Brenda Joyce
du nicht, dass Papa wütend
wird?«, fragte Connie und stand ebenfalls auf. »Er wird seine Meinung nicht
mehr ändern, und ich glaube, er hat Recht. Sarah könnte wirklich einen
beruhigenden Einfluss auf Evan haben. Ich muss dir übrigens gestehen, dass ich
sie mag.«
Francesca konnte sich nichts Schlimmeres
vorstellen, als wegen eines »beruhigenden Einflusses« zu einer Ehe gezwungen
zu werden. Sie wandte sich erneut an ihren Vater. »Eines möchte ich noch
wissen, und bitte sag mir, dass es nicht wahr ist«, bat sie.
»Und das wäre?«
»Sag mir, dass du ihn nicht wegen seiner Spielschulden zu dieser
Ehe zwingst. Das ist doch gewiss nicht der Fall, nicht wahr, Papa?«
Cahill starrte vor sich hin. Es dauerte eine
Weile, bis er antwortete: »Ich habe das Recht, mit meinem Geld zu tun, was mir
passt. Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet, Francesca. Ich wurde nicht in ein Haus wie dieses
hineingeboren. Meine Mutter hat in einer Spinnerei gearbeitet, mein Vater auf
einer Farm, und es gab kaum genug zu essen, als ich heranwuchs. Später habe ich
hart gearbeitet, um dir, deiner Schwester und deinem Bruder ein komfortables
Leben zu ermöglichen. Warum sollte ich für die Schulden deines Bruders gerade
stehen, die er aus seiner leichtsinnigen Verschwendungssucht heraus gemacht
hat? Ich bin es herzlich leid, mit ansehen zu müssen, wie er das Geld
verspielt, für das ich so hart gearbeitet habe!«
Francesca war betroffen. Sie hatte ihren Vater
noch nie so wütend erlebt und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. »Aber du
zwingst ihn doch wohl nicht wegen seiner Schulden zu dieser Hochzeit?«,
wiederholte sie ihre Frage schließlich.
»Ich bin gewiss nicht der erste Vater, der
seinem Sohn die Bezahlung seiner Spielschulden verweigert«, erwiderte Cahill.
»Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest?«
Francesca starrte ihrem Vater nach, der
sichtlich um Fassung rang, als er das Zimmer verließ. Das Geräusch, mit dem er
die Tür hinter sich schloss, hatte etwas beängstigend Endgültiges an sich, und
Francesca stiegen unwillkürlich die Tränen in die Augen.
»Nun«, sagte Connie, nachdem sie einen tiefen Atemzug getan
hatte, »jetzt können wir sicher sein, dass Evan Sarah Channing heiraten wird.«
Francesca verschränkte die Arme vor der Brust. Sie zitterte. »Ich
habe Papa noch nie so erlebt«, flüsterte sie. »Und was noch viel schlimmer ist,
er erpresst unseren Bruder«, fügte sie mit erstickter Stimme hinzu.
Connie legte den Arm um sie. »Es ist alles gar
nicht so schlimm, wie du es hinstellst, Fran. Es ist doch zu Evans Bestem.«
Francesca war einem Zusammenbruch nahe, sie fühlte sich mental,
physisch und emotional völlig erschöpft. »Aber er wollte sich meinen Standpunkt
ja noch nicht einmal anhören!«, schluchzte sie.
»Komm schon, Kopf hoch, Fran!«, sagte Connie. »Es könnte Evan viel
schlimmer ergehen.«
Da war Francesca anderer Ansicht.
»Ich werde jetzt nach Hause zurückkehren.« Connie gab ihr einen
Kuss auf die Wange.
Francesca fühlte sich wie betäubt. Connie ging
nach Hause – ob Montrose wohl dort sein würde? Oder befand er sich in diesem
Moment schon mit Bragg im Polizeipräsidium? Doch Francesca hatte einfach nicht
die Kraft, sich Gedanken um das Leben ihrer Schwester zu machen, nicht in
diesem Augenblick.
Nachdem Connie gegangen war, trat Francesca
ans Fenster und starrte auf die Rasenflächen hinter dem Haus. Die Dämmerung
hatte bereits eingesetzt, und der Himmel wurde rasch dunkel.
Ihr ging durch den Kopf, dass Bragg und sie
noch keine Gelegenheit gehabt hatten, über das zu reden, was am Morgen in
seinem Haus zwischen ihnen vorgefallen war. Als sie sich wieder vom Fenster
abwandte, fiel ihr Blick auf die Zeitung, die auf dem Schreibtisch ihres Vaters
lag. Es handelte sich um die Spätausgabe der Sun. Francesca ergriff die
Zeitung und las die Schlagzeile auf der ersten Seite. Sie lautete: »E steht für
die Ewigkeit.«
Francesca schnappte nach Luft, und in diesem
Moment wurde ihr schlagartig klar, dass es der verrückte Entführer selbst sein
musste, der die Informationen an die Zeitungen durchsickern ließ.
Nur mit ihrem
Unterkleid bekleidet und mit offenem Haar setzte sich Francesca auf ihr Bett.
Sie war furchtbar müde und spielte mit dem Gedanken, sich zu einem kurzen
Nickerchen hinzulegen.
Doch so erschöpft sie auch war, ihr Verstand wollte
einfach nicht zur Ruhe kommen. Unablässig schossen ihr Bilder und Gedanken
durch den Kopf – Bragg und
Weitere Kostenlose Bücher