Brenda Joyce
Schreck
die Hand vor den Mund, während Solange Calder begrüßte, der offenbar gerade eingetroffen
war. Er reichte einem Bediensteten Mantel und Handschuhe und begrüßte die
Bordellwirtin lächelnd. »Jemand, den du kennst?«, erkundigte sich Dawn.
»Ja«, flüsterte Francesca ängstlich. Sie verschwendete keinen
Gedanken mehr daran, dass Hart ihre Verlobung lösen wollte, sie vermochte nur
noch daran zu denken, dass der Teufel los sein würde, wenn er sie hier sah.
»Calder Hart«, murmelte Dawn, die ihrem Blick gefolgt war. »Er war
vor kurzem schon einmal hier.« Sie schaute Francesca neugierig an.
»Ich muss mich verstecken!«, rief Francesca und wich hinter Dawn
zurück.
Diese drehte sich um und starrte sie an. »Ich glaube kaum, dass du
dich in diesem Kleid verstecken kannst.«
»Da stimme ich ihr zu«, sagte ein blonder junger Mann grinsend.
Seine Augen funkelten vor Bewunderung, und er verbeugte sich vor ihnen. »Mein
Name ist Philip Seymour. Und das Vergnügen ist ganz meinerseits.«
Francesca blickte hektisch an Philip vorbei, und im selben Moment
hatte Hart sie entdeckt. Solange und er hatten gerade die Empfangshalle
betreten, als er wie angewurzelt stehen blieb und sein ungläubiger,
schockierter Blick sich auf sie heftete.
Unter anderen Umständen wäre seine Verblüffung wohl komisch
gewesen.
Doch schon im nächsten Augenblick war jeglicher Ausdruck der
Überraschung aus seinen Zügen gewichen, und sein Gesicht war eine
undurchdringliche Maske.
Francesca kehrte ihm den Rücken zu und schickte ein Stoßgebet zum
Himmel – auch wenn sie gar nicht wusste, worum sie eigentlich bitten sollte.
»Und wie heißt du?«, fragte Philip, griff nach ihrer Hand und
führte sie an seine Lippen.
Er küsste tatsächlich ihre Haut! Francesca vermochte ihn nur
sprachlos anzustarren.
»Ihr Name ist Emerald«, sagte Dawn rasch, »und sie ist neu hier.
»Das sehe ich.« Philip grinste. »Verdammt,
wenn du neu hier bist, kann ich mir dich nicht leisten. Ich werde mindestens
eine Woche warten müssen!«
Francesca zog ihre Hand zurück. Sie brachte nicht einmal den
Ansatz eines Lächelns zustande. Stattdessen warf sie einen ängstlichen Blick
über die Schulter.
Eigentlich hatte sie damit gerechnet, Hart wie einen wilden Stier
auf sich zustürmen zu sehen, doch er plauderte höflich mit Solange und einem
anderen Gentleman, den er zu kennen schien. Erleichterung überkam sie –
zumindest hatte er nicht vor, ihre Tarnung auffliegen zu lassen. Ihre Gedanken
überschlugen sich. Wenn Hart herkam, kurz nachdem Rachael eingetroffen war,
dann hatte man sie hoffentlich für ihn hergebracht. Vor Erleichterung bekam sie
weiche Knie. Hart konnte sich um Rachael kümmern und in Erfahrung bringen,
woher sie gekommen war, ehe er ihr zur Flucht verhalf und sie die Polizei
alarmierte.
»Verdammt. Hart kann deinen Preis mit Leichtigkeit bezahlen.«
Francesca fuhr herum und sah Philip Seymour an. »Es tut mir leid«,
sagte sie. »Das hier ist alles so neu für mich und ich bin heute Abend etwas
nervös.«
Er ergriff wieder ihre Hand. »Schätzchen, du musst dir keine
Sorgen machen. Nicht in diesem Kleid.« Er lächelte und hob ihre Hand erneut an
seine Lippen.
Der Magen wollte sich ihr umdrehen und sie zog ihre Hand rasch
weg, ehe er sie noch einmal küssen konnte. »Bis nächste Woche dann«, versprach
sie mit fester Stimme.
Das schien ihm zu gefallen, obwohl ihr die Fähigkeit des
Kokettierens für den Moment abhanden gekommen war, denn er grinste sie an und
wandte sich dann ab.
»Du musst zusehen, dass du hier herauskommst«,
riet ihr Dawn. »Du hast da eben wie ein verschrecktes Kaninchen ausgesehen.
Du scheinst völlig vergessen zu haben, wie man mit Männern schäkert.«
»Hart arbeitet mit mir zusammen«, sagte Francesca rasch. Dawn sah
sie überrascht an. »Wenn du Hilfe benötigst oder etwas in Erfahrung bringen
solltest, wende dich an ihn. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Rachael heute
für ihn hierhergebracht wurde.«
Dawn nickte. »Allmählich begreife ich, was hier vor sich geht. Wir
sollten uns unter die Gäste mischen. Du solltest dich unter die Gäste
mischen. Und wenn Solange gerade nicht anwesend ist, verschwindest du am
besten.«
Francesca nickte. Würde die Frau nicht mit ihr schlafen wollen,
hätte sie sie umarmt. »Ich danke dir vielmals.«
Dawn lachte leise. »Ich komme darauf zurück, Emerald.«
Ich heiße Francesca«, flüsterte sie.
Dawn stutzte, lächelte dann und
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