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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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haben.«
    »Dann wissen wir ja, wohin der Weg uns als Erstes führen wird«, sagte Leo lächelnd. »Und jetzt lasst mich erst einmal in aller Ruhe aus dem Bett kriechen! Im Augenblick fühle ich mich noch eher wie ein hundertjähriger Greis.«
    Sie ging hinaus, glücklich und verwirrt zugleich.

    Kurze Zeit später hatte er sich gewaschen, rasiert und die Kutte gewechselt, wie sie sogleich bemerkte. Jahre schienen von ihm abgefallen zu sein, wenngleich er das verletzte Bein noch immer nachzog.
    » Fratello cane hat mir eine Erinnerung beschert, die offenbar noch länger anhalten wird«, sagte Leo, als er Stellas fragenden Blick bemerkte. »Das kommt davon, wenn man sich anmaßen möchte, in die Fußstapfen eines Heiligen zu treten. Sogar Francescos Schatten ist viel zu groß für einen armseligen Sünder wie mich – und sein strahlendes Licht erst recht!«

    Fidelis trug die doppelte Last ohne Klage. Allerdings legten sie ungefähr alle drei Stunden eine Pause ein, stiegen ab und liefen eine Weile neben der Stute her, damit sie sich erholen konnte, wenngleich Leo die ersten beiden Tage dabei die Zähne zusammenbeißen musste, da sein linkes Bein noch immer Probleme bereitete. Stellas Vorschlag, er solle besser aufsitzen, während sie durchaus größere Strecken zu Fuß bewältigen könne, lehnte er entschieden ab, wenngleich ihr nicht verborgen blieb, wie oft ihm der kalte Schweiß auf der Stirn stand.
    Niemals hätte Leo zugegeben, wie sehr er ihre Nähe genoss.
    Ihren Rücken zu spüren, der sich beim Reiten vertrauensvoll an seine Brust schmiegte, Stellas schmalen Hals zu sehen, den die gekürzten Haare entblößten, löste Gefühle in ihm aus, für die er sich schämte, die er aber gleichzeitig heimlich genoss. Für ihn hätte dieser Ritt nach Süden noch ewig dauern können, aber da das Wetter anhaltend sonnig blieb, kamen sie erstaunlich schnell voran.
    Die erste Nachtruhe legten sie in Spoleto ein, wo sie
nahe der Kirche Sant’ Eufemia in einer kleinen Herberge Quartier fanden. Fidelis kam in einen winzigen Stall, und auch der Raum für die menschlichen Gäste war so niedrig und schmal, dass kaum mehr als sechs Leute darin unterkamen. Zwischen Leo und Stella machte sich ein dicker Händler aus Rom mit seinem kleinen Sohn breit, und sein röhrendes Schnarchen hielt die beiden den Großteil der Nacht wach, sodass sie am nächsten Morgen reichlich zerschlagen erwachten.
    Der Dicke freilich schien allerbester Laune und ließ es sich beim Frühstück, das aus Brot, Käse und Wasser bestand, nicht nehmen, mit seinen Kenntnissen zu prahlen.
    »Seid Ihr etwa auf dem Weg nach Monteluco?« Seine hellen Schweinsäuglein huschten neugierig zwischen Stella und Leo hin und her. »Kann mir allerdings nicht vorstellen, dass das kleine Kloster auch junge Frauen aufnehmen wird.«
    Stella starrte auf den Tisch, während sie für Leo flüsternd übersetzte.
    »Soll ja ohnehin lediglich eine Handvoll Brüder dort leben«, fuhr der Dicke fort. »Noch schlimmer sieht es allerdings im heiligen Tal von Rieti aus, wo die Einsiedeleien schon bald ganz leer stehen werden, wenn nicht bald etwas Entscheidendes geschieht. Francesco ist noch keine dreißig Jahre tot – und schon gerät sein Vermächtnis in Vergessenheit. «
    »Sagt ihm, dass Franziskus ewig lebendig bleiben wird!« Leos Faust schlug so hart auf den Tisch, dass das irdene Geschirr zu tanzen begann. »Seine Botschaft der Liebe ist unsterblich, gleichgültig, ob irgendwelche Gebäude kürzer oder länger leer stehen.«
    Der zutiefst erstaunte Blick des Kaufmanns verfolgte sie, als sie Fidelis bestiegen und sich durch die dunklen
Gassen der Stadt auf den Weg in die dichten Eichenwälder hinauf zum Kloster Monteluco machten. Keiner von beiden verlor auch nur ein Wort, zu beeindruckend war diese grüne Welt aus Eichen- und Buchenwäldern, die auch beim steilen Anstieg ihre Dichte behielten.
    Kirchlein und Klosteranlage, die sie schließlich erreichten, waren so winzig und windschief, dass Leo so etwas wie Rührung überkam. Doch als Stella ihn eindringlich fragte, ob er hier nicht länger bleiben wolle und sie erst später zu ihm stoßen solle, schüttelte er den Kopf.
    »Wir müssen ins heilige Tal«, sagte er. »Alles andere wäre nur Zeitverschwendung. Irgendetwas sagt mir, dass ich dort fündig werde. Ich weiß nur nicht, in welcher Richtung. «
    Fidelis gönnten sie eine längere Rast, die sie zu ausgiebigem Weiden nutzte, während sie beide im Gras die kärglichen Reste

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