Brausepulver für den Papst
und bedeutete Justin aufzustehen. Justin gehorchte und drehte sich einmal um die eigene Achse. Die kühle Seide schmiegte sich an seine Schenkel wie eine zweite Haut. Die Spitzen der Körbchen massierten seine empfindlichen Brustwarzen. Ein eigenartiges Gefühl durchrieselte ihn. Er konnte es nicht deuten. Angst war es jedenfalls nicht mehr.
Mustafas Augen glänzten. »Sehr schön«, murmelte er. »Aber es könnte noch schöner sein. Setzen Sie sich!« Er deutete neben sich auf die Pritsche.
Justin tat, wie ihm geheißen. Mustafa rückte dicht an ihn heran. Aus den Tiefen seines Umhangs zauberte er ein Kästchen hervor. Erneut stieg Panik in Justin auf. Kam jetzt doch noch der Hirschhornkäfer?
Mustafa öffnete das Kästchen und kippte den Inhalt auf die Pritsche. Heraus purzelten Lidschatten, Wimperntusche, Glanzgel, Lippenstifte, Rouge, Schönheitspflästerchen, kurz alles, was eine Frau braucht, um sich in eine richtige Frau zu verwandeln.
Das kann unmöglich sein Ernst sein!,
dachte Justin. Ehe er weiterdenken konnte, befahl Mustafa: »Augen zu!«
Gottergeben schloss Justin die Augen. Er fühlte, wie Pinselchen über seine Lider glitten, Bürstchen seine Wimpern streichelten, Schwämmchen seine Wangen liebkosten. Das waren ganz neue Reize für ihn. Er schwankte zwischen Unbehagen, Neugier und Aufregung.
Mustafa fasste Justins Kinn und drehte seinen Kopf ein paar Mal hin und her. »Wunderschön«, hauchte er ergriffen.
Justin bezweifelte das, aber als er in den Spiegel blickte, den Mustafa ihm hinhielt, entfuhr ihm ein erstauntes »Wow!« Fast hätte er sich selbst nicht wiedererkannt.
»Ach Justine, ich wusste, dass wir Seelenverwandte sind«, seufzte Mustafa und drückte Justins Hände, die so kalt waren wie die eines Eskimos. »Du und ich, wir teilen das gleiche Schicksal.« Er stand auf und ließ den weiten Umhang fallen. Darunter trug er das gleiche Kostüm wie Justin, nur in Rot und fünf Nummern größer. »Mein Name ist Mustafina. Lass dich umarmen, geliebte Freundin!«, rief er und drückte den sprachlosen Justin an seinen, Pardon, ihren wogenden Busen.
Justin klappte die Kinnlade herunter. Der allmächtige Chef der Khartumer Polizei war eine Frau? Oder eine Frau, die in einem Mann steckte? Oder beides? Oder was …? Justin gab das Denken auf. Hatte sowieso keinen Sinn. Am besten tat er, was man, nein, frau ihm sagte. Das war er ja gewohnt, und vielleicht kam er dann ungeschoren davon.
»Seit Jahren sehnt sich mein Herz nach einer Freundin.« Mustafinas Stimme zitterte vor Rührung. »Nun habe ich dich endlich gefunden, meine kleine Justine.« Wieder umarmte sie Justin und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Lippen.
Justin hielt das Ganze inzwischen für einen Traum. Er konnte nur noch nicht sagen, ob es ein Albtraum war oder feuchte Fantasien.
Mustafina klatschte in die Hände. »Murat! Chalid!«, rief sie.
Die Zellentür wurde geöffnet. Die beiden Polizisten erschienen. Ihre Uniform hatten sie gegen weiße Pluderhosen und bestickte Westen vertauscht. Auf ihren Wuschelköpfen saßen fesche rote Käppis. Murat hielt eine Trommel in der Hand, Chalid eine Flöte.
Mustafina ließ sich erstaunlich graziös auf die Pritsche sinken. Ihre Massen wabbelten und wogten. Der Bürstenschnitt war unter einer perlengeschmückten Haube verschwunden, passend zu ihrem Kostüm. Nur der Schnurrbart und die Stiefel passten nicht recht dazu. Mustafina störte das nicht. Huldvoll hob sie eine Hand.
»Spielt uns eine liebliche Weise«, bat sie. »Meine kleine Freundin möchte uns mit einem Schleiertanz erfreuen. Das möchtest du doch, Justine, nicht wahr?«
Justin zuckte peinlich berührt zurück. Vor Mustafa … äh, Mustafina in diesem Fummel zu posieren, war eine Sache, zumal der Polizeichef, Verzeihung, die Polizeichefin in einer ähnlichen Verkleidung steckte. Aber sich vor anderen Männern dermaßen zu entblößen, ging Justin gegen den Stolz.
Chalid und Murat setzten sich. Mit unbewegten Mienen begannen sie zu musizieren. Das machten sie gut. Offenbar war dies nicht der erste Tanz, zu dem sie aufspielten.
Mustafina zwickte Justin in den knackigen Po. »Möchtest du nicht anfangen, meine Blume?«, fragte sie, klimperte erwartungsvoll mit den Wimpern und reichte ihm einen Schleier.
Justin blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Er nahm den Schleier, hob ihn über den Kopf und schloss die Augen. So sah er wenigstens nichts mehr. Plötzlich musste er an den Tanz denken, den er mit Midian auf
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