Brenda Joyce
lächelnd.
»Nun, ich wollte nur kurz bei den Burtons vorbeischauen, um mich
zu erkundigen, ob ich in irgendeiner Weise helfen kann«, erklärte er. »Hallo,
Francesca.«
Francesca nickte finster. Sie konnte ihm
nicht in die Augen sehen, nicht jetzt, nicht in diesem Raum, wo seine Geliebte nur
wenige Meter entfernt saß.
Eliza erhob sich plötzlich. »Es tut mir Leid,
ich muss jetzt gehen. Ich werde mich oben etwas hinlegen.« Während sie eilig
das Zimmer verließ, raschelte ihr hellgrüner Seidenrock.
Francesca fragte sich, ob Elizas überstürzter
Aufbruch etwas mit dem Eintreffen ihrer Schwester zu tun hatte, oder ob sie
durch die Last des Kummers schlicht erschöpft war. Wenn sie diejenige war, die
hinter der Entführung steckte, so war sie eine erstaunlich gute Schauspielerin,
denn Francesca war der Ausdruck absoluter Hoffnungslosigkeit in ihren Augen
nicht entgangen.
Nachdem seine Frau das Zimmer verlassen hatte, stellte sich Burton
mit den Händen in den Hosentaschen ans Fenster und blickte in die verschneiten
Gärten hinaus. Francesca bedeutete Bragg mit einer Kopfbewegung, zu ihr zu
kommen, und sie zogen sich in eine Ecke zurück.
»Was gibt es?«, fragte er ohne Umschweife.
Francesca blickte an ihm vorbei zu Montrose
hinüber, der seiner Frau den Arm um die Taille gelegt hatte. Da Francesca das
Gesicht ihrer Schwester nur im Profil sehen konnte, war sie sich nicht sicher,
ob sie darin eine gewisse Anspannung entdeckte, die vorher nicht da gewesen
war.
»Francesca?«, drängte Bragg. Er war ihrem Blick gefolgt und sprach
mit leiser Stimme.
Francesca schenkte ihm wieder ihre
Aufmerksamkeit. »Als ich heute Mittag hier war, ist mir oben in Elizas Wohnzimmer
eine alte Schreibmaschine aufgefallen. Sie steht auf ihrem Schreibtisch, und
ihr Diener sagte, sie benutze sie häufig. Ich glaube, wir haben
möglicherweise die Remington 2 gefunden, Bragg«, flüsterte Francesca.
Als sie erneut zu Montrose und Connie hinüberblickte, fiel ihr
auf, dass ihre Schwester mittlerweile einen nervösen, ja fast ängstlichen
Eindruck machte.
»Vielleicht ist es tatsächlich die Maschine,
die wir suchen«, erwiderte Bragg. »Für den Moment werde ich die Dinge
allerdings auf sich beruhen lassen, denn selbst wenn es so ist, sagt uns das
nichts Neues.« Dann fügte er hinzu: »Die beiden müssen ihre Probleme allein
lösen, Francesca.«
Sie zuckte zusammen und sah ihn an. »Wahrscheinlich haben Sie
Recht«, flüsterte sie. »Aber ich möchte nicht, dass jemand ihr wehtut.«
»Es gibt Augenblicke im Leben, in denen man die Umstände nicht zu
kontrollieren vermag, und dies ist ein solcher Augenblick, Francesca«, sagte
er voller Mitgefühl.
Zum ersten Mal seit dem Beginn ihres Gesprächs blickte sie ihm
fest in die Augen. »Danke, Bragg«, sagte sie. Er lächelte, doch sein Blick war
durchdringend. »Ist das alles?«
Sie zögerte. »Nein.« Dann atmete sie tief
durch und sah, dass Connie und Montrose sie anstarrten. Sie schenkte den beiden
ein Lächeln, ergriff Braggs Hand und zog ihn in den Korridor hinaus. »Ich habe
Neil mit dem konfrontiert, was ich gesehen habe.«
Braggs Augen weiteten sich vor Überraschung. »Ich wünschte, das
hätten Sie nicht getan!«
»Ich hatte keine andere Wahl.«
»Sie hatten eine Wahl«, sagte er
unerbittlich. »Wir haben es hier mit einem sehr gefährlichen und
unberechenbaren Menschen zu tun, Francesca. Ich möchte nicht, dass Ihnen etwas
zustößt.«
Seine Worte ließen sie freudig erzittern. »Montrose hat mir
erzählt, dass Eliza Burton aus tiefstem Herzen hasst. Genau so hat er es
formuliert, Bragg.«
Er sah sie
schweigend an.
»Sie
scheinen nicht überrascht zu sein«, sagte sie.
»Das bin
ich auch nicht.«
Sie straffte die Schultern. »Also wussten Sie es bereits. Sie
wussten, dass Eliza ihren Mann hasst.«
Francesca war verletzt und begriff, dass sie
eifersüchtig war. Auch wenn die Affäre zwischen Bragg und Eliza schon einige
Jahre zurücklag, so hatten die beiden einander doch so nahe gestanden, dass er
sogar jetzt noch wusste, was sie empfand.
»Und steht sie auf der Liste Ihrer Verdächtigen?«, schleuderte
sie ihm entgegen.
»Eigentlich nicht.« Seine bernsteinfarbenen Augen blickten sie
immer noch unverwandt an.
»Eigentlich nicht?«, wiederholte sie ungläubig und fügte wütend
hinzu: »Und warum nicht?«
»Schauen Sie, Francesca« – er seufzte –, »ich
kenne Eliza sehr gut. Wir haben uns über all die Jahre nie ganz aus den Augen
verloren. Man kann ihr
Weitere Kostenlose Bücher