Brenda Joyce
Joel.
Francesca blickte ihn verständnisvoll an. »Wer ist der Mann? Wer
hat dir die Nachricht gegeben, Joel?«
»War eigentlich ein ganz netter Kerl. Hieß Mack. Schien nich auf
den Kopf gefallen zu sein und arbeitet wohl für 'nen feinen Herrn.«
»Ist das alles, was du mir sagen kannst?«,
fragte Francesca. Doch dann durchzuckte sie plötzlich ein Gedanke. Mack. MacDougal.
»Na ja, er war Schotte. Und hat wohl eine gewisse Wirkung auf
Frauen«, sagte Joel.
Francesca griff aufgeregt nach seiner Hand. »Joel!
Ich glaube, ich weiß, wer der Mann ist. Könntest du mit mir kommen? Jetzt
sofort? Ich brauche dich, damit du ihn identifizierst.« Sie beschloss, ihre
Seminare erneut zu schwänzen – wofür man sie womöglich vom College werfen
würde.
Joel nickte langsam. »Ich schätze schon.«
»Es ist sehr wichtig«, sagte sie. Die beiden eilten weiter, wobei
Francesca Joels Hand nicht losließ. Ihr Atem bildete dicke Dunstwolken in der
eiskalten Luft.
»Wann und wo hat Mack Verbindung zu dir
aufgenommen?«, fragte Francesca. Ihr schwirrte der Kopf von den vielen sich
überschlagenden Gedanken.
Joel zuckte mit den Schultern. »An dem Morgen neulich. Auf der
Straße. In der Nähe der Stelle, wo ich auf mein Geld warten sollte.«
Francesca blieb vor dem Grundstück der Burtons
stehen und starrte auf die geschlossene Haustür. Was sollte sie jetzt nur tun?
»Arbeitet er hier?«, fragte Joel.
Francesca nickte. Die Vorstellung, MacDougal
gegenüberzutreten und ihn damit zu konfrontieren, dass sie von der Nachricht
wusste, die er Joel gegeben hatte, versetzte sie in Aufregung. »Wir können
schlecht einfach höflich anklopfen und nach MacDougal fragen. Dann wüsste er,
dass wir der Wahrheit auf der Spur sind. Nein, ich muss mir etwas einfallen
lassen, wie wir heimlich ins Haus gelangen, um einen Blick auf ihn zu werfen.«
Joel kicherte. »Kommen Sie nur mit, Miss«, sagte er, während er
schon auf das Gebäude zueilte.
Francesca folgte dem Jungen, der sich dicht an der seitlichen
Hauswand entlangschlich, und fragte sich, was er wohl vorhaben mochte.
Sie sollte es bald erfahren. Nachdem er sein
Glück an drei Fenstern versucht hatte, entdeckte er eines, das einen Spaltbreit
offen stand. Joel grinste Francesca an und drückte das Fenster ganz auf. Dann
kletterte er scheinbar mühelos auf das Fenstersims, bedeutete Francesca, ihm zu
folgen, und verschwand im Innern des Hauses. Sie mochte kaum glauben, was sie
im Begriff war zu tun, doch sie hatte keine andere Wahl. Mit klopfendem Herzen
schürzte sie ihren Rock, schwang ein Bein über das Sims und stellte fest, dass
es schwieriger war, als sie gedacht hatte, das andere Bein nachzuziehen. Mit
Hilfe von Joel, der von innen an ihr zog, gelang es ihr schließlich, ins Haus
zu klettern, doch sie stieß sich dabei den Kopf am Fensterrahmen.
Dann hockte sie sich neben Joel auf den Boden, in der Erwartung,
dass jeden Moment die Tür auffliegen und jemand sie entdecken würde. Aber
nichts geschah.
Als sich ihre Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, stellte
Francesca fest, dass sie sich in einem kleinen Salon befanden, den sie nie
zuvor gesehen hatte. Sie nahm an, dass er genau neben der Bibliothek lag.
»Und jetzt?«, flüsterte sie.
»Jetzt machen wir uns auf die Suche nach Ihrem Freund MacDougal«,
sagte Joel.
Das klang nicht besonders verlockend, aber
Francesca sprach sich selbst Mut zu und nickte. Da es noch so früh am Morgen
war, hielt sich Eliza vermutlich noch in ihren Privaträumen auf. Burton nahm
möglicherweise gerade sein Frühstück zu sich, doch mit etwas Glück hatte er das
Haus sogar bereits verlassen.
Francesca und Joel schlichen zur Tür des kleinen Salons und
öffneten sie einen Spaltbreit. Der Korridor war leer, die Tür auf der
gegenüberliegenden Seite geschlossen.
Sie lauschten, konnten aber keine Geräusche
hören.
»Ich glaube, die Küche liegt dort hinten«,
flüsterte Francesca und wies auf eine Ecke, von der aus ein weiterer Flur ins
Innere des Hauses führte. »Lass uns in die Richtung gehen.«
Joel nickte. Sie verließen den Salon und
hasteten den Flur entlang. Als sie plötzlich Stimmen und das Klappern von
Töpfen und Pfannen vernahmen, blieben sie abrupt stehen. »Ich schleiche zur
Küche und versuche, einen Blick hineinzuwerfen«, flüsterte Francesca. »Wenn
MacDougal da ist, komme ich zurück, und du schleichst hin und schaust ihn dir
an. Dann kannst du mir sagen, ob er dieser Mack ist oder nicht«,
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