Brenda Joyce
im
Stadtzentrum zu tun haben werden. Was halten Sie vom Fifth Avenue Hotel?«
Francesca
nickte.
»Um ein
Uhr?«
»Das wird
sich einrichten lassen«, stimmte sie zu.
»Und ich würde Sie gern morgen Nachmittag noch einmal sehen«,
sagte Rourke.
Francesca kam ein Gedanke. Mit unschuldiger Miene erwiderte sie:
»Ich werde morgen gegen halb fünf oder fünf bei Sarah sein.«
Rourke reagierte gleichgültig, nickte mit unbewegter Miene. »Gut.
Dann werde ich gegen fünf dort vorbeischauen. Guten Abend.« Er lächelte ihr
noch einmal zu und verließ das Zimmer, gefolgt von seiner Mutter.
Ohne die Tür hinter den beiden zu schließen,
setzte sich Hart neben Francesca und nahm ihre Hände. Augenblicklich geriet
ihr Blut in Wallung. Doch er sah sie mit düsterer Miene fest an. »Ich bin sehr
erleichtert, dass es dir gut geht.«
Francesca lächelte. »Ich weiß«, erwiderte sie mit sanfter Stimme.
»Calder – müssen wir wirklich ein ganzes Jahr warten?«
Er lächelte liebevoll und küsste sie auf die Nasenspitze. »Ich
glaube, deine Mutter plant bereits die Hochzeit. Ich möchte bezweifeln, dass es
tatsächlich ein Jahr werden wird.« Neckend fügte er hinzu: »Außerdem hege ich
gewisse Zweifel daran, dass es mir gelingen würde, deinen Verführungsversuchen
ein ganzes Jahr zu widerstehen, mein Schatz.« Nur er allein war imstande, mit einem
so unschuldigen Kuss auf die Nase in ihr Bilder von muskulösen, nackten Körpern
heraufzubeschwören. »Natürlich würde es dir gelingen. Mir ist noch niemals ein
Mensch begegnet, der eine solche Willenskraft besitzt wie du.«
Hart zog die Augenbrauen hoch. »Wie ich sehe, beginne ich endlich
Eindruck auf dich zu machen.« Er legte ihr eine Hand an die Wange. »Ich mag
Schmeicheleien, wenn sie von dir kommen, Francesca.«
Sie hatte das eigenartige Gefühl, dass er sich nach weiterem Lob
aus ihrem Munde sehnte. Dabei war er doch einer der selbstbewusstesten Männer,
die sie kannte, und hatte ihre Anerkennung gewiss nicht nötig. Halb scherzhaft
sagte sie: »Du hast dich heute Abend wirklich heldenhaft benommen, Calder.«
Er lachte. »Nur zu, Liebling, immer schön weiter so.« Er zog sie
an sich und streifte ihre Lippen mit den seinen. »Du hast mir heute Abend einen
furchtbaren Schrecken eingejagt«, murmelte er, und sein Mund berührte erneut
den ihren. »Wird das wohl in unserer Ehe immer so weitergehen? Werde ich mir
ständig Sorgen um dein Wohlergehen machen müssen?«
Sein Mund wanderte tiefer, er küsste nun ihre Halsgrube, dicht
unter dem Verband. Sie begann zu zittern, und ein Feuer entflammte in ihren
Lenden. »Ich fürchte schon«, flüsterte sie und legte seine Hand an ihre Brust.
Doch er zog sie zurück. Als sie die Augen aufschlug, starrte er
sie mit so ernstem Gesichtsausdruck an, dass sie erschrak. »Was ist, was hast
du?«
»Ich habe einen Plan.«
»Einen Plan?« Im ersten Moment wusste sie nicht, wovon er sprach. Sie
nahm an, es ginge um ihre Heirat. »Es gibt da einen Club, der dafür bekannt
ist, mehr als das Übliche zu bieten. Ich selbst bin noch nie dort gewesen, aber
er hat einen gewissen Ruf, und es würde mich nicht überraschen, wenn dort auch
Kinder angeboten würden. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich dem
fraglichen Etablissement einen Besuch abstatte«, sagte er.
Francesca sprang auf. »Das ist eine brillante Idee«, rief sie.
»Werden sie dich denn hineinlassen?« Sie konnte sich vorstellen, dass man zu
derart verderbten Häusern nicht leicht Zutritt bekam.
Er erhob sich ebenfalls. »Mit Geld kann man
alles erreichen, Francesca«, sagte er ohne die Andeutung eines Lächelns.
»Was ist denn los? Dein Plan ist doch einfach perfekt, Calder. Du
wirst dort den übersättigten, verruchten Kerl spielen und dabei versuchen, die
Kinder aufzuspüren oder zumindest etwas über sie in Erfahrung zu bringen!«
»Hoffen wir nur, dass dein Vater niemals davon
erfährt, dass ich mich in einem solchen Schuppen herumtreibe«, sagte er.
Kapitel 9
FREITAG, 28. MÄRZ 1902 – KURZ VOR MITTERNACHT
Leigh Anne
eilte auf das Haus zu. Er folgte ihr langsamer, während Peter das Automobil im
Kutschenhaus abstellte. Als Bragg hinter seiner Frau die Eingangshalle betrat,
rief sie bereits atemlos nach dem Kindermädchen: »Mrs Flowers!« Sie ließ ihren
Chinchillapelz auf einen Stuhl fallen, von dem er zu Boden glitt. Doch sie
bemerkte es gar nicht, sondern hastete weiter zur Treppe und spähte hinauf.
Bragg hob den Mantel auf und hängte ihn in den
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