Brenda Joyce
Gesicht zu werfen. Francesca
starrte ihr nach. Sie war sich sicher, dass sie die Frau kannte. Diese strebte
auf den Randstein zu, wo drei Kutschen und Braggs Automobil hintereinander
standen.
»Ist das
Lizzie O'Brien?«, fragte Maggie leise.
»Wer?«, hakte Francesca rasch
nach. »Kennen Sie diese Frau etwa?«
Doch
Maggie schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nich sein. Wenn das Lizzie gewesen
wäre, hätte sie mit mir gesprochen.« Ihre Augen füllten sich erneut mit
Tränen. »Außerdem steigt sie in diese Kutsche da.«
Francesca
drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie ein Kutscher in einer
hellbraunen Hose und einer langen, schwarzen Jacke der Frau in einen recht
eleganten Einspänner half. Der Dienstbote kletterte auf den Kutschbock, griff
nach den Zügeln und löste die Bremse.
Francesca wandte sich wieder
Maggie zu und ergriff ihre Hand. »Das alles nimmt Sie furchtbar mit, nicht
wahr? Möchten Sie sich setzen?«
Maggie
schüttelte den Kopf, aber es dauerte einen Moment, ehe sie wieder zu sprechen
vermochte. »Ich komme einfach nich über das weg, was ich gestern in der Zeitung
gelesen habe«, sagte sie.
»Und was
stand da?«
Maggie blickte sie mit ihren
blauen, schmerzerfüllten Augen an. »Als ich zu Ihnen kam, um Sie um Hilfe zu
bitten, Miss Cahill, da hatte ich keine Ahnung, dass derselbe Mann auch
Kathleen umgebracht hat.«
Es dauerte einen Augenblick,
bis Francesca die Bedeutung von Maggies Worten begriff. »Moment mal – Sie haben
Kathleen O'Donnell gekannt?«
Maggie
nickte. »Mary, Kathleen und ich waren gute Freundinnen.« Sie lächelte, als sei
ihr gerade eine schöne Erinnerung in den Sinn gekommen, dann fuhr sie fort:
»Und Lizzie gehörte auch dazu. Aber Lizzie ist vor zwei Jahren weggezogen.
Niemand hat im letzten halben Jahr mehr etwas von ihr gehört.«
Francesca
blickte sie mit großen Augen an. Maggie war eine gute Freundin beider Mordopfer
gewesen? Und alle drei waren arme, allein stehende, fleißige Frauen irischer Abstammung?
Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihr auf. Womöglich war Maggie Kennedy das
nächste Ziel des Wahnsinnigen!
»Ich muss
ihr nicht die Wahrheit sagen«, erklärte Francesca trotzig.
Bragg
verschränkte die Arme vor der Brust. »Falls Ihre Theorie richtig ist, könnte
es der Mörder in der Tat als Nächstes auf Maggie Kennedy abgesehen haben, und
daher haben Ihre Eltern das Recht zu erfahren, was unter ihrem Dach geschieht.«
Sie
stritten mit gedämpften Stimmen vor der Tür zu Andrews Arbeitszimmer. Da es
Montag war, befand sich Andrew schon längst in seinem Büro im Süden Manhattans,
und Julia hatte das Haus zu einer Essensverabredung verlassen. Francesca hatte
darauf bestanden, dass Maggie mit ihr nach Hause kam, und sie in Andrews
Arbeitszimmer geführt.
»Mama wird
einen hysterischen Anfall bekommen, wenn sie erfährt, dass ich an den
Ermittlungen beteiligt bin. Warum kann ich meinen Eltern nicht sagen, dass Maggie
hier bleibt, um die Garderobe fertig zu stellen, die ich bei ihr geordert
habe?«
»Francesca, ich habe zwei
Beamte vor dem Haus postiert!«, rief Bragg verzweifelt.
»Miss Cahill? Commissioner?«
Maggie tauchte im Türrahmen auf. »Sie sagten, Sie wünschten mich zu sprechen.
Es ist schon spät. Ich muss zur Arbeit.« Ihre kornblumenblauen Augen blickten
besorgt drein.
Francesca und Bragg schauten
sich an. Bisher hatten sie Maggie noch nicht erklärt, dass ihr Leben
möglicherweise in Gefahr war und nicht alles wie gewohnt weitergehen konnte.
Bragg seufzte, ergriff Maggies
Arm und führte sie ins Arbeitszimmer zurück. »Mrs Kennedy, es wäre das Beste,
wenn Sie für eine Weile hier bei Miss Cahill bleiben würden. Wir glauben, dass
durch Ihre Bekanntschaft mit Kathleen O'Donnell und Mary O'Shaunessy
möglicherweise Ihr eigenes Leben in Gefahr ist.«
Maggie benötigte einen Moment,
um die Tragweite seiner Worte zu begreifen. »Was? Aber wie kann denn mein Leben
in Gefahr sein? Ich hab doch nich die geringste Ahnung, wer dahinter steckt!«,
rief sie.
Francesca fragte sich, was
Bragg wohl als Nächstes sagen würde und bewegte sich langsam auf die beiden zu.
»Könnte Mike O'Donnell der
Täter sein? Hat er seine Frau gehasst, weil sie sich von ihm getrennt hat?«,
fragte Bragg.
Maggie blinzelte. »Möglich,
dass er Kathleen gehasst hat, aber ich kann mir nich vorstellen, dass er fähig
wäre, sie umzubringen!«
»Wie war
sein Verhältnis zu Mary?«
Maggie wurde noch eine Spur
blasser. »Glauben Sie wirklich,
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