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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Umstände zwangen ihn zuletzt zum Eingreifen. Die Bediensteten schwatzten, und seine Kunden wurden unruhig. Und Zuhra, Ahzurdans Mutter, hatte sich um Rat an ihre Familie gewandt (darüber ärgerte sich Tadar, insbe sonders deswegen, weil sie und ihre Verwandten ohne seine Zustimmung handelten, darin sah er erneut eines der vielen Zeichen der Mißachtung, die er von ihrer Seite erdulden zu müssen glaubte); die Familie machte einen Zaubermeister ausfindig, der bereit war, noch einen Zauberlehrling in seine Dienste zu nehmen, und setzte Tadar davon in Kenntnis, daß der Zauberer sich in drei Tagen bei ihm einstellen werde, er solle sich bereithalten, um ihn würdig zu empfangen und das Lehrgeld zu entrichten.
    Während der letzten Monate daheim fühlte sich Ahzurdan, als kribbelte ihm andauernd irgend etwas unter der Haut, als wimmelte es darunter von Aalen, die sich freizukämpfen versuchten, dabei ihn und alles ringsum vernichten würden. Vor dem Tag, an dem er seinen Bruder beinahe geröstet hätte, war er nachts von Alpträumen geplagt worden, des Tags hatten ihn Angstzustände und Hitzeschübe in seinem Körper gequält; auf unerklärliche Weise war er abwechselnd in Hochstimmung und äußerste Bekümmertheit verfallen, hatte er mit einer Art von Tobsucht ringen müssen, die durch die arglosesten Bemerkungen zum Ausbruch zu gelangen drohte, oder durch Staub auf seinen Büchern, das Schnuppern eines Hundes, irgendeine Kleinigkeit. Nach jenem Tag wurden seine Stimmungsschwankungen noch heftiger, ohne Vorwarnung schoß aus ihm Feuer hervor; er brauchte nur nach etwas zu greifen, und schon loderten fingerlange Flammen über seinen Arm. In der Nacht vor der Ankunft des Zauberers gerieten die Vorhänge seines Betts in Brand, während er schlief, und um ein Haar wäre das ganze Haus abgebrannt; einer der Hunde roch den Qualm und heulte, bis die Familie aufwachte, dadurch konnte das Feuer noch rechtzeitig gelöscht werden. Es hatte ihm nicht geschadet, aber die Ereignisse flößte sämtlichen restlichen Familienmitgliedern Entsetzen ein.
    Für Tadar war der Fall nun klar; in aller Form verstieß er seinen Sohn, Ahzurdan war ohnehin lediglich sein sechster Sohn und hatte sich als wertlos erwiesen. Seine Mutter weinte, tat allerdings nichts, um ihn bei der Familie zu halten. Inzwischen erleichterte es Ahzurdan geradezu, der Erbitterung und dem Groll, die er rundum spürte, entrinnen zu können; was seine Mutter betraf, so hatte sie ihn stets zu eng an sich gebunden, ihm mit Geschichten über ihre adelige Herkunft und Gejammer über den Abstieg, den ihre Ehe für sie bedeutet hätte, die Ohren vollgeschwafelt, bis ihm zumute gewesen war, als stünde er bis zum Hals in einem Pfuhl der Gehässigkeit. Ihr gab er die Schuld an der Behandlung, die ihm seine Brüder hatten zuteil werden lassen, und an der Verachtung, die ihm sein Vater stets gezeigt hatte, aber er begriff nicht, wie stark er ihr ähnelte, wieviel von ihren Ansichten er sich angeeignet hatte. Brann erkannte Zuhras Einfluß an der deutlichen Hochachtung, die er für Leute wie den Gesandten zum Ausdruck brachte, und seiner Abneigung gegen die Menschen, die er als Pöbel bezeichnete.
    Ungefähr um die Mitte des Vormittags kam Settsimaksimin in Tadars Haus. »Mir grauste vor ihm bis ins Mark«, sagte Ahzurdan. »Sechs Fuß war er groß und von einem Wuchs wie eine Hüne, aber keineswegs feist; seine Unterarme, die aus den halblangen Ärmeln des Gewands hervorschauten, sahen aus, als wären sie aus Eiche geschnitzt, seine Hände waren doppelt so groß wie die Hände eines gewöhnlichen Mannes, ebenso kraftvoll wie wohlgeformt, an der Rechten trug er in einem glatten, unverzierten Ring einen Smaragd, an der Linken einen Saphir. Er hatte dichtes, feines, schwarzes Haar, es war auf dem Rücken zu einem Zopf geflochten, dagegen keinen Bart — wie ich später erfuhr, wuchs ihm kein Bart —, ein gutaussehendes, wiewohl ziemlich strenges Gesicht, Augen wie Bernstein mit Glut darin, seine Stimme war von tiefem Wohlklang; wenn er sprach, schien das Haus zu erzittern, aber gleichzeitig schien er jeden von uns mit einer Herzlichkeit, einer Sanftmut zu bedenken, als ob ... Nun, du siehst die Wirkung, die sie auf mich ausübte. Ich fühlte mich gleichermaßen von ihm entsetzt als auch angezogen. Er hatte einen seiner älteren Lehrlinge mitgebracht, einen Temueng-Jüngling, der sich stumm und mit forschem Blick stets einen Schritt hinter ihm hielt und sich seine geringschätzige

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