Brenda Joyce
vieles vorwerfen, aber verrückt ist sie nicht. Es gibt eine
Menge Leute, die ihren Ehepartner verachten, und die meisten begehen dann nicht
gleich eine Straftat.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich glaube, Sie wollen
sie schützen.«
»Vielleicht. Aber ist Ihnen jemals in den Sinn
gekommen, dass Montrose Sie bewusst auf eine falsche Spur geführt haben
könnte, um sich selbst zu schützen?«
Für einen Moment schien ihr Herzschlag auszusetzen. »Gewiss.
Dessen bin ich mir durchaus bewusst.«
Bragg nickte.
»Ich habe übrigens noch einen weiteren Verdächtigen«,
sagte Francesca, der es gar nicht gefiel, dass Bragg Eliza zu schützen
versuchte, aber noch weniger, dass Montrose womöglich versucht hatte, sie in
die Irre zu führen.
Er lächelte. »Lassen Sie mich raten.
MacDougal?«
Sie blickte ihn mit offenem Mund an. Dann rief sie: »Und wie lange
wollten Sie das für sich behalten?«
»Ich glaube, Sie haben wieder einmal vergessen, dass es sich hier
um eine polizeiliche Ermittlung handelt. Ich bin nicht verpflichtet, meine
Informationen mit Ihnen zu teilen, Francesca.«
»Es tut mir Leid«, sagte sie bestürzt. »Meine
Schwester hat wohl Recht – ich habe mich da in etwas hineingesteigert.«
»Ich habe die gesamte Belegschaft bereits am Sonntag vernommen,
schon vergessen?«, sagte Bragg. »MacDougal kam mir gleich eigenartig vor.«
»Ist er vorbestraft? Hat man ihn je eines Verbrechens überführt?
Ist er schon im Gefängnis gewesen?«, fragte Francesca wie aus der Pistole
geschossen.
Bragg lächelte. »Die Antwort auf all Ihre
Fragen lautet: Nein. Aber er wurde vor zwei Jahren von heute auf morgen von
seinem früheren Dienstherrn entlassen, und dieser wollte nicht sagen, warum.
Daraufhin haben wir ein bisschen gegraben und sind auf ein Gerücht gestoßen,
wonach er sich mit der besten Freundin der Hausherrin eingelassen haben
soll.«
»Touchdown!«,
flüsterte Francesca aufgeregt.
»Mögen Sie etwa Football, Francesca?«, fragte
Bragg lächelnd.
»Ich habe meinen Bruder dreimal zu einem Spiel des Universitätsteams
der Columbia begleitet und mich dabei recht gut amüsiert.« Sie lächelte
ebenfalls. Die Vorstellung, dass MacDougal womöglich der Wahnsinnige war,
erleichterte sie. »Was werden Sie unternehmen?«
»Wir beschatten ihn seit Sonntag. Aber er hat sich seit der
Entführung völlig unauffällig verhalten. Falls er daran beteiligt ist, muss er
einen Partner haben.«
»Gordino?«
»Möglich.«
Francesca ballte die Hände zu Fäusten. »Bragg, wir drehen uns
ständig im Kreis!«
»Ja, das
tun wir«, erwiderte er mit ernster Stimme.
Als sie den gequälten Ausdruck in seinen Augen wahrnahm, berührte
sie kurz seine Hand. »Nehmen Sie MacDougal fest! Nehmen Sie ihn in die Zange,
wie Sie immer so schön sagen.«
»Ich werde möglicherweise mehr tun als MacDougal festzunehmen«,
erwiderte Bragg, während er seinen Blick über ihre Schulter hinweg in die Ferne
richtete.
Als Francesca sich umdrehte, sah sie, dass Montrose und Connie auf
den Korridor getreten waren.
»Nein!«,
entfuhr es ihr.
»Entschuldigen
Sie mich bitte«, sagte Bragg.
Doch bevor er gehen konnte, ergriff Francesca seine Hand, um ihn
zurückzuhalten. »Nicht jetzt, und nicht hier! Tun Sie, was Sie tun müssen, aber
nicht vor meiner Schwester«, bat sie ihn.
Er blickte sie durchdringend an. »Dann holen
Sie Ihre Schwester und gehen Sie mit ihr nach Hause.«
Der warnende Tonfall in Braggs Stimme war
unmissverständlich. Francesca nickte ängstlich und eilte auf Connie und
Montrose zu.
»Das ist ja sehr interessant«, sagte Connie,
während ihr Blick zwischen Francesca und Bragg hin und her wanderte. Francesca
hatte keine Ahnung, worauf sie anspielte. Sie spürte Panik in sich aufsteigen.
»Con! Würdest du bitte mit mir nach Hause kommen? Ich habe ganz vergessen, dass
ich dir noch etwas zeigen wollte.«
»Na schön«, erwiderte Connie.
Sie warf ihrem Mann einen Blick zu. »Wir sehen uns dann zu Hause?«, fragte sie.
Er nickte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Lass dir Zeit.« Dann lächelte
er. »Was auch immer ihr zwei anstellen werdet, amüsiert euch dabei.«
Francesca
brachte es nicht fertig, zurückzulächeln. Sie nahm ihre Schwester bei der Hand
und ging mit ihr zur Tür. Während sie auf ihre Mäntel warteten, warf Francesca
einen letzten Blick über die Schulter zurück und sah, dass Bragg bereits mit
Montrose sprach. Die beiden Männer machten einen wütenden und
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