Brenda Joyce
glaube ich einfach nicht. Grace hat dir ausgeredet, mich zu
heiraten?«
»Nein! Calder, sie macht sich Sorgen, dass wir aus den falschen
Gründen heiraten könnten, und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Sie hat
mich lediglich gebeten, die Sache noch einmal zu überdenken und nichts zu
überstürzen!« Sie sah besorgt, dass er zitterte. Offenbar war er fuchsteufelswild.
»Calder, es ist nicht so, wie du denkst! Sie möchte nur das Beste für dich –
für uns beide!«
»Wie kann sie es wagen, sich in mein Privatleben einzumischen«,
zischte er.
O Gott, hätte sie doch nur nichts gesagt. Sie fasste seinen Arm,
der hart war wie Stahl. »Calder, sie liebt dich, das ist offensichtlich, und
...«
»Sie ist der Ansicht, Rick wäre besser für dich geeignet, nicht
wahr?«, fragte er.
»Nein! Ihrer Meinung nach sollten Rick und Leigh Anne verheiratet
bleiben. Aber sie macht sich Sorgen, dass ich dir wehtun könnte!«, rief
Francesca.
Er starrte sie eine Weile lang ungläubig an, dann wandte er
schließlich den Blick ab. »Das ist doch albern.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung. Aber es ist ganz und gar nicht
albern, dass eine Ehe auf einem Fundament der Liebe gegründet sein sollte.«
Er sah wortlos aus dem Kutschenfenster. Sie fuhren jetzt die Fifth
Avenue hinunter. Wie an jedem Samstagabend herrschte
reger Verkehr, aber sie kamen dennoch zügig voran. Endlich sah er sie
an. »Was das Heiraten angeht, bin ich wohl kaum ein Experte, Francesca. Aber
ich habe in meinem Leben auch schon ein paar Erfahrungen gesammelt und die
eine oder andere gute Ehe gesehen. Eine gute Ehe gründet auf vielen Dingen, und
meiner Ansicht nach sind Respekt, Freundschaft und Zuneigung sehr viel wichtiger
als 'Liebe'.«
»Da bin
ich anderer Meinung«, entgegnete sie leise.
»Du trägst immer noch meinen Ring«, sagte er
ausdruckslos.
Sie umklammerte ihre Hand, unfähig, einen Ton herauszubringen.
Eine halbe Ewigkeit schien zu vergehen, ehe sie gestand: »Ich weiß nicht, was
ich tun soll.«
»Ist dir eigentlich jemals in den Sinn gekommen, dass ich auch
Angst haben könnte?«
Sie blickte ihn verblüfft an. »Aber du ... du scheinst so sicher
zu sein.«
»In einer Hinsicht bin ich mir allerdings sicher: dass ich dich
nicht an einen anderen Mann verlieren darf. Ich werde dich nicht gehen lassen,
Francesca.«
Ein freudiger Schauer überlief sie. »Ich kann mir ein Leben ohne
dich gar nicht mehr vorstellen«, flüsterte sie. »Der Gedanke macht mich ganz
krank. Ich möchte dich auch nicht verlieren. Aber eine Heirat ...« Sie zögerte.
»Grace hat in gewisser Weise recht, und andererseits auch wieder nicht.
Du wirst nicht derjenige sein, dem wehgetan wird.« Tränen stiegen
ihr in die Augen, und ihre Stimme wurde heiser. »Ich werde diejenige sein, die
verletzt wird, weil du mir zu viel bedeutest.«
Ihre Blicke senkten sich ineinander. Eine lange und bedeutungsvolle
Pause folgte. Und dann zog er sie in seine Arme. »Nein.«
Sie schloss die Augen, als ihre Wange seine Brust berührte, er sie
ganz fest an sich zog und sich ihre Körper aneinanderschmiegten. Freude
durchströmte sie. In seinen Armen fühlte sie sich geborgen wie in einem
sicheren Hafen, der umgeben war von einer gefährlich tosenden See. Als er sie
so fest hielt und sie an seiner Brust lag, verspürte sie aufs Neue eine
Dringlichkeit, das vertraute Verlangen.
Er gab ihr einen Kuss auf den Kopf, in der Nähe der Schläfe. »Ich
werde dir nicht wehtun. Ich würde mich viel zu sehr dafür hassen«, sagte er mit
rauher Stimme.
»Ich habe Angst. Angst vor dem, was ich für dich empfinden
könnte, wenn ich es zuließe«, hörte sie sich flüstern.
Er zögerte und seine Umarmung wurde fester. »Dann lass uns Freunde
bleiben, gute Freunde, und wir werden unsere Ehe auf Freundschaft und
Leidenschaft gründen. Was kann daran denn so falsch sein?« Jetzt küsste er ihre
Schläfe.
Sie spürte, wie sich eine Wärme in ihrem
Körper ausbreitete, und begann dahinzuschmelzen. Würde es ihr wohl gelingen,
ihre Gefühle irgendwie in Schach zu halten? Wenn er doch nur nicht so ein
faszinierender Mann wäre. Wenn er doch nur nicht die Fähigkeit besäße, sie zu
verzaubern wie ein Hexer.
Sie blickte auf. »Ich weiß es nicht. Ich kann nicht klar denken,
wenn ich dir so nahe bin.«
Er kleines Lächeln umspielte
seine Lippen. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich dich hinreißend
finde?« Ihr Herz tat vor Freude einen Sprung. »Nein. Aber das gefällt mir,
Calder.«
Da lag
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