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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 06 - Fallen der Liebe
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Francesca schwieg
ebenfalls.

MONTAG,
31. MÄRZ 1902 – 10:00 UHR
    »Versprich mir, dass du ein braves Mädchen sein wirst.«
    »Ich
verspreche es, Mama«, sagte Bridget O'Neil und errötete. Sie standen auf dem
Gehweg vor dem Haus, in dem sich ihr schäbiges neues Heim befand. Auf
der Treppe des Nachbarhauses saß dieser eigenartige Junge mit dem viel zu
schwarzen Haar und den roten Wangen und starrte zu ihnen herüber.
    »Ich werde zum Abendessen
wieder zurück sein – das heißt, wenn sie mich einstellen«, sagte Gwen und
lachte nervös. »Sie werden dich bestimmt einstellen. Du bist das beste
Hausmädchen, das es gibt«, sagte Bridget ernst.
    Gwens Lächeln erstarb. »Ich habe keinerlei Referenzen, mein
Schatz.«
    Bridget schloss die Augen, kämpfte gegen ihre aufsteigende Wut an,
jedoch vergebens. »Ich hasse den Grafen!«, schrie sie. »Wegen dem muss ich in
dieser schrecklichen Stadt wohnen! Wegen dem is Daddy im Gefängnis! Wegen dem
hast du keine Referenzen. Zur Hölle mit ihm!«
    »Sag so was nicht!«, rief Gwen und Tränen liefen ihr über die
Wangen. »Sprich nie wieder so von ihm!« Sie beugte sich vor und umarmte ihre
Tochter ganz fest.
    Bridget verzweifelte. Es war offensichtlich, dass ihre Mutter den
feschen Grafen liebte, aber sie verstand einfach nicht, warum. Er hatte sie
verführt, sie dazu gebracht, ihr heiliges Ehegelübde zu brechen, und als sei
das nicht schon genug, hatte er auch noch ihre Ehe zerstört. Nun waren sie
allein in einer beängstigenden neuen Welt, an einem Ort, an dem Bridget gar
nicht sein wollte.
    »Er is 'n guter Mensch, mein
Schatz«, flüsterte Gwen. »Ich weiß, das muss für dich schwer zu verstehen sein,
aber das is er wirklich. Er wollte nie, dass uns was Böses zustößt.« Bridget
blickte missmutig zu ihr auf.
    Gwen gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich werde diese Stelle
bekommen, mein Schatz, und dann werden wir heute Abend ein Stück Rindfleisch
auf dem Teller haben, das verspreche ich dir.«
    Bridget wünschte inständig, das möge wahr sein. Es war schon so
lange her, dass sie einen Bissen Rind oder auch nur Hammel gekostet hatte. Bei
der bloßen Vorstellung lief ihr schon das Wasser im Mund zusammen, und ihr
Magen begann zu knurren.
    »Sei ein gutes Mädchen. Mrs Kennedy hat was zum Mittagessen für
dich und Matt, Paddy und Lizzie dagelassen. Ihr ältester Sohn passt auf euch
alle auf, bis eine von uns wieder nach Hause kommt.«
    Bridget schaute zur Treppe hinüber, wo der Junge jetzt vornübergebeugt
dasaß. »Der sagt doch nie was, und seine Wangen sind so rot, und er hilft dieser
Dame. Er is so seltsam, Mam.«
    »Findest du?« Gwen lächelte. »Er is 'n guter Junge, glaube ich,
und hübsch dazu.«
    Bridget errötete. »Der is doch hässlich wie
die Nacht.«
    »Sei nett zu ihm, und benimm dich anständig«, ermahnte Gwen ihre
Tochter und umarmte sie noch einmal. Dann eilte sie davon, um mit der
Straßenbahn ins Stadtzentrum zu fahren.
    Bridget ging an die nächste Straßenecke, lehnte sich gegen einen
schmutzigen Laternenpfahl und blickte ihrer Mutter nach, bis sie sie nicht mehr
sehen konnte. Sie wischte sich die Tränenspuren von den Wangen. Sie hasste es,
wenn ihre Mutter auf Arbeitssuche ging, denn dann war sie wirklich ganz allein
in dieser schrecklichen Stadt namens New York. Starr vor Anspannung sah sie
sich argwöhnisch um.
    Dieser Junge, Joel, war verschwunden. Wahrscheinlich war er hinauf
in die Wohnung gegangen, um sich um seine Brüder und die Schwester zu kümmern.
In gewisser Weise wünschte Bridget, er säße immer noch auf der Treppe. Ein paar
dicke Frauen, die Tüten mit Lebensmitteln trugen, kamen die Straße herauf, und
einige Männer stellten Karren mit Waren auf, die sie am Straßenrand feilbieten
wollten.
    Einer röstete Maronen. Bridgets Magen begann wieder zu knurren. Sie
durfte zwei Pennys ausgeben – genug für eine Marone, aber auch genug für zwei
Pfefferminzbonbons.
    Der Lebensmittelhändler kehrte den Gehweg
vor seinem Laden. Der Schuhmacher öffnete gerade. Hoch beladene Einspänner, deren Fracht mit Segeltuch abgedeckt war, fuhren
die Straße entlang. Auf der anderen Straßenseite spazierte ein Gentleman
vorbei, der völlig fehl am Platz wirkte. Bridget erstarrte. Sie schaute noch
einmal genauer hin, und ihr blieb das Herz stehen. Großer Gott, der Herr sah
aus wie der Graf!
    Einen Moment lang starrte sie ihn entgeistert und ungläubig an,
doch dann bog er um die nächste Ecke und war verschwunden. Endlich konnte sie
wieder

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