Brenda Joyce
ihre Hand. Francesca
begriff, dass sie den Ring gesehen hatte, und errötete peinlich berührt. Hart
sagte: »Ich habe ihnen heute Morgen die Neuigkeit erzählt.«
Als Grace von dem Ring aufschaute und sich ihre Blicke trafen,
wusste Francesca nicht recht, was sie sagen sollte. Grace war zwar weder Ricks
noch Calders leibliche Mutter, aber sie und Rathe hatten die beiden Jungen nach
dem Tod ihrer Mutter Lily bei sich aufgenommen, und Francesca wusste, dass sie
Rick und Calder als ihre Söhne betrachtete.
Und sie war nicht dumm. Bereits unmittelbar nach ihrer Ankunft in
New York hatte sie die ganze Scharade durchschaut – Grace wusste, dass Rick
und Calder um Francescas Aufmerksamkeit wetteiferten. In ihrer Sorge darüber
hatte sie sogar einige deutliche Worte mit Francesca gesprochen. Diese wusste
immer noch nicht recht, wie Grace über die ganze Situation dachte. Sie hatte
ihr unmissverständlich klargemacht, dass es ihr nicht behagte, wenn sich Rick
und Calder wegen einer Frau stritten. Und sie hatte sie ebenso deutlich darauf
hingewiesen, dass Rick verheiratet war und es bleiben würde. Schließlich hatte
sie noch angemerkt, dass Calder dagegen nicht gebunden war.
»Ist es offiziell?«, erkundigte sich Grace
ruhig.
In diesem Moment hatte Rourke endlich den Binder von Francescas
Wunde gelöst. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie gar keine Ahnung hatte,
wie Harts Unterredung mit ihrem Vater ausgegangen war. Sie blickte zu ihm auf.
»Calder! Wie ist eigentlich das Gespräch vorhin verlaufen?« Er lächelte sie
an. »Es ist offiziell, mein Schatz. Allerdings hat dein Vater auf einer
Verlobungszeit von einem Jahr bestanden.«
Es überraschte Francesca nicht,
dass Hart diese Schlacht für sich entschieden hatte. In ihren Augen war er
unbesiegbar. »Ein ganzes Jahr?«, fragte sie bestürzt. Sie sollten mit der
Hochzeit noch ein volles Jahr warten?
»Das ist doch ein geringer Preis für seine Zustimmung, findest du
nicht?«, entgegnete Hart lächelnd, doch in seinen Augen lag ein eigenartiges
Funkeln. Er erriet offenbar, was Francesca durch den Kopf ging.
»Ah, es gibt gute Neuigkeiten«, verkündete Rourke. »Die Wunde ist
Gott sei Dank nicht tief, nur ein oberflächlicher Schnitt. Sie braucht nicht
genäht zu werden.« Er lächelte sie an. »Ich werde sie ein wenig säubern, und
dann wird sie im Handumdrehen heilen.«
»Wird eine Narbe zurückbleiben?«, erkundigte sich Grace. »Nein.
Aber ich schlage vor, dass Sie zur Sicherheit eine Salbe auftragen, Francesca.
Ich würde Doktor Bills Vitamin- und Mineral-Wunderbalsam empfehlen.« Er
reinigte die Wunde jetzt behutsam mit der Laugenseife. »Wie wäre es mit ein
wenig Bettruhe? Durch Ruhe heilt der menschliche Körper schneller, das gibt
den Zellen Gelegenheit, sich zu regenerieren.«
Francesca nickte. »Ich werde es versuchen.«
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass die Schnittwunde an ihrem Hals nicht die
einzige Spur des Überfalls war – ihre Bluse war voller Blutflecken.
Erschrocken wandte sie sich zu Hart um. »So kann ich unmöglich nach Hause
gehen! Wenn meine Mutter oder sonst jemand mich in diesem Zustand sieht,
darf ich nicht mehr aus dem Haus gehen – zumindest nicht, ohne dass mich irgendwer
an die Leine nimmt.«
Hart wandte sich an Grace. »Hättest du wohl eine frische Bluse?«
»Gewiss.« Grace lächelte Francesca an. »Ich habe eine mit hohem
Kragen, die sicher geeignet ist.«
»Vielen
Dank«, flüsterte Francesca.
»Ich würde gern für einen
Moment allein mit meiner Verlobten sprechen«, erklärte Hart.
Rourke zog
eine Augenbraue hoch. Grace zögerte.
»Ich werde sie wohl kaum ein
Jahr vor der Hochzeit kompromittieren«, murmelte Hart.
Grace sagte: »Francesca, ich
würde gern einmal mit Ihnen zu Mittag essen. Hätten Sie morgen Zeit?«
Francesca war auf der Hut. Sie wusste, worum
es hier ging – Grace gedachte sie offenbar auf die Probe zu stellen, und das
Gespräch würde sich um ihre Heirat mit Calder drehen. »Ich arbeite gerade an
einem Fall«, setzte sie an – in der Tat erwartete sie ein arbeitsreicher Tag –,
doch dann gab sie nach. Früher oder später würde sie mit Grace Bragg sprechen
müssen, denn deren Zustimmung war ihr sehr wichtig. Auch wenn sie sich vor
dieser sehr persönlichen Auseinandersetzung fürchtete. »Aber wir können uns
gern morgen treffen.« Sie bewunderte Grace Bragg sehr, fühlte sich jedoch
zugleich von ihr eingeschüchtert.
»Beabsichtigen Sie auswärts zu essen? Ich nehme an, dass Sie
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