Brenda Joyce
damit.«
»Ich hatte gar keine Gelegenheit, deine ... Begleiterin kennenzulernen
– Mrs Davies heißt sie wohl«, setzte sie vorsichtig an.
Er schien nicht zu begreifen, worauf sie
damit in Wahrheit hinauswollte. »Ach, sie ist eine alte Freundin«,
erklärte er wegwerfend. »Ich glaube nicht, dass es dich interessieren würde,
sie näher ...« Er verstummte und starrte sie an. »Francesca, ich habe dir etwas
versprochen.«
»Aber ich hatte ja die Stadt verlassen – und du dachtest, unsere
Verlobung sei gelöst«, erwiderte sie knapp.
Seine Augen wurden groß, ruhten fest auf ihr. »Du solltest doch
wissen, dass ich ein Mann bin, der sein Wort hält!«
Sie wagte ihren Ohren kaum zu trauen. War es
möglich, dass er tatsächlich nicht gleich mit einer anderen Frau ins Bett
gegangen war?
Er ergriff ihre Hand. »Ich habe dir Treue
versprochen. Was wäre ich für ein Mann, wenn ich dieses Wartespiel nicht
durchhalten könnte – wenn der Einsatz so hoch ist?«
Sie vermochte ihn nur anzustarren. Ein freudiger Schauer überlief
sie. »Calder? Ist das jetzt der Augenblick, in dem du mich in deine Arme
schließt?«
Er zuckte mit keiner Wimper. »Nein.«
»Nein?« Sie war mehr als nur überrascht.
»Falls du es nicht bemerkt haben solltest, wir
haben heute Abend unsere kleine Unbesonnenheit im Flur gerade noch einmal ohne
Schrammen überstanden, und dein Vater ist nicht gerade erfreut über unsere
Entscheidung. Ich treffe mich morgen Nachmittag mit ihm bei euch zu Hause,
Francesca, und ich beabsichtige, den Kampf, den ich um deine Hand führen muss,
unter allen Umständen zu gewinnen. Aus diesem Grund werde ich dich in der
nächsten Viertelstunde heil und unversehrt an eurer Haustür abliefern.«
»Papa wird seine Meinung schon noch ändern.
Denn Mama setzt letztendlich immer ihren Willen durch, und sie vergöttert
dich, das weißt du ja.«
»Die gute Julia!«, erwiderte er mit einem
warmen Lächeln. Ihr Herz tat einen Sprung. Er war so hinreißend. Und manchmal
schlichtweg unerträglich. Aber das machte ihr nichts aus – sie wusste, dass sie
ihn am Ende immer überlisten konnte. Das eigentliche Problem bestand darin,
dass er nicht an die Liebe glaubte und sich daran auch niemals etwas ändern
würde.
Sie blickte rasch zur Seite, war über sich
selbst entgeistert, denn mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass wohl alles anders
wäre, wenn er ihr ewige Liebe schwören würde. So, wie Bragg es getan hatte.
Aber Hart würde sie niemals lieben. Er würde ihr ein guter Freund und ein
wundervoller Liebhaber sein, aber mehr würde sie von ihm niemals bekommen.
Er riss sie aus ihren Gedanken. »Wir werden in fünf Minuten bei
dir zu Hause eintreffen, Francesca.«
Sie zuckte zusammen, errötete und vermochte ihm kaum in die Augen
zu sehen. »Ich muss gestehen, ich bin ziemlich müde«, sagte sie.
»Jetzt läufst du also wieder vor mir davon? Warum?« Er fasste ihre
Hand, auch wenn ihr das in diesem Moment gar nicht recht war.
»Es ist ein langer und ein außergewöhnlicher Tag gewesen«, sagte
sie, ohne ihn dabei anzusehen.
»Ja, allerdings. Wusstest du eigentlich, dass ich heute Abend auf
dem Ball sein würde?«
Endlich blickte sie ihn an. »Ja.«
»Und hast du dieses Kleid für mich angezogen?«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Welches Kleid?«
Er lachte. »Das rote hier, das ich dir sofort vom Leib reißen
werde, wenn du es nach unserer Hochzeit noch einmal für mich trägst«, sagte er.
Francesca saß reglos da. Dann sagte sie: »Es ist ein sehr teures
Kleid ...«
»Aber es
ist mein Ernst.«
Sie starrte ihn an, und Bilder schossen ihr durch den Kopf, Bilder
von Dingen, die sie sich im Moment nicht vorstellen mochte.
Er verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln und sagte: »Ich warte
immer noch auf dieses Porträt, das du mir versprochen hast. Sarah und ich
haben es bereits ausführlich geplant.«
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Ihr Puls
raste. »Ich werde so bald wie möglich einen Termin mit Sarah vereinbaren, um
ihr Modell zu sitzen«, sagte sie. Sarah Channing war eine brillante Künstlerin
und eine gute Freundin von ihr. Hart hatte Francescas Porträt bereits vor über
einem Monat in Auftrag gegeben, nachdem er sie in diesem roten Kleid gesehen
hatte, und dabei bestimmt, dass sie es auf dem Gemälde tragen sollte.
»Gut.« Er lehnte sich zu ihr hinüber. »In einem Punkt habe ich
mich allerdings umentschieden.«
»Und welcher
Punkt wäre das?«
»Ich
möchte, dass sie dich nackt
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