Brenda Joyce
Leben lang hat er
stirnrunzelnd auf mich runtergeschaut. Aber jetzt kann ich ihn endlich spüren,
und er lächelt! Er ist zufrieden, dass ich meinen Frieden mit ihm geschlossen
hab!«
Francesca sah Maggie an und
versuchte ihr mit ihrem Blick zu verstehen zu geben, dass sie sich nicht
bewegen und den Mund halten sollte. Maggie schien zu begreifen, aber in ihrem
Blick stand eine Frage geschrieben: Und was jetzt? Francesca wusste keine
Antwort darauf.
»Schaut
euch bloß nicht so an«, warnte Lizzie. »Ich bin nicht blöde, o nein. Ich bin
gescheiter als alle anderen – und mein Leben ist der Beweis dafür. Was glauben
Sie eigentlich, warum ich Sie angeheuert hab? Ich wollte, dass Sie die Leiche
finden. Das war Teil meines Plans. Ich wollte die Hinweise ausstreuen wie
Brotkrumen und Sie zu Lincoln führen.«
Francesca starrte Lizzie
entsetzt an. Diese Frau war ein Monstrum.
Maggie brachte es nicht fertig,
den Mund zu halten. »Du bist schrecklich. Keine von uns hätte je gedacht, dass
du ein so kalter und böser Mensch bist. Wir haben dich für ungestüm gehalten,
aber wir hätten nich im Traum daran gedacht, dass du böse bist! Verspürst du
denn überhaupt keine Reue?« Sie verstummte, und Tränen traten ihr in die Augen.
»Ach, halt die Klappe!«,
erwiderte Lizzie barsch. »Dich umzubringen wird mir den größten Spaß machen!
Die heilige Maggie! Unsere große Unschuld, die alle Männer abgewiesen hat – es
ist beinahe so, als wärest du durch unbefleckte Empfängnis an deine vier
Blagen gekommen!«
»Das ist ungerecht!«, entfuhr
es Maggie, die trotz des Messers an ihrer Kehle den Kopf drehte, um die Frau
anzusehen, die sie einst für eine gute Freundin gehalten hatte. »Du weißt
genau, wie sehr ich Joels Vater geliebt hab.«
Lizzie knurrte: »Ich muss
zugeben, dass er dich auch geliebt hat. Ich hab mehr als einmal versucht, ihn
rumzukriegen, aber er hat's nicht zugelassen.«
»Gott steh mir bei, ich hasse
dich«, flüsterte Maggie weinend. »Dafür sollst du in der Hölle schmoren.«
»Von wegen. Ich werde glücklich
und zufrieden in meinem Haus an der Ecke zur 6th Avenue weiterleben«, sagte sie
und wandte sich wieder Francesca zu. »Damit hätten Sie ja jetzt mein
Geständnis, nicht wahr? Aber es wird Ihnen nicht viel nützen. Los, kommen Sie
ins Zimmer rein.«
Francesca rührte sich nicht von
der Stelle. Sie hatte in der Tat Lizzies Geständnis gehört, aber das brachte
ihr gar nichts, wenn sie jetzt dieses Zimmer betrat und Lizzie Maggie und sie
töten würde.
Sie
registrierte, dass das Klopfen aufgehört hatte.
Joel!
Hatte er
möglicherweise von dem anderen Zimmer aus alles mit angehört? Francesca war
sich nicht sicher, da sie sich auf halber Höhe des Flurs befanden und das
Zimmer der Kinder ein ganzes Stück weiter hinten lag. Aber sicher hatte Joel begriffen,
dass man sie eingeschlossen hatte, und gewiss hatte er auch den Schrei seiner
Mutter gehört.
Francesca schöpfte neue
Hoffnung; schließlich war Joel ein kluger Kopf.
»Jetzt
kommen Sie schon, Miss Cahill!«, forderte Lizzie sie erneut auf. »Und falls Sie
irgendwas versuchen sollten, schneid ich ihr die Kehle durch.« Francesca sah
Lizzie an den Augen an, dass es ihr mit dieser Drohung todernst war.
Die Angst
schnürte Francesca die Kehle zu, und sie schluckte, um den Kloß in ihrem Hals
zum Verschwinden zu bringen. Sie versuchte, nicht zu ihrer Pistole zu blicken,
die zu ihren Füßen auf dem Boden lag. »Na schön«, brachte sie schließlich
heraus und trat langsam vor. Francesca und Maggie blickten sich an. Maggie
hatte ganz offenbar immer noch Angst, aber sie machte nun einen ruhigeren
Eindruck und ihre Augen schienen zu fragen: Was soll ich tun?
Francesca
rechnete damit, dass ihre Eltern frühestens eine halbe Stunde später nach Hause
zurückkehren würden, was ihr in diesem Moment wie eine Ewigkeit vorkam. Und
selbst wenn Bragg herausfinden sollte, dass er den falschen Mann verhörte,
würde es ihm wohl kaum gelingen, eher hier zu sein. Sie waren also ganz auf
sich allein gestellt.
Wieder
dachte sie an Joel.
Aber sie
durfte nicht auf ihn zählen, immerhin war er in seinem Zimmer eingeschlossen.
Langsam betrat Francesca Maggies Zimmer, das von zwei kleinen Lampen erleuchtet
wurde. Maggie und Lizzie folgten ihr, und Lizzie versetzte der Tür
einen Tritt, damit sie zufiel.
»Ich werde
Sie ungeschoren davonkommen lassen, wenn Sie Maggie gehen lassen«, sagte Francesca.
»Sie wissen, dass Sie schon lange verschwunden sein
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