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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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verstehen soll.“
    „Ich sagte bloß: ,So ‘n Blech!’“ sagte Lisbeth und blickte Carl starr ins Gesicht „Lisbeth!“ sagte ich streng.
    Es war, als hätte mein strenger Ton den letzten Rest von Höflichkeit bei ihr zum Verschwinden gebracht. Sie machte ein trotziges, böses Gesicht, als sie sich zu mir herumwandte.
    „Ja – wenn er doch nichts als Blech redet!“
    Ich fühlte, daß ich flammend rot wurde. Ich schämte mich. Da hatte ich nun vor Carl mit meiner bezaubernden kleinen Pflegetochter geprahlt. Und sie zeigte sich ihm von einer ganz neuen und höchst ungünstigen Seite.
    „Lisbeth!“ sagte ich, und ich merkte, daß meine Stimme vor Erregung zitterte. „Geh sofort vom Tisch!“
    „Warum denn?“ sagte Lisbeth. Ich stand auf.
    „Entschuldige mich einen Augenblick, Carl.“
    Ich griff Lisbeth am Arm und ging mit ihr in das Schlafzimmer. Ich war zornig, unschlüssig, hilflos, enttäuscht – und hatte eigentlich gar keine Ahnung, was ich mit ihr anstellen sollte. Schließlich gab ich ihr ein paar Klapse hintendrauf – jeh schlug ziemlich kräftig zu, und es muß ihr wehgetan haben, denn die Tränen traten ihr in die Augen. Aber sie gab keinen Laut von sich. „Jetzt geh ins Bett und schäme dich. Wenn Frieda kommt, dann sage ich ihr, daß du nicht mit ihr spielen darfst, weil du unartig gewesen bist.“
    „Steffi! Sag das nicht zu Frieda!“ Lisbeths Stimme klang erschrocken.
    „Natürlich sage ich es. Nun geh ins Bett und denke ein wenig darüber nach, wie ungezogen du gewesen bist!“
    Ich schloß die Schlafzimmertür hinter mir ab. Mir graute davor, Carls Augen zu begegnen. Aber zu meiner Verwunderung lächelte er.
    „Jaja, kleine Steffi – es ist nicht ganz einfach, kleine Kinder aufzuziehen. Wie lange soll sie übrigens bei dir bleiben?“
    „Für immer“, sagte ich.
    „Für immer?“ rief Carl. „Aber liebes Kind! Was hast du dir da aufgeladen! Hat das Kind denn keine Angehörigen?“
    „Doch – die Mutter ihrer Mutter – aber…“
    „Dann ist die Sache doch ganz einfach. Die Großmutter ist zweifellos die nächste dazu, sich des Kindes anzunehmen! Siehst du denn nicht ein, daß es Wahnsinn ist, was du tust? Du bist dreiundzwanzig Jahre alt – also beinahe selber noch ein Kind –, und da übernimmst du eine solche – eine solche ganz und gar unnötige Verpflichtung – – “
    „Höre mich an, Carl! Ich habe ihrem Vater versprochen – daß – “
    „Hast du ihrem Vater versprochen, daß sie ständig bei dir wohnen soll?“
    „Ich – ich habe ihm versprochen, daß es Lisbeth an nichts fehlen soll, solange ich gesund bin und arbeiten kann.“
    „Das ist etwas ganz anderes! Laß das Kind zu seiner Großmutter gehen, wo es hingehört, und willst du etwas zum Unterhalt beitragen – dann um so besser! – Meine liebe Steffi! Wenn alles nach Wunsch geht, soll Lisbeth reichlich genug zum Leben haben – auf ein paar Kronen soll es gewiß nicht ankommen – “
    Hätte mir jemand alles das einige Stunden früher gesagt, so wäre ich wahrscheinlich zornig hochgefahren und hätte den Betreffenden ersucht, gefälligst seinen Mund zu halten. Jetzt aber war ich durch die kleine Szene, die sich vor kurzem abgespielt hatte, völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Ich war enttäuscht über den harten Trotz bei meinem kleinen Mädchen, und ich schämte mich, weil Carl es gesehen hatte. Daher war ich außerstande, entschlossen und überlegen aufzutreten, und beschränkte mich gänzlich auf die Verteidigung – noch dazu auf eine recht matte Verteidigung.
    „Steffi“, sagte Carl, als wir Kaffee tranken. „Du weißt, wie lieb ich dich habe. Jetzt darf ich es offen bekennen, denn jetzt bin ich frei. Und nun frage ich dich: Wie steht es mit dir? Hast du mich auch ein wenig gern? Hast du mich so gern, daß du bereit bist, deine gegenwärtige Tätigkeit ganz aufzugeben, um ständig bei mir zu sein? Willst du in meinem Heim die Hausfrau werden? Meine Begleiterin auf meinen Reisen? Die Wirtin, wenn ich Gäste habe? Steffi! Willst du mich heiraten? Und bist du gewillt, es bald zu tun?“
    Mir schwindelte. Ich hatte ja gewußt, daß es einmal kommen würde. Aber jetzt, wo ich so geradezu gefragt wurde und darauf antworten mußte – da wußte ich nicht, was ich sagen sollte.
    Eine ganz leise Stimme in meinem Innern flüsterte wohl: „Welcher Gedanke! Wieder reisen zu können! Paris wiederzusehen! Steffi! Hast du es nicht satt, mehr oder weniger langweilige Übersetzungsaufträge

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