Brenda Joyce
bemerkte, zog mit einem grüblerischen Ausdruck die
Augenbrauen hoch.
Francesca ergriff Sarahs Hand. »Aber hast du denn keine Freude an
der Aufführung?«
Sarahs Gesichtsausdruck wurde ein wenig
milder. »Doch, Francesca, durchaus«, sagte sie, aber dann warf sie ihr einen
gequälten Blick zu, der deutlich besagte, Francesca hätte sich nicht einmischen
und sie in eine derartige Lage bringen sollen.
»Rourke? Rourke Bragg? Sind Sie das wirklich?«, rief eine
Frauenstimme.
Francesca
drehte sich um und erblickte eine hinreißende Brünette in ihrem Alter, die
Rourke umarmte. Sie runzelte die Stirn. Diese Wendung gefiel ihr überhaupt
nicht. »Welch eine Überraschung!«, rief die junge Frau. Ihr saphirblaues Kleid
war ebenso atemberaubend wie sie selbst. »Was machen Sie denn hier?« Sie war
offensichtlich entzückt, Rourke zu sehen, und klammerte sich an seinen Arm.
»Ich besuche meine Familie. Aber ich könnte Sie das Gleiche fragen, Darlene.«
Francesca blickte zu Sarah
hinüber, die die beiden unverwandt anstarrte. Sie versuchte sie beruhigend
anzulächeln, aber Sarah war so gebannt, dass sie es gar nicht bemerkte. »Daddy
hat sich entschlossen, dieses Wochenende seine Schwester zu besuchen, deshalb
sind wir alle hier.« Rourke drehte sich um. »Darlenes Vater ist Arzt in dem
Krankenhaus, in dem ich meine Assistenzzeit absolviere«, sagte er und machte
sie alle miteinander bekannt.
Darlene musterte Francesca abschätzend, wobei ihr Blick an dem
Ring hängen blieb, den sie trug. Daraufhin wandte sie sich Sarah zu, die sie
jedoch offensichtlich nicht als Konkurrentin ansah, denn sie widmete sich
sogleich wieder Rourke. »Ich muss Daddy unbedingt sagen, dass Sie hier sind. Vielleicht
können Sie uns morgen Abend beim Essen Gesellschaft leisten.«
»Ich glaube, meine Familie hat andere Pläne«, erwiderte Rourke
höflich, während Francesca angestrengt die Gestik und Mimik der beiden
beobachtete. Ob zwischen ihnen etwas war? Aber es war unmöglich, etwas aus
Rourkes Verhalten herauszulesen.
Hart kehrte mit drei Gläsern Champagner
zurück. »Wie ich sehe, fehlen uns noch einige Getränke«, stellte er trocken
fest.
Darlene sah ihn mit unverhohlenem Interesse an. Francesca nahm ihr
Glas entgegen und gab Hart einen Kuss auf die Wange. Augenblicklich hasste sie
diese Frau. »Vielen Dank, Liebling«, sagte sie.
Hart hatte Darlene kaum eines Blickes gewürdigt. Nun schaute er
Francesca amüsiert an. »Gern geschehen ... Schatz«, murmelte er.
»Darlene, dies ist mein Bruder, Calder Hart. Calder, Darlene
Fischer.«
Hart nickte gleichmütig, offenbar völlig unbeeindruckt von der
Schönheit in ihrer Mitte.
»Kennen wir uns nicht?«, fragte Darlene und
trat näher auf ihn zu. »Sie kommen mir irgendwie bekannt vor, Mr Hart.«
»Das glaube ich kaum«, antwortete er. »Rourke, jetzt bist du an
der Reihe, die Getränke zu holen.«
»Gern«, entgegnete dieser. »Sarah? Würden Sie mich wohl begleiten?
Ich bin schrecklich ungeschickt, wenn es darum geht, etwas so Zerbrechliches
wie Sektgläser zu tragen.«
Sarah zuckte leicht zusammen, errötete und
sagte: »Gewiss.«
Francesca hätte beinahe laut herausgelacht. Rourke und ungeschickt?
Das war wohl schwerlich der Fall. Sie sah zu, wie die beiden sich entfernten. Rourke begann ein
Gespräch, und Sarah antwortete ihm. Francesca beobachtete sie gespannt, und
als Sarah endlich lachte, da lächelte sie. Ihr Plan schien aufzugehen.
Dann bemerkte sie, dass Darlene
sich auf Harts andere Seite gestellt hatte und gerade zu ihm sagte: »Sind Sie
ein Opernliebhaber, Mr Hart?«
Francesca fing ein kokettes Lächeln auf, sah funkelnde Augen und
eine Pose, die Darlenes ohnehin üppigen Busen besonders zur Geltung brachte.
Es begann in ihr zu brodeln. Hart lächelte. »Ich bin ein Liebhaber jeder Kunst,
wenn sie auf hervorragende Weise ausgeübt wird«, sagte er. »Ich habe diese
Inszenierung bereits letzte Woche gesehen, war davon sehr angetan und fand,
dass meine Verlobte ebenfalls in den Genuss kommen sollte.« Er wandte sich
Francesca zu und zog sie an sich. »Gefällt es dir, Liebling?«
Francescas Kehle war wie zugeschnürt, denn in ihr stieg ein Gefühl
auf, das sich verdächtig wie Liebe anfühlte. Sie erkannte, was er bezweckte: Er
gab Darlene zu verstehen, dass er nicht zu haben war. Dafür musste sie ihn doch
einfach lieben! »Es ist ein ganz wunderbarer Abend«, erwiderte sie mit sanfter
Stimme und begegnete seinem Blick. »Ich danke dir.«
»Liebling«,
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