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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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enden würde. Denn eigentlich war es unübersehbar.
    Warum machten dann nicht alle Gebrauch von dem Angebot?
     
    Wie gesagt: Wüste, Araber, mieses Essen, kein Opernhaus.
    Zweitens, kein Sinn für biblische Geschichte.
    Drittens, Heimat ist da, wo man herkommt, und – Hand hoch – wer kam noch gleich aus Palästina?
    Viertens, alles halb so wild.
    Wir haben das im Griff.
    Denn Antisemitismus ist vielgestaltig, meisterhaft in der Tarnung. Während der goldenen Jahre sitzt er im Publikum, beklatscht jüdische Musiker, Schauspieler, Maler und Schriftsteller, gibt den Jovialen.Täuscht, wen und wo er kann. Legt mit der Waffe an, und der Verblendete sieht eine ausgestreckte Hand, und sie blenden weiß Gott nicht schlecht, die Lichter am Berliner Broadway. Mit strahlendem Lächeln fegt der schöne Gigolo durch den Ballsaal, kaum aus dem Tritt zu bringen durch die volkstümliche Marschiermusik, die sich leise, fast unmerklich in den Charleston hineinmischt –
    Nur –
    Nichts geschieht unmerklich.
    Es geschieht, weil man in Narkose nichts merkt, und Deutschland, einig Vaterland, liegt gerade in
    VOLLNARKOSE .
    Doch Rachel und Schalom Kahn lassen sich nicht narkotisieren.
    Weder sind sie gläubig noch mit prophetischen Gaben ausgestattet. Hinreichend, wenn auch nicht übermäßig gebildet. Bekennend jüdisch, aber nicht ideologisch. Sie betreiben ein Geschäft für Eisenwaren, das besser laufen könnte, weshalb Rachel den Damen der feinen Gesellschaft an den Wochenenden wunderschöne Ballkleider näht, die Nachbarn sind freundlich, Feinde hat man sich bislang keine gemacht, jedenfalls nicht dem Vernehmen nach.
    Doch sie erkennen die Fratze, die sich in der Seifenblase spiegelt.
    Also verlassen sie Berlin, während Zwillinge in Rachels Bauch heranreifen, und machen sich auf den Weg nach Palästina, bevor die Braunen das Grauen heraufbeschwören.
    Was ihnen einiges erspart.
     
    Und einiges einbrockt.
    »Ich hasse diesen arabischen Auswurf«, zischt Vera.
    »Halt endlich den Mund«, herrscht die Frau sie an.
    Draußen hellt es jetzt merklich auf. Die Schritte vor dem Stalltor sind verklungen, was nicht unbedingt zu Rachels Beruhigung beiträgt. Wie mit dem Schnarchen, denkt sie. Schalom zum Beispiel, dessen Atemwege den Trompeten von Jericho in wenig nachstehen, doch wehe, er hört auf. Dann liegt sie da und wartet, dass es wieder losgeht, und das ist fast noch schlimmer.
    Es ist noch nicht vorbei.
    Wie zur Bestätigung hustet draußen jemand unterdrückt.
    Stimmen, Geraschel.
    Das Tor ist verriegelt, kräftige Schlösser mit Ketten, doch gegen Äxte, mit Wut geschwungen, bist du machtlos.
    In Hebron haben sie damit die Türen eingeschlagen.

    Rachel packt ihre Heugabel fester.
    Bewegung kommt in den Kuhstall. Frauen ziehen ihre Kinder an sich, drängen sich zusammen, weg vom Tor. Als würde das was nützen. Aber Menschen sind eben auch nur Vieh, von Instinkten getrieben. Sie sieht einen der Halbwüchsigen die Schrotflinte heben, zitternd wie Espenlaub, der Lauf zittert mit, aber gut, Schrot ist nicht wählerisch. Wer es schafft, mit einer Schrotflinte danebenzuschießen, kann sich auch gleich einen Blindenhund zulegen.
    Jemand macht sich an der Verriegelung zu schaffen.
    Der Junge reißt das Gewehr an die Wange.
    Rachel lauscht und –
    »Nein! Nicht!«
    Visionen haben sie während der Stunden gequält, die Leichen ihrer Männer, blutüberströmt, Gestalten in Burnussen darübergebeugt, die ihre Taschen durchwühlen, Schlüssel finden, Einzäunungen niederreißen, Feuer an Holzhütten legen, sich Richtung Stall begeben, bereit zu Vergewaltigung, Folter und Mord, doch jetzt, während das Tor entriegelt wird, erkennt sie die vertrauten Stimmen –
    Sieht, dass der Junge schießen wird –
    Lässt die Heugabel fallen –
    Spurtet los, bahnt sich mit auskeilenden Ellbogen ihren Weg, fliegt zu dem Schützen –
    Das Tor schwingt auf.
    Schalom betritt den Stall.
    Das Krachen der Ladung, als die Flinte losgeht, der Trommelwirbel auftreffenden Schrots.
    Rachels Schrei.
     
    Verehrter Lord Rothschild,
    ich freue mich außerordentlich, Ihnen im Namen der Regierung Seiner Majestät die folgende Sympathieerklärung mit den jüdisch-zionistischen Bestrebungen übermitteln zu können, die dem Kabinett vorgelegt und gebilligt worden ist: Wohlwollend betrachtet Die Regierung Seiner Majestät die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu

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