Brenda Joyce
viel
zu sensibel, Francesca. Es ist wundervoll, ein so mitfühlender Mensch zu sein,
aber du nimmst dir das Unglück anderer viel zu sehr zu Herzen.«
Francesca brachte ein Lächeln zustande. »Ich
weiß.« Sie verstummte für einen Moment und sagte dann: »Papa, ich glaube, Evan
und Sarah Channing passen überhaupt nicht zueinander.«
Cahills Augenbrauen wanderten in die Höhe, und er nahm wieder in
seinem Schreibtischsessel Platz.
Francesca nickte und beeilte sich
fortzufahren: »Sie ist ganz und gar nicht sein Typ. Du weißt doch, dass er sich
immer zu den schönsten und lebhaftesten Frauen hingezogen fühlt. Sarah ist
wirklich lieb, aber Evan braucht eine Frau mit Temperament, Papa. Da stimmst du
mir doch gewiss zu? Sarah ist viel zu schüchtern. Sie werden einander unglücklich
machen, da bin ich mir ganz sicher!«
Cahill lächelte. »Und du bist natürlich, wie
ich annehme, eine Frau von Welt? Das heißt, eine Frau mit großer Erfahrung,
wenn es um die Beziehungen zwischen Männern und Frauen geht?«
Francesca errötete. »Papa ...«, setzte sie an.
»Francesca, ich bin ganz und gar nicht deiner
Meinung«, unterbrach er sie. »Ich weiß, wie sehr du deinen Bruder liebst, und
dass er in deinen Augen alles richtig macht. Aber er benimmt sich nun einmal
völlig verantwortungslos. Diesem Leichtsinn und dieser Unbekümmertheit muss ein
Ende gesetzt werden, meine Liebe. Es ist an der Zeit, dass er als mein Sohn
und Erbe Verantwortung übernimmt. Ich glaube, dass Sarah genau die Art von Frau
ist, die er braucht – keine temperamentvolle Frau, sondern eine, die ihn in
die richtigen Bahnen lenkt. Ich bin davon überzeugt, dass Evan und Sarah mit
der Zeit die besten Freunde werden. Und das, mein Kind, macht eine wirklich
gute Ehe aus. Nicht das Temperament und nicht die Leidenschaft«, schloss er und
lächelte seine Tochter an.
Francesca
war entsetzt. Sie mochte ihren Ohren nicht trauen. »Papa, du glaubst aber doch
an die Liebe, oder?«
»Gewiss tue
ich das. Aber ich bin eher ein Realist als ein Romantiker, Francesca. Und ich
dachte, das wärst du auch.«
Francesca starrte vor sich hin. Sie hielt sich
in der Tat für eine Realistin, musste sich jetzt aber eingestehen, dass sie
eine viel romantischere Natur besaß, als sie jemals vermutet hatte. »Aber Evan
liebt Sarah Channing doch gar nicht! Wie kannst du ihn nur dazu drängen,
diese Ehe einzugehen?«
Cahill
seufzte. »Er wird sie mit der Zeit schon lieben lernen.«
»Und wenn
nicht? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Evan Sarah jemals
lieben wird, er wird sie mit der Zeit wohl eher verachten. Hast du diese
Möglichkeit auch einmal in Erwägung gezogen?«, fragte Francesca.
»Nein, das
habe ich ehrlich gesagt nicht. Francesca, die Entscheidung ist gefallen. Sarah
ist eine starke und aufrichtige Frau und eine gute Partie für deinen Bruder. Du
wirst mich nicht umstimmen, Herzchen.« Er lächelte erneut.
»Gibt es einen Grund, warum du die Verlobung schon übermorgen
bekannt geben musst?«, fragte Francesca. »Hat das nicht noch Zeit? Warum die
Eile?«
»Ich sehe keinen Grund, damit zu warten«, erwiderte Cahill milde.
»Papa! Bitte verschiebe doch die Bekanntgabe,
ja? Gib Sarah und Evan wenigstens etwas mehr Zeit, sich kennen zu lernen«,
flehte sie, überzeugt, dass sie ihren Willen bekommen würde.
Er schüttelte den Kopf. »Glaubst du wirklich, dass du einen Weg
finden wirst, die Verlobung zu verhindern, wenn wir sie verschieben?«
Francesca errötete. »Evan ist so aufgebracht, Papa! Er mag Sarah
nun einmal nicht.«
»Es reicht, Francesca«, erwiderte Cahill streng. »Die Verlobung
wird am Samstagabend bekannt gegeben werden, und damit ist die Diskussion
beendet.«
Francesca starrte ihren Vater ungläubig an. Er war normalerweise
immer so gütig, für alles offen. Aber bei diesem Thema war das offensichtlich nicht der Fall. »Willst du ihn etwa wegen
seiner Spielschulden bestrafen?«, fragte sie schließlich.
Cahill warf ihr einen finsteren Blick zu. »Nein, mein Kind, das
will ich nicht. Ich versuche seinen Charakter zu korrigieren. Das ist alles.«
»Er hat einen wundervollen Charakter!«, rief
sie.
Cahill erhob sich. Die Röte stieg ihm ins Gesicht. »Francesca, du
brauchst nicht länger auf dem Thema herumzureiten. Die Entscheidung ist
gefallen. Es reicht jetzt.«
»Ich will ja gar nicht darauf herumreiten, Papa«, erwiderte sie.
»Aber immerhin geht es um das Leben meines Bruders – deines Sohnes.«
»Fran, merkst
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