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Stadt gewesen ist, noch ein paar Dutzend weiterer Krater hinzuzufügen. Sie sitzen in der Klemme, trotz ihrer zahlen- und waffentechnischen Überlegenheit, und müssen zusehen, wie sie ihre blutigen Nasen möglichst rasch aus der Gefahrenzone schaffen.
Einige tun das im Rückwärtsgang.
Schlingernd, in voller Fahrt, rumpeln sie blindlings über alles, was ihnen in den Weg gerät, während die Schützen auf den Ladeflächen, wie Manta-Fahrer in die Sattel ihrer lafettierten MG PK s geschmiegt, weiterhin ohne Plan und Ziel drauflosballern. Zementstaub hängt irisierend im Canyon der Straße, die Gegenseite bleibt keine Erwiderung schuldig, also rennen Hagen, Petter und die anderen Journalisten um ihr Leben, nicht ohne sich rückwärts stolpernd letzte verwackelte Bilder zu sichern.
Und das soll ein Befreiungskampf sein?, denkt Hagen.
Lachhaft.
Eine Stadt befreien, indem man sie pulverisiert.
Sie flüchten um eine Hausecke, kommen hustend und taumelnd zu stehen. Eine Straße von Landebahnbreite kreuzt das Kampfgebiet, ein weiterer der vormals so gepflegten Boulevards, jetzt ein Abbild der Verwüstung: Autos, als habe ein Tsunami sie in die Straße gespült, die hohen, schwanenhalsigen Straßenlaternen wie Halme geknickt, die sorgsam getrimmten Bäumchen entlang des Mittelstreifens zersplittert und in Fetzen hängend. Jedes Haus scheint nur noch die Funktion zu haben, das nächststehende zu stützen und vor dem Einsturz zu bewahren. Eine Todeszone, aber wenigstens fest in der Hand der Übergangstruppen.
Hagen wischt sich die Nase.
Sieht zu, wie die Pick-ups einer nach dem anderen hereinbrettern, mit quietschenden Reifen, Männer von den Pritschen springen, Verwundete in provisorische Ambulanzen verfrachten, die losbrausen, kaum dass sich die Türen geschlossen haben: »Go, go, go!«, gefolgt von » Allahu Akbar !«, Vorkämpfer des Guten im Einklang mit Gott und der Leistungsstärke strapazierfähiger Dieselmotoren.
Fühlt sein Herz hämmern.
Ganz oben im Hals schlägt es, synchron zum Puls der Artillerie.
Wumm! Bumm!
Scheiße, denkt er, ich hab keine Kondition mehr. Keine Puste. Was ist bloß aus mir geworden.
Tom Hagen, schlaff wie ein Rattenschwanz.
»Hey!« Petter. Scheint sich endlich in Erinnerung gerufen zu haben, warum er hier ist, und schießt eifrig Bilder. Macht dabei alberne Tänzelschritte. »Wer zum Teufel war das eben?«
»Wer war was?«
» Kerstin «, äfft Petter ihn nach. » Du fehlst mir .«
»Meine Schneiderin.«
»Deine –« Petter blinzelt. Seine Lider öffnen und schließen sich nacheinander, wie bei einem Gecko.
Hagen spuckt aus. »Hast schon richtig verstanden.«
» Du hast eine Schneiderin?«
Er zuckt die Achseln. Kennt sein Erscheinungsbild. Abgerissen wäre noch geschmeichelt. Jemand, um den er selbst auf der Straße einen großen Bogen machen würde. Wahrscheinlich hätte er ebenso gut behaupten können, Muammar al-Gaddafi sei vor einer halben Stunde mit dem Human Rights Watch Award geehrt worden.
»Besorgt sie’s dir wenigstens besser, als sie näht?«, feixt Petter.
»Wie kommst du darauf, dass sie’s mir besorgt?«
»Wie kommst du darauf, dass wir beschossen werden?«
»Ach was.« Hagen verzieht höhnisch die Mundwinkel. »Das hast du auch schon mitgekriegt?«
Der Norweger lässt die Kamera sinken.
»Was soll das jetzt, Tom?«
Hagen löst sich von der Hauswand. Geht über den aufgerissenen Asphalt hinüber zu den Pick-ups. Die schweren Waffen im Kampfgebiet sind verstummt, nur der trockene Husten einer einzelnen Kalaschnikow tendiert ins Chronische.
»Du verkriechst dich. Das soll es.«
»Bist du beknackt? Die haben Granaten auf uns abgefeuert!«
»Ja, und danach hättest du dich blicken lassen können.«
»Blicken lassen?«
»Deinen Job machen. Fotografieren.«
»Ich mache meinen Job.«
»Offenbar nicht.«
»Hey! Warte mal.« Petter hampelt aufgebracht neben ihm her. »Ich bin nicht der gottverdammte Iron Man , wenn du das meinst. Ich stelle mich nicht in den Kugelhagel und –«
»Du bist mein Fotograf. Oder?«
»Keiner fotografiert im Sperrfeuer von RPG s. Das war Mist, Tom, ehrlich, großer Mist! Den Helden spielen. Auf diese Weise kommt man nicht an gute Bilder, außerdem gefährdest du –«
»Was?« Hagen rastet aus. »Keine guten Bilder?«
»Ich meine –«
»Da!« Hält ihm das iPhone unter die Nase. »Voller Bilder! Exzellente Bilder! Die du hättest schießen müssen, kapierst du das endlich? So was lässt sich verkaufen, nicht der
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