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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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Gesichter der Kinder in den Klassen des toten Lehrers – sie sehen aus wie die verstörten Models in einer sehr tristen Anzeige für Ralph Lauren.
    Unterdessen sitzt Cynthia noch immer in einer Zelle des Polizeireviers. Sie hat dem diensthabenden Beamten endlich klarmachen können, dass sie nicht in New York wohnt, nichts mit der armen Seele zu tun hatte, die im Keller eingesperrt war, und dass sie ja gerade die Person ist, die überhaupt die Polizei gerufen hat. Soweit sie es beurteilen kann, hat man das mehr oder weniger kapiert. Dennoch bleibt sie in Haft, und der einzige Grund dafür ist, dass es eine gewisse Mühe macht, sie freizulassen. Es könnte allerdings auch der Fall sein, dass man fälschlicherweise meint, sie wisse, wo Leslie und die Kinder sind, und werde, wenn sie sich nur noch ein einziges Mal vor den Augen einer anderen Person auf die Kloschüssel setzen müsse, zusammenbrechen und es verraten.
     
    Am nächsten Nachmittag sind Leslie, Adam und Alice am internationalen Flughafen von Newark, wo sie auf die Ankündigung ihres Flugs nach München warten – der ist bereits eine halbe Stunde verspätet, und in jedem Augenblick, in dem sie sich noch in den Vereinigten Staaten befinden, droht ihr heikler Plan zu scheitern. Sobald jemand in ihre Richtung blickt, spürt Leslie einen heftigen Krampf im Magen. Sucht man nach ihr und ihren Kindern? Gehört sie zu den Verdächtigen bei den Ermittlungen bezüglich des Todes von Alex und Michael Medoff? Hat man ihre Kinder als vermisst gemeldet? Oder als entführt?
    Sie nimmt eine der Beruhigungspillen, die Amélie ihr gegeben hat, und würgt sie ohne Wasser hinunter.
    Auf Amélies Rat hin hat Leslie gestern Abend die Schlüssel zu ihrem Haus Rodolfo überlassen. Der hatte den Auftrag, ihre Handtasche mit ihrem Portemonnaie und ihren Kreditkarten zu holen, die, soweit sie sich erinnern konnte, in der Küche lag. Außerdem sollte er die Pässe mitnehmen, obwohl sie sich nicht ganz sicher war, wo die sich befanden. Sie konnte nur raten, dass sie in einer Schreibtischschublade waren, hinter der dritten Tür links im ersten Stock, wo Alex sein Arbeitszimmer eingerichtet hatte (vielleicht war es auch die dritte Tür auf der anderen Seite, der Unterschied zwischen links und rechts ist ihr nicht mehr ganz klar). Im Schlafzimmer lag im Nachttisch ein Briefumschlag mit mehreren Diamanten, sieben oder acht vielleicht, das wusste sie nicht mehr genau. Die hatten Alex und sie aus verschiedenen teils geerbten, teils selbst erworbenen Schmuckstücken herausgebrochen, um sie nach und nach an einen kolumbianischen Händler zu verhökern, der einen kleinen Laden in einem Schmuckmarkt an der Forty-Seventh Street hat. Bestimmt will Kiš Geld haben, und dafür müssen diese Diamanten ausreichen.
    Das Wichtigste war jedoch gewesen: Wenn Rodolfo auch nur den leisesten Verdacht hatte, dass das Haus beobachtet wurde, sollte er einfach vorbeigehen und keinerlei Versuch unternehmen, hineinzugelangen. Sollte die Polizei ihn aufgreifen … es war unerträglich, sich die darauffolgende Katastrophe auch nur vorzustellen. Rodolfo hat Dylan Shapiro, eines der anderen wilden Kinder, als Begleiter ausgesucht, und bevor er gegangen ist, hat er die Hand von Alice ergriffen und geküsst, eine Geste, die er wohl in einem Historienfilm über Ritter gesehen hatte, die ihr Leben für eine Dame aufs Spiel setzen.
    Wie sich herausgestellt hat, brauchte Rodolfo volle drei Stunden, um mit dem dreifachen Schatz aus Leslies Kreditkarten, dem Umschlag mit den Diamanten und den Pässen zurückzukommen. Er war erschöpft, ungewöhnlich schmutzig, und er kam ohne Dylan, der angeblich zum Brunnen im Park gegangen war. Als Amélie ihn gefragt hat, wieso es so lange gedauert habe, ist er ausgewichen. Alice sind winzige, glänzende Glassplitter auf seiner Jacke aufgefallen. Offenbar hat er das Haus nicht durch die Vordertür betreten und ist zwar mit dem Gewünschten zurückgekommen, aber die Sache ist weder glatt noch gut gelaufen. Als sie ihn fragend angesehen hat, hat er nicht einmal versucht, lässig zu wirken, als er den Blick abgewandt hat.
    In der Nacht hat niemand mit Ausnahme von Bernard geschlafen. Amélie hat Leslie beobachtet, als diese ihr Beruhigungsmittel eingenommen hat. Leslie war klar, dass alle wilden Kinder und auch Amélie sie im Blick behalten wollten. Sie hat zwar nichts als eine niederschmetternde Traurigkeit und eine Erschöpfung verspürt, die ihr vorkam wie eine tödliche Grippe, weshalb

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