im Freien noch ein spätabendliches Mahl verzehrten, das schöne Wetter und die vorzüglichen Speisen genossen, für die man Kheren Zancs Küche weithin rühmte. Brann erwog, sich ebenfalls nach nebenan zu setzen und eine Mahlzeit zu bestellen (allerdings nicht aus Hunger, sondern nur, um die Abendstimmung zu genießen), doch sie tat nichts, um den Gedanken auszuführen, sie fühlte sich zu ermattet, um sich zum Wechseln der einmal eingeschlagenen Richtung durchzuringen. Sie suchte den Gasthof auf, erstieg zwei Treppenfluchten und klopfte an die Tür ihrer Kammer.
Kein Laut ließ sich vernehmen. Brann wartete. Nichts geschah. Sie drückte auf die Türklinke, gab einen gedämpften Laut des Unmuts von sich, als die Tür sich öffnete.
Beide Kinder lagen im Bett, versunken in ihre eigentümliche Art von Nichtwachheit. Als Brann die Kammer betrat, hob sich ein heller Schopf und sank wieder zurück aufs Kissen. Brann entkrampfte sich: Jaril war so schlau gewesen, einen Bruchteil seiner selbst wachsam zu belassen, um es sich zu sparen, aus dem Bett steigen und aufschließen zu müssen. Am Bett verharrte Brann und zauste ihm das Haar, aber er rührte sich nicht, ruhte jetzt vollends in festem, tiefem Schlummer; sie lächelte, sah sich nach dem Schlüssel um. Er fand sich auf dem Tischchen neben dem Bett, glänzte dunkel in der Helligkeit, die durchs offene Fenster eindrang. Sie schloß die Tür ab, entkleidete sich und kroch ins Bett. Ein Gähnen, ein Zurechtlegen, und schon sackte sie in einen Abgrund von Schlaf.
Lärm weckte sie aus einem unruhigen, von Alpträumen durchzogenen Schlaf. Sie nahm eine Steppdecke vom Bett, wickelte sie sich um und trat gerade rechtzeitig ans Fenster, um zu sehen, wie sich die dunklen Umrisse eines Kopfes samt Schultern über die Mauer schoben, fast zum Greifen nah. Hinter der Mauer erschollen Rufe, kläfften Hunde. Ohne zu zögern, ohne nachzudenken, beugte sich Brann aus dem Fenster, zog mit einem Zischlaut die Aufmerksamkeit des Flüchtigen auf sich; sein Kopf ruckte hoch. »Hier herein«, raunte Brann. Sie merkte, wie er zauderte, jedoch blieb ihm kaum eine Wahl. Die Hunde hingen ihm gleichsam an den Fersen. Brann entfernte sich vom Fenster, wich noch einen Schritt weiter zurück, als der Fremdling durchs Fenster hereingesprungen kam und sich mit einem Satz sofort aufrichtete, ein Messer in der Faust; durch die Sehschlitze der Strickmaske funkelten seine Augen. »Mach keinen Unsinn«, sagte Brann zu ihm, nun nicht mehr flüsternd. »Schließ die Läden. Oder geh vom Fenster
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